Prinz für die Köchin
stand auf altmodische Partyspiele. Limbotanzen hatte sie schon in ihrer Jugend in den Südstaaten nicht ausgelassen. Außerdem hatte die Gastgeberin, wie Imogen wusste, sich in den Kopf gesetzt, Blindekuh zu spielen, weil sie irgendwo gehört hatte, dass die Aristokraten des 18. Jahrhunderts Spaß an solchen Schäkerspielen gehabt hätten.
Imogen schaute zu Cheyenne auf und antwortete unbestimmt »Okay«, ohne sich allzu sehr festzulegen. Tatsächlich war es ihr sehr recht, allein zu sein. Als Bunnys Brüder sie vorhin gefragt hatten, ob sie mit ihnen tanzen wolle, hatte sie beide Male mit einem Lächeln abgelehnt und sich bei der ersten Gelegenheit davongemacht.
Ein Stück weiter blieb sie stehen, um sich mit Daphne zu unterhalten, die in einem goldbraunen, mit schwarzer Spitze eingefassten Kleid wie immer gelassen und geradezu königlich wirkte. Neben ihr musterte ein imposanter Mann in schwarzem Samt und mit einem Dreispitz auf dem Kopf eingehend das Buffet. Erst als er sich umdrehte und seine schwarze Maske abnahm, erkannte Imogen Monsieur Boudin. Ohne seine weiße Kochkluft sah er ganz anders aus, düsterer und attraktiver, aber so beängstigend wie eh und je. Er begrüßte sie mit einem steifen Nicken. »Daphne sagte mir, du hast das ganze Essen gemacht. Stimmt das?«
»Ja, Chef« , antwortete Imogen und warf ihrer Freundin einen raschen Blick zu. Aufmunternd riss Daphne kurz die Augen auf.
»Hm.« Boudin nahm ein mundgerechtes Stück Saltimbocca zwischen Daumen und Zeigefinger und begutachtete es ausführlich. Er roch daran und nickte, ehe er es sich in den Mund schob. Mit todernstem Gesicht begann er zu kauen. Daphne legte Imogen beruhigend die Hand auf den Arm, während sie atemlos auf sein Urteil warteten.
»Recht gut«, meinte er. »Und auch die Präsentation ist sauber und elegant. Dein Entenbrust-Wolkenkratzer gefällt mir. Gut gemacht.«
»Vielen Dank, Chef.«
»Aber das hier ist ja auch nur Picknickessen. Kein Restaurantessen.«
»Aber natürlich, Michel«, wandte Daphne durchaus vernünftig ein. »Imogen hat geliefert, was Bunny bestellt hat.«
»Ja – das stimmt wohl.«
»Und ich glaube, sie würde dir in deiner Küche auch das liefern, was du verlangst, wenn du ihr eine richtige Chance geben würdest.«
»Oh ja, Chef!« , stieß Imogen hervor und konnte sich einen kleinen Hopser einfach nicht verkneifen. »Ich koche auch zur Probe für Sie, jedes Gericht, das Sie wollen.«
»Okay, okay, petite« , sagte Monsieur Boudin mit einem Lächeln, das seine Züge erheblich weicher wirken ließ. »Lass mich darüber nachdenken. Und jetzt lauf und genieß die Party.«
»Danke«, sagte Imogen leise, bevor sie davonging. In ihrem Kopf wirbelte es. Es würde wirklich klappen – ihr Durchbruch im Boustifaille –, und diesmal würde sie sich nicht blamieren!
Sie hielt nach rechts und links Ausschau und war erleichtert, weder Bastien noch Dimitri irgendwo entdecken zu können. Seit sie in den feenhaft erleuchteten Garten hinausgetreten war, hatte sie sich alle Mühe gegeben, ihnen aus dem Weg zu gehen. Bastien, der in seiner roten Brigadiersuniform großartig aussah, hatte sie vorhin gesucht, um ihr Komplimente für das Catering zu machen.
»Ich bin echt beeindruckt«, hatte er gesagt und ihr ernst in die Augen geblickt. »Aber nicht im Geringsten überrascht. Ich wusste ja, dass du gut bist.«
»Danke.« Imogen war gerührt. »Daphne hat mir viel geholfen. Amüsierst du dich gut?«
»Noch nicht«, hatte er geantwortet, während sein Blick zu ihrem Mund hinabglitt. Drei Valentinskarten waren heute Morgen mit der Post gekommen: die erste, witzig, mit einem Hund drauf und in Daphnes Handschrift verfasst, hatte angeblich von Monty sein sollen, die zweite war eindeutig von Mitch, und jetzt glaubte Imogen, recht gut zu wissen, wer die dritte geschickt hatte – eine unverbrämte Erklärung zarter Zuneigung, die eine wehmütige Anspielung auf Passionsfrüchte enthielt und mit einem geheimnisvollen X unterzeichnet war. Bastien natürlich. Er lächelte sie an, und gerade als Imogen sich fragte, ob er jetzt wohl noch einmal sein Glück versuchen wollte, sah sie Larissa näherkommen und nutzte die Gelegenheit, um weiterzugehen.
Dimitri, wie immer in Schwarz gekleidet, war betrunken, und zwar auf ansteckende Art und Weise. Sobald er sie erblickte, kam er herübergetrottet, packte sie am Arm und sagte: »Komm her. Ich muss dir was Interessantes zeigen.«
»Was denn?«, fragte sie schnippisch, machte
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