Prinz für die Köchin
gewissen Jemand in seinem Zimmer treffen …«
Imogen nickte und hatte das Gefühl, wieder in der Spur zu sein. Amaury. Natürlich.
»Verstehst du, mit einem Mann «, betonte Bunny geduldig.
»Ja, Bunny. Ich weiß.«
»Du meinst, du hast es dir schon gedacht?«
»So schwer war das nun auch wieder nicht. Ich habe doch gesehen, wie ihr euch angeschaut habt.«
»Wirklich?« Bunny war verdutzt. »Und ich dachte, wir wären unheimlich diskret gewesen. Eigentlich sollte es noch ein bisschen länger geheim bleiben.«
Irgendetwas an dieser Formulierung ließ es ganz hinten in Imogens Gedächtnis klingeln, doch im Moment wusste sie nicht mehr, wo sie das schon einmal gehört hatte. »Warum denn?«, fragte sie. »Warum musste es geheim bleiben?«
»Ach, komm schon, Imogen. Das kannst du dir doch wohl denken, bei der Vorgeschichte.«
Imogen blinzelte. Vielleicht hatte sie hier ja etwas falsch verstanden, aber laut Bunny waren sie und ihr Cousin doch nur entfernt miteinander verwandt.
»Es war so etwas, wogegen man einfach überhaupt nichts machen kann.« Bunny schlang die Arme um den Körper. »Verstehst du, er ist einfach so unheimlich männlich.« Sie errötete und schlug die Hände vors Gesicht.
Erstaunt starrte Imogen sie an. Männlich?
»Die Sache ist die, er ist genau wie Rhett Butler«, fuhr Bunny mit einer Art verblendeter Dringlichkeit fort, »nur dass er auch noch Französisch spricht.«
Imogens Augenbrauen klommen stirnwärts. Sie hatte Vom Winde verweht nie gesehen und auch den Roman nicht gelesen, doch schien ihr Amaury mit Rhett Butler auf den ersten Blick wirklich nichts gemeinsam zu haben. Das zeigte mal wieder, dass man keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte.
Bunny biss sich auf die Lippe. »Es ist wie, oh, du kennst doch diese Szene in dem Film, wo er sich total besäuft, weil er sie so fürchterlich liebt und sie nicht mit ihm ins Bett gehen will, und dann lässt sie ihn abblitzen, und er hebt sie einfach hoch und trägt sie die Treppe rauf.«
»Ich kann’s mir ungefähr vorstellen.«
»Hach, ist das toll. Das ist meine absolute Lieblingsszene in dem ganzen Film«, meinte Bunny träumerisch. »Also, es war jedenfalls irgendwie so ähnlich.« Sie reckte sich katzenhaft und lächelte. »Aber er ist auch ein richtiger Gentleman«, fuhr sie fort, während ihre Züge eine erheiternde Kehrtwendung in Richtung große Augen und sittsame Tugend machten. »Und wir haben auch noch jede Menge andere Gemeinsamkeiten.«
»Na ja, natürlich«, tastete Imogen sich zurück auf vertrautes Terrain. »Zum Beispiel sein Interesse an deiner Kunst.«
»Ja! Weißt du, für ihn ist das eine völlig neue Welt – es ist echt süß.«
»Und dass er so viel über das 18. Jahrhundert weiß. Und dass er so ein Weinliebhaber ist und eine Vorliebe für die haute cuisine hat .«
»Also, ich weiß nicht so recht, Imogen«, erwiderte Bunny und furchte die Stirn. »Normalerweise ist er mit einer Schale Maronenmus vollkommen zufrieden. So ähnlich wie Buddy und seine Maisgrütze, weißt du?«
»Maronenmus? Isst man das nicht –«
»In Korsika, ja. Er sagt, das erinnert ihn an zu Hause.«
»Dann redest du also nicht von Amaury«, stellte Imogen nach einer kurzen Pause fest. Sie kam sich ziemlich blöd vor.
»Amaury! Nein! Großer Gott, an den habe ich nie so gedacht, und außerdem …« Sie stockte und sah Imogen eindringlich ins Gesicht. » Hey, ich dachte, du hast das alles mitgekriegt.«
»Ehrlich gesagt wohl doch nicht«, gestand Imogen. »Aber ich glaube, jetzt hab ich’s kapiert. Du warst mitten in der Nacht auf dem Weg in Enzos Zimmer.«
»Genau.«
Als sie an ihr Gespräch mit Enzo über die Party zurückdachte, begriff Imogen plötzlich, dass er von Bunny geredet hatte. Sie, nicht Faustina, und natürlich auch nicht sie selbst, war seine »Liebste«. Also hatte er, als er von einem Spiel gesprochen hatte …
»Bunny – auf deiner Party, hat Enzo da eigentlich beim Limbotanzen mitgemacht?«
»Oh, natürlich! Da hat ja alles angefangen. Er hat das so toll gemacht, und ich habe bloß dagestanden und ihn angeglotzt, verstehst du, seinen Körper … Und dann hat er mir am nächsten Tag eine E-Mail geschrieben, und wir haben angefangen, uns heimlich zu treffen, weil wir uns solche Sorgen gemacht haben, wie Faustina wohl reagiert.«
»Ich verstehe. Also, was ist gestern Nacht passiert?«
»Na ja, Faustina war gerade unterwegs, um sich –«
»Auch mit Enzo zu treffen?«, entfuhr es Imogen, die auf der
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