Prinz für die Köchin
äußersten Stuhlkante hockte. Also hatte die arme Faustina die beiden bestimmt in flagranti überrascht.
»Nein, nein, Schätzchen.« Bunny strahlte sie an. »Nicht Enzo. Mit Amaury.«
Was? Noch mehr bizarre Verwechslungskomödien? Allmählich kam Imogen sich vor, als sei sie versehentlich auf den Set von C’est compliqué, la vie! geraten. Damals hatte sie den Film als reine gallische Fantasievorstellung abgetan, jetzt jedoch erschien er ihr wie ein Meisterwerk des Realismus. Amaury und Faustina? Tatsächlich? Ungläubig zog sie die Brauen zusammen, und dann fiel ihr wieder ein, wie der anscheinend völlig betörte Amaury ihr im Hochzeitssaal etwas von einer neuen Welt voller Farben, Feuer und Musik vorgeschwafelt hatte, die auf ihn wartete. Und dann dieser allmähliche Wandel in Faustinas Kleidungsstil und ihre sehnsüchtigen Ausführungen über den altmodischen Charme der Ritterlichkeit. Und wie Amaury in der Bar des Hôtel de la Plage Faustinas Hand an seine Lippen gezogen hatte, und zwar ohne jene steife Förmlichkeit, die er sich für offizielle Anlässe vorbehielt. Weil, ging es Imogen jetzt auf, sie einander damals schon so nahegekommen waren, dass es für ihn ein unbewusster Reflex war, ihre Berührung zu suchen.
»Guten Morgen, Gentlemen«, sagte Bunny, als Gene und Mitch im Bademantel in die Küche geschlurft kamen. Imogen lächelte sie an, und beide kamen zu ihr und drückten kurz ihre Schultern.
»Verstehst du, Imogen, das hat alles angefangen, weil Faustina Amaury beschattet hat, so ähnlich wie ein Detektiv«, nahm Bunny den Gesprächsfaden wieder auf.
»Ja«, warf Imogen ein, »sie hat sich Sorgen gemacht, dass er vielleicht in Wirklichkeit gar nicht dein Cousin ist.«
»Sie hat’s mir erklärt. Jedenfalls hat er nach einer Weile mitbekommen, dass sie ihm durch ganz Montpellier nachgespürt hat, also hat er hinter einer Straßenecke auf sie gewartet und sie erwischt!«
»Das war bestimmt peinlich«, bemerkte Imogen.
»Gar nicht mal so sehr. Sie hat ihn mit ihrem Verdacht konfrontiert, und er fand sie einfach unheimlich süß, er hat sich gar nicht mehr eingekriegt vor Lachen. Also hat er sie zum Mittagessen eingeladen, und eins hat zum anderen geführt. Amaury könnte offenbar sogar einen Eiszapfen bezirzen, aber Charme liegt bei uns natürlich auch in der Familie«, schloss sie mit entwaffnendem Strahlelächeln.
»Unverkennbar.« Imogen lächelte ebenfalls. »Also … gestern Nacht?«
»Ach ja. Also, verstehst du, was Faustina und ich nicht wussten, war, dass Enzo und Amaury hier unten gerade ein Von-Mann-zu-Mann-Gespräch hatten und alles geklärt haben. Ist das nicht süß? Sind Männer und wie sie das Leben anpacken nicht einfach toll? Also, ich bin jedenfalls zuerst in Enzos Zimmer geschlichen und sie in Amaurys, aber sie waren nicht da. Und dann hat Faustina gedacht, sie hätte das falsche Zimmer erwischt, weil sie sich ja hier im Haus nicht so gut auskennt, verstehst du? Also ist sie in Enzos Zimmer, und da war natürlich ich und hab mäuschenstill in seinem Bett gelegen und auf ihn gewartet.«
»Und dann …«
»Und dann hab ich mich umgedreht und sie ganz leidenschaftlich umarmt, und es war natürlich vollkommen klar, dass ich die falsche Person erwischt hatte. Erst mal ist sie ja ziemlich klein, also ist sie fast erstickt. Und, du meine Güte, hab ich vielleicht einen Schreck gekriegt! Am liebsten hätte ich das ganze Haus zusammengeschrien, aber ich konnte mich gerade noch bremsen. Irgendwie ja ironisch, wenn man bedenkt, dass Faustina diejenige war, die ich auf keinen Fall aufwecken wollte. Jedenfalls …«
Gene, der am Küchentresen stand und Kaffee kochte, gluckste und sah Imogen über die Schulter hinweg an. »Unbezahlbar, nicht wahr?«
»Babe«, stellte Mitch fest und beäugte sie unverwandt, »du hast dich ja richtig hübsch gemacht.«
»Ja«, antwortete Imogen und lächelte ihn an. »Ich wollte nach Nizza fahren.«
»Du fährst nach Nizza?«, stieß Bunny hervor und sah unerklärlich entgeistert aus. »Was denn, jetzt? An deinem Geburtstag?«
»Aber … was ist mit Daphnes Hochzeit?«, fragte Gene.
»Na, das ist doch noch eine ganze Weile hin«, erwiderte Imogen verwirrt.
»Oh, aber du hast doch bestimmt noch jede Menge vorzubereiten!«, legte Bunny nach. »Du solltest hierbleiben. Den ganzen Tag.«
»Das ist es ja gerade«, gab Imogen zurück, der der panische Gesichtsausdruck ihrer Freundin auffiel. »Ich habe alles vorbereitet. Also nehme ich mir den Tag
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