Prinz für die Köchin
Polokragen.
»Du darfst dich nicht so fertigmachen«, meinte er und half ihr auf die Beine. »Komm, wir gehen was trinken. Ich lade dich ein.«
Imogen rieb sich das Gesicht und versuchte vergeblich, diesen schrecklichen Tag hinter sich zu lassen. »Ich muss meinen Hund abholen«, gelang es ihr, stockend auf Französisch zu erklären. »Bei Daphne Blanding.«
»Ah, die wunderschöne Madame Blanc-Dingue!«, schwärmte Bastien, während sie sich auf den Weg zu Daphnes Wohnung machten. »Weißt du, zuerst waren die Leute gar nicht sicher, was sie davon halten sollten, dass eine Engländerin eine pâtisserie führt. Kuchen backen ist Sache der Franzosen, verstehst du? Wir sind stolz auf diese Tradition. Aber ihre Torten sind so gut und so elegant, und sie ist so reizend. Alle mögen sie wirklich gern. Und jetzt ist sie schon so lange hier, dass sie fast eine von uns ist. Sie ist also deine Freundin?«
»Eigentlich habe ich sie erst heute Morgen kennengelernt«, antwortete Imogen. »Ich bin mit ihrer Schwester befreundet, aber Daphne hat das mit diesem Job für mich arrangiert.«
Als sich die Wohnungstür öffnete und Monty wie eine Kanonenkugel herausgeschossen kam, um seine Herrin zu begrüßen, lächelte Daphne Bastien an. Der grinste zurück und bemerkte mit einem Kopfnicken in Richtung Imogen: »Bonsoir, Madame. Mir war nicht klar, dass die englische Mafia das Restaurant übernimmt.«
»Oh, genau das tun wir! Nehmt euch bloß in Acht!«, erwiderte Daphne lachend. »Wie war’s, Imogen? Wie war Michel? Erzähl mir alles!«
Imogen wechselte einen Blick mit Bastien, dann formte die traumatisierte Boustifaille-Angestellte ihre Züge zu einer Maske fröhlicher Begeisterung. »Es ist alles prima gelaufen, vielen Dank.« Sie konnte doch nicht sofort anfangen, sich bei ihrer Wohltäterin auszuheulen.
»Sie ist zum Schäldienst verdonnert worden«, fügte Bastien hinzu. »Nicht gerade das, was sie sich vorgestellt hat.«
»Ach, da würde ich mir keine Sorgen machen!«, rief Daphne vergnügt. »Bald wirst du Michel mit deiner Erfahrung umhauen.«
Imogen nickte, dann stellte sie seufzend fest: »Ich glaube, ich brauche was zu trinken.«
»Ganz recht«, pflichtete Daphne ihr bei und schaute von einem zum anderen. »Geht und schließt Freundschaft, ihr zwei. Gute Nacht.«
Bastien lotste sie und Monty ins La Sirène, eine Art Bar/Café, und bestellte zwei Kir mit wenig Cassis. Monty machte sich daran, mit kühlem, wissenschaftlichem Interesse Bastiens Turnschuhe zu beschnuppern.
»So schlimm, wie du denkst, ist es gar nicht«, meinte Bastien und nahm sich eine Handvoll Pistazien aus der Schale, die vor sie hingestellt worden war. »Man gewöhnt sich daran.«
»Nein, ganz bestimmt nicht«, widersprach Imogen. Sie stützte die Ellenbogen auf den Tisch und verbarg das Gesicht in den Händen. »Ich kann doch da nicht wieder hingehen, nach dem, was passiert ist.«
»Du meinst, das mit dem Eimer? Ach komm, das war doch nichts weiter.«
»Aber Boudin hält mich bestimmt für eine Idiotin, und so wird er mich auch behandeln.«
»Na siehst du, dann hat sich doch nichts geändert«, bemerkte Bastien und lächelte, als sie lachte.
»Ich weiß, was du meinst.« Imogen nippte an ihrem Kir, ehe sie sittsam hinzufügte: »Aber trotzdem finde ich, Monsieur Boudin ist ein Faschistenschwein. Ich wünschte, ich könnte Monty auf ihn hetzen.«
Monty stellte sich auf die Hinterbeine, legte die Vorderpfoten in ihren Schoß und kläffte begeistert auf. Bastien lächelte. »Also«, sagte er und trank sein Glas aus, »du bist gelernte Köchin?«
»Nein, nicht so richtig. Ich habe bei Daphnes Schwester Di kochen gelernt. Sie ist meine Nachbarin in London.«
»Ah, sie hat ein Restaurant?«
»Nein«, gestand Imogen. »Aber sie macht Kuchen und Torten für besondere Anlässe – Geburtstage, Hochzeiten, du weißt schon.«
Bastien biss sich auf die Lippe. Seine blauen Augen glitzerten. »Dann habt also nur ihr beiden reizenden Ladys zusammen gekocht?«
»Du lachst mich aus. Genau wie Dimitri.«
»Na ja, vielleicht ein bisschen«, gab Bastien zu. »Aber nur, weil ich dich mag. Du bist sympathique. Und eigentlich solltest du versuchen, Dimitris Standpunkt zu verstehen.«
»Ach«, gab Imogen frostig zurück. »Und was für ein Standpunkt ist das?«
»Nun ja, er ist ungefähr in meinem Alter. Wir haben unsere Ausbildung angefangen, als wir vierzehn waren.«
Imogen schwieg und dachte darüber nach, dass sie mit vierzehn den ganzen Tag in
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