Prinz für die Köchin
versiegten, war ihr Gesicht verquollen und tat weh.
Mitch und Gene waren sehr lieb gewesen, waren nachts in ihr Zimmer gekommen, wenn sie sie im Schlaf schluchzen hörten, um bei ihr zu sitzen und ihre Hand zu halten.
Als sie von der Lage ihrer jungen Freundin erfuhr, umarmte Daphne Imogen fest und schlug vor, dass sie sich vielleicht ein paar Tage freinehmen sollte; des Weiteren bot sie an, sie von sämtlichen Verpflichtungen hinsichtlich der Hochzeit zu entbinden. Doch Imogen war wild entschlossen weiterzuarbeiten und wie versprochen die Hochzeitstorte zu backen, und nach einer Weile gab Daphne nach.
»Hey, weißt du was – wegen deiner Geburtstagsfeier?«, fragte Bunny fröhlich, während Imogen auf Mitchs Sofa saß, den Arm um Monty geschlungen, und so tat, als folge sie einer ganz besonders dümmlichen Varietévorstellung im Fernsehen.
Doch Bunny ließ nicht locker. »Ich hatte ja eigentlich geplant, dass wir bei mir feiern, aber würdest du lieber ausgehen? Wir können gehen, wohin du willst. Gibt’s irgendein fantastisches restaurant gastronomique , das du gern mal ausprobieren möchtest? Oder soll ich uns irgendwo einen Tisch reservieren und geheim halten, wo?«
»Nein, danke – bloß keine Überraschungen«, antwortete Imogen mit gewaltiger Anstrengung. »Mach dir keine Mühe, Bunny.« In Wahrheit hätte Imogen die Party am liebsten ganz und gar abgesagt, doch sie brachte es nicht über sich, ihre Freundin zu enttäuschen. »Ich freue mich drauf, bei dir zu feiern«, fuhr sie resolut und definitiv nicht der Wahrheit entsprechend fort. »Und ich koche wirklich gern etwas für uns alle. Aber ich bin nicht in Stimmung für eine Riesenfete.«
In der Hoffnung, ihre Freundin per Schocktherapie aus ihrer Melancholie herauszuholen, versuchte Faustina es am nächsten Nachmittag mit einer anderen Methode. »Ich habe dich ja vor Märchenprinzen gewarnt«, meinte sie, als sie mit den Hunden spazieren gingen. »Weißt du noch?«
»Ja, das weiß ich noch«, gab Imogen zu.
»Du tust mir wirklich leid«, verkündete Faustina. Sie blieb jäh stehen und stellte sich Imogen in den Weg. »Aber irgendjemand muss dir die Wahrheit sagen.«
»Und was ist die Wahrheit?«
»Er hatte eine Zeitlang seinen Spaß mit dir, und jetzt ist es vorbei.«
Schweigend starrte Imogen ihre Freundin finster an.
»Das hier ist das richtige Leben, okay?«, fuhr Faustina gelassen fort. »Und so verhalten die Menschen sich nun mal im richtigen Leben. Hab ich auch schon gemacht, genau dasselbe. Manchmal wird’s einem eben langweilig.«
»Er hat gesagt, dass er mich liebt«, sagte Imogen und schaute aufs Meer hinaus.
»Oh, bitte! Das ist doch der älteste Trick …«
»Nein! So war es nicht!«
»So viele Menschen sagen das ganz automatisch, wie Hallo und Danke schön. Nur um höflich zu sein.«
»Okay.« Imogen wandte sich wieder zu ihrer Freundin um. »Danke schön für … was immer das war. Wollen wir weitergehen? Es ist kalt.«
Das Leben ging weiter, fand Imogen, und ließ sie hinterherstolpern. Bastien zum Beispiel hatte als Schulter zum Ausweinen nicht zur Verfügung gestanden. Vor Kurzem war er zur Vernunft gekommen und hatte, als sie beide als Aushilfen im Koud’Soleil gearbeitet hatten, einen genauen Blick auf Larissa geworfen, die schon lange vor Imogens Ankunft in ihn verliebt gewesen war. Jetzt war klar, warum sie l’Anglaise so feindselig begegnet war. Das Ganze hatte sich rapide entwickelt, und im Augenblick waren sie damit beschäftigt, eine gemeinsame Wohnung zu suchen. Und Larissa, nunmehr glücklich verliebt, war reizend zu Imogen – eine willkommene Veränderung nach Monaten des kalten Krieges.
Und was Cheyenne betraf, dessen unkomplizierte Gutmütigkeit und aufmunternde Musikauswahl ein willkommenes Gegenmittel gewesen wären, der hatte sich vorübergehend mit einer neuen Freundin auf die Malediven abgesetzt.
Eins heiterte sie jedoch ein wenig auf: Dimitris Namen auf dem Display ihres klingelnden Handy zu erblicken. Da er nach Nizza gezogen war, hatte er keine Ahnung, was sie gerade durchmachte, und als sie mit ihm sprach, gelang es ihr sogar, ein wenig Pep in ihre Stimme zu legen, anstatt sich so matt und elend anzuhören, wie ihr zumute war. Zum Glück war Dimitris Selbstbewusstsein so ausgeprägt, dass er sich für ihr Privatleben nicht weiter interessierte.
»Ich fahre ein paar Tage nach Hause in die Bretagne, bevor die Saison richtig losgeht«, sagte er. »Wollen wir uns vorher vielleicht noch mal
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