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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Verkehr wurde allmählich schneller.
    »Wir sind uns schon ein paarmal begegnet.«
    »Ja, natürlich«, meinte sie kühl, den Blick auf die Straße geheftet. »Das letzte Mal in Saint-Paul-de-Vence, bei diesem tollen Essen.«
    Sie konnte seinen Blick auf sich ruhen fühlen, und nach und nach wurde ihr seine Gegenwart in ihrem Auto deutlicher bewusst, seine Nähe. Das Ganze hatte etwas sonderbar Vertrautes.
    »Ich erinnere mich an das Mittagessen damals.« Er hielt inne, dann meinte er: »Aber wir sind uns auch bei anderen Gelegenheiten begegnet.«
    Imogen schüttelte den Kopf, während sie diese Aussage verarbeitete. Sie warf einen Blick auf Monty. Anstatt wie gewohnt ernst aus dem Fenster zu schauen, betrachtete der kleine Hund ihren Fahrgast mit wohlwollendem Interesse. Verdutzt über dieses untypische Verhalten richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Verkehr.
    Währenddessen begannen leuchtend bunte Fragmente sich in ihrem Kopf wie ein Mosaik zu einem Bild zusammenzufügen. Archer war Everetts bester Freund. Er war damals mit ihm zu Bunnys Vernissage in der Galerie Provençale gekommen, und die Doucet-Brüder hatten eine Weile bei ihm gewohnt – seltsamerweise in Menton, wo sich dieser prunkvolle Hochzeitssaal befand. Und wo er, Archer, in einem Museum arbeitete. Was außerdem bedeutete, dass er der Einzige aus Bunnys amerikanischer Gang war, der die ganze Zeit hier an der Riviera gewesen war.
    Als sie abermals einen raschen Blick in den Rückspiegel warf, bemerkte sie, dass er jetzt sie ansah. Plötzlich wurde es sehr hell im Auto, wie in einer rasant beschleunigten Version der Morgendämmerung. Sie merkte, wie sie in eine Seitenstraße abbog, wo sie am Straßenrand halten konnte. Dann schaltete sie den Motor aus, drehte sich um und blickte ihrem Fahrgast unverwandt ins Gesicht. Betrachtete die grünbraunen Augen, das zerzauste Haar und die goldbraune Haut, den großzügig geschnittenen Mund, die gebrochene Nase.
    Langsam zeigte sie auf Letztere. »Wie … ist das passiert?«
    »Das erste Mal beim Lacrosse«, sagte er und begegnete ihrem eindringlichen Blick mit einem Ernst, der dem ihren in nichts nachstand. »Beim zweiten Mal habe ich eine verdorbene Auster gegessen, bin ohnmächtig geworden und mit dem Gesicht im Teller gelandet. Da ist sie richtig gebrochen.«
    Imogen lachte. »Im Ernst?«
    »Ja, im Ernst.«
    »Heißt das, du kannst Austern nicht ausstehen?«
    »Ich kann sie ausstehen«, versicherte er und fügte dann hinzu: »Ich habe gehört, dass das Boustifaille jetzt ein Fischrestaurant wird. Tolle Idee.«
    Einen Augenblick lang starrte Imogen seine Hand an – goldene Haut, lange Finger, eckige Nägel –, die auf seinem Knie lag. Dann sah sie ihre eigenen Hände, und ihr fiel auf, wie braun sie geworden waren und dass der leuchtend rote Nagellack abzublättern begann. Sie konnte keine Geräusche von draußen mehr hören, nur das wilde Hämmern ihres eigenen Herzens. Sie schaute wieder auf. Er lächelte sie an. Sie lächelte zurück. Du, dachte sie. Du bist es, endlich.
    »Ich weiß«, sagte sie, und ihre Stimme klang überhaupt nicht wie ihre Stimme. »Ich weiß genau, wer du bist.«
    Dann wandte sie sich ab, um ihren Sicherheitsgurt zu lösen, und hatte dabei das Gefühl, sie würde möglicherweise in die Luft emporschweben, wenn sie sich erst einmal losgemacht hatte. Sie zwängte sich zwischen den Vordersitzen hindurch, um an ihn heranzukommen. Sekunden später fühlte sie seine Hände um ihre Taille, als er sie ohne ein Wort zu sagen auf seinen Schoß zog. Sie sahen einander an. Imogen bemerkte wunderschöne grüne und graue Sprenkel in seinen Augen, und dass seine Wimpern nur an den äußersten Spitzen dunkel waren. Er hob die Hand an ihr Gesicht, und seine Fingerspitzen liebkosten ihre Wange, strichen dann über ihr Haar. Ja, dachte Imogen und zitterte ein wenig. Daran erinnere ich mich sehr gut. Sie erkannte seine Berührung mit beinahe absoluter Sicherheit wieder. Trotzdem …
    »Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte sie halblaut dicht an seinem Mund, »aber ich muss da noch etwas überprüfen …«
    Innerlich wappnete sie sich gegen eine Enttäuschung, falls sie sich abermals geirrt hatte. Doch es war kein Irrtum: Als sich seine Lippen unter den ihren öffneten, fühlte sie sich augenblicklich auf den zertrampelten Rasen in Bunnys Garten zurückversetzt, stand im Kreis der maskierten Partygäste und in der dunklen Küche des Boustifaille, wo, wie sie sich mit flammender

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