Prinz für die Köchin
treffen? Komm und schau dir das Restaurant an. Ich koche dir was zum Mittagessen.«
»Wirklich?« Imogen fühlte, wie sich ihre Züge entspannten, zum ersten Mal seit Tagen. »Was denn? Überrede mich.«
»Linguine mit Jakobsmuscheln und Orangensauce?«
»Okay. Und dann?«
»Ossobuco?«
»Ja. Nachtisch?«
Er schwieg einen Moment, dann meinte er bedächtig: »Du solltest mal diesen unglaublichen Parmesan probieren, den einer von den Köchen aus Italien mitgebracht hat. Imogen?«
»Ich bin noch da.«
»Vielleicht mit vin santo und ein paar von meinen Rosmarincrackern. Du weißt schon, zum Dippen.«
»Sehr gut. Weiter.«
»So langsam fühlt sich das hier an wie Telefonsex. Ich sollte dich öfter anrufen.«
»Idiot«, erwiderte Imogen nicht ohne Zuneigung.
»Also, kommst du?«
Sie würde sich für ein paar Stunden aus ihrer schmerzlichen Zwangslage lösen, würde in eine einfachere, hellere Realität eintreten, wo sich die Gespräche um Dimitris berufliche Aussichten und die Feinheiten der italienischen Küche drehten. Warum nicht?
»Ja«, antwortete sie entschieden. »Kann ich Freitag kommen? Das ist mein Geburtstag.«
»Dein Geburtstag, wirklich? Ich warne dich, wenn das so ist, dann werde ich dich ordentlich abfüllen.«
57
Als Imogen, die Arme um Monty geschlungen, in ihrem ungewohnten Schlafzimmer in Bunnys Villa lag, wurden ihr nach und nach Anzeichen von regem Treiben vor ihrer Tür bewusst. Es hörte sich an, als wären Bunny und ihre anderen Gäste – Amaury, Faustina, Enzo, Mitch und Gene – allesamt hellwach. Zum einen klingelte andauernd das Telefon, und alle möglichen Leute liefen die Treppe hinauf und hinunter und eilten in die Zimmer der anderen und wieder hinaus. Was war denn da los?
Sie setzte sich auf, rieb sich das Gesicht und überlegte, ob es vielleicht eine gute Idee wäre, sich die Haare zu waschen und sich heute ganz allgemein ein bisschen Mühe zu geben. Schließlich hatte sie Geburtstag. Und außerdem wollte sie, obwohl sie es ganz bestimmt nicht auf Dimitri abgesehen hatte, nicht unbedingt wie eine ertrunkene Ratte aussehen, wenn sie in Nizza auftauchte. Das war der Eindruck gewesen, den sie gestern Abend gehabt hatte, als sie sich zum ersten Mal seit Tagen im Spiegel betrachtet hatte.
Später, als sie zum Frühstück herunterkam, hörte sie Gelächter und fand Bunny und Faustina in der Küche vor, wo sich beide in einem spektakulären Lachanfall aneinanderklammerten. Eine Weile starrte Imogen sie an und war froh, dass die Spannungen, die sie seit einer Weile zwischen ihren beiden Freundinnen bemerkt hatte, anscheinend verflogen waren. Doch sie fragte sich auch, was hier eigentlich vorging.
»Imogen«, gelang es Bunny schließlich zu kreischen, nachdem sie sich verzweifelt bemüht hatte, zu Atem zu kommen.
»Ja. Hi.«
»Oh … Gott … ich … gehe … nur … mal … kurz … Luft … schnappen«, japste Faustina und wischte sich die Augen, ehe sie eilig den Raum verließ.
»Alles okay?«, erkundigte sich Imogen nach einiger Zeit.
Bunny saß am Tisch, den Kopf in die Hände gestützt. Sie gab fast keinen Laut von sich, aber ihre Schultern bebten noch immer. Endlich blickte Imogens Freundin zu ihr auf, schluckte eine letzte Lachblase hinunter und sagte: »Alles super.«
»Schön.«
Ohne Vorwarnung schlang Bunny plötzlich die Arme um Imogen und drückte sie heftig. »Oh, heute ist wirklich ein toller Tag!« Strahlend sackte sie auf ihren Stuhl zurück. »Mann! Und eine tolle Nacht.«
»Wieso?«, wollte Imogen wissen und schüttete ohne große Begeisterung Cornflakes in eine Schale. »Was war denn gestern Nacht?«
»Na ja, ich war mit Faustina im Bett.«
»Wirklich?« Imogen legte den Löffel hin. »Da bin ich ja schon ein bisschen überrascht.«
»Nicht so überrascht, wie ich es war, Schätzchen, das kann ich dir sagen.«
Sie sahen sich an, und Bunny grinste.
»Dann ist das also kein Witz«, stellte Imogen fest und kniff die Augen zusammen. »Es ist wirklich passiert.«
»Jawohl.«
»Also …«, setzte Imogen behutsam an. Ihre Cornflakes waren inzwischen vollständig in Vergessenheit geraten. »Wer von euch beiden hat denn den Anfang gemacht?«
»Oh Mann, nein!« Bunny kicherte, und ihre Hände fuchtelten wild in der Gegend herum. »Doch nicht so.«
»Nein?«
»Nein. Sie hat gedacht, ich wäre jemand anderes, und ich auch.«
»Wie meinst du das?«
»Na ja, verstehst du …«, begann Bunny kokett. »Ich wollte mich mitten in der Nacht mit einem
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