Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
Vom Netzwerk:
mit Neuigkeiten von dem verschollenen Pflaster. Larissa hatte gerade zugegeben, dass sie es entdeckt und den verunstalteten Teller beiseitegeschafft hatte. Mit ätzender Stimme hatte sie hinzugefügt, dass es ihr Spaß gemacht hätte, l’Anglaise eine kleine Lektion zu erteilen. Imogen dankte ihm, blickte auf ihren verbundenen Finger hinunter und seufzte. Es wurde Zeit, ein wenig Schadensbegrenzung zu betreiben.
    »Bastien, hör zu …«, setzte sie an und sah ihm in die Augen. »Ich weiß, ich habe mich angestellt wie eine Idiotin. Es tut mir sehr leid, dass ich dich gekränkt habe. Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was ich eigentlich tue. Alles ist so anders hier – ich komme mir vor wie ein Fisch, der aus dem Wasser gehopst ist.«
    Er nickte. Einen Moment lang dachte sie, er würde sich herüberbeugen, um sie abermals zu küssen, und sie fragte sich, ob sie es vielleicht zulassen sollte. Sie mochte ihn wirklich. Er war viel netter als Dimitri. Warum sollte sie ihm nicht eine Chance geben? Doch er nutzte seinen Vorteil nicht, und als sie ins Haus ging, war sie sich sogar noch weniger im Klaren darüber, was sie tun sollte.

21
    Am nächsten Tag bemühte sich Imogen beim Mittagessen mit Daphne im La Sirène, ihre Situation ein wenig besser zu begreifen. Sie und die pâtissière hatten gerade eine Last-Minute-Checkliste für Bunnys Valentinstags-Party fertiggestellt. Während ihre Freundin eine weitschweifige Anekdote zum Besten gab, die verdeutlichen sollte, dass Michel Boudin zwar ein wundervoller Koch war, aber keinerlei Ahnung von der Kunst des Backens hatte, dachte Imogen darüber nach, dass sie sich verändert hatte, seit sie das erste Mal die Luft von Saint-Jean-les-Cassis eingeatmet hatte. Genau wie Daphne, wenngleich vielleicht nicht im selben Ausmaß.
    Dieser sonnige, milde Winter, die Weite des Horizonts und die Gegenwart des Meeres hatten etwas Magisches an sich. Und so hatte Imogen gemerkt, dass sie sich, wenn sie nicht in der verkrampften Atmosphäre des Boustifaille Dienst tat, nach und nach auf eine Art und Weise entspannte, wie sie es in London niemals getan hatte. Wie Monty, der sich bei jeder Gelegenheit einem Nickerchen in der Sonne hingab.
    Zum einen hatte sie den Strand schätzen gelernt. Nachdem sie von ihren mittäglichen Pflichten im Boustifaille entbunden worden war, schloss sie sich Faustina an und kam mit zum Strand, um dort mit Monty Frisbee zu spielen. Und ganz allmählich gewöhnte sie sich sogar daran, im Bikini herumzustehen, ohne dass es sie besonders verlegen machte.
    Auch alles andere kam ihr mittlerweile vollkommen normal vor, zum Beispiel mit Daphne zu essen und zu plaudern, während am Nebentisch ein Mann und eine Frau innig umschlungen dasaßen – die beiden küssten sich schon seit zehn Minuten mit offenen Mündern; es war ziemlich eindrucksvoll. Früher wäre Imogen ein derartiger Exhibitionismus peinlich gewesen, jetzt musste sie fast ein tolerantes Lächeln und ein französisch-gelassenes Achselzucken unterdrücken. Tief im Innern jedoch verspürte sie beim Anblick von Verliebten, die das Glück gehabt hatten, einander zu finden, auch einen wehmütigen Stich des Neides.
    »Und dann«, schloss Daphne lachend, »kam er mit der Idee an, Makronen mit Gänseleberpastete zu füllen! Der liebe Michel – er ist nicht ganz bei Trost!«
    »So völlig absurd ist das gar nicht«, entgegnete Imogen automatisch und betrachtete die hübschen Ballerinas, die sie sich jüngst als Ersatz für ihre Turnschuhe angeschafft hatte. Französinnen, hatte sie festgestellt, trugen Turnschuhe meistens nur beim Sport. Und in den Ballerinas fühlte sie sich so viel leichtfüßiger. »Foie gras ist doch ziemlich süß.«
    »Je nun«, meinte Daphne gönnerhaft, »die Jugend hat natürlich Spaß am Experimentieren. Wie geht es denn deinem armen Finger?«
    Imogen zog die Stirn kraus. Boudin hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sich in Anbetracht des Vorfalls mit dem Messer bis auf Weiteres (möglicherweise bis auf sehr viel Weiteres) wieder auf ihre Aushilfstätigkeiten zu beschränken hätte. Doch sie setzte trotzdem bereits zu einem neuerlichen Versuch an, ihren Boss zu beeindrucken. Die Party, zu der Monsieur Boudin ebenfalls geladen war, würde sich hoffentlich als nützliches Vorzeigeprojekt erweisen. »Es geht schon«, meinte sie. »Tut immer noch ein bisschen weh.« Sie zögerte und fuhr dann, nachdem sie sich die Sonnenbrille auf den Scheitel geschoben hatte, fort: »Daphne,

Weitere Kostenlose Bücher