Prinz für die Köchin
recht gern bekam. Enzos Anziehungskraft war so stark, dass sie selbst einem ziemlich unbeteiligten Beobachter wie ihr stets einen Schlag auf den Solarplexus versetzte.
»Salut.« Imogen grinste (eine weitere unvermeidbare Reaktion auf seine Gegenwart). »Gefällt dir die Party?«
»Eigentlich nicht, nein.« Als Imogen mitfühlend nickte, sah er ihr eindringlich in die Augen. »Es ist wie eine schreckliche Folter.«
»Du meine Güte«, flüsterte Imogen. »Was ist denn los?«
Enzo seufzte. Imogen sah zu, wie sich seine langen dunklen Wimpern herabsenkten wie ein Theatervorhang und sich dann wieder hoben, während seine Lippen sich ein ganz klein wenig öffneten, ehe sie sich zu einem verdrossenen, grüblerischen Schmollmund verzogen und so blieben. Das Ganze schien in Zeitlupe abzulaufen. Es war wirklich erstaunlich, dass es Faustina gelang, einer solchen Vorführung zu widerstehen.
»Ich bin verliebt«, sagte Enzo und starrte sie herausfordernd an. »Verstehst du das?«
»Ja«, beteuerte Imogen und bemühte sich, normal zu atmen. »Das verstehe ich.«
»Weißt du, wie es ist, vor Verlangen fast wahnsinnig zu werden?«
»Nein«, gestand Imogen. »Eigentlich nicht.«
»Es ist wie ein Fieber. Es zerreißt einen innerlich.«
»Mein Gott. Das klingt ja ziemlich –«
»Eines Tages wirst du es verstehen«, sagte er und schob sein Gesicht ein wenig dichter an das ihre heran. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand.
Imogen blinzelte, rieb sich heftig die Arme, auf denen sich Gänsehaut gebildet hatte, und wandte sich wieder der Villa zu. Sie würde nach Monty schauen, der in Bunnys Schlafzimmer neben Cristiana in seinem Korb geschlummert hatte, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Unterwegs stieß sie fast mit einem von Bunnys Freunden zusammen – dem Kerl mit der gebrochenen Nase.
»Entschuldigung«, sagte sie. Im Augenblick fiel ihr sein Name nicht mehr ein.
»Oh, ist schon okay«, erwiderte er. Einen Moment lang stand er da und sah aus, als würde er gleich noch etwas sagen.
Hinter seiner Schulter tauchten zwei maskierte Partygäste auf, in denen Imogen Everett und seinen kleinen Bruder Buddy erkannte. Everett hielt einen Besen in der Hand und grinste sie an, während er mit unerklärlichem Enthusiasmus damit herumfuchtelte. »Wir wollen gerade aufbauen!«, sagte Buddy aufgeregt. »Kommt ihr später nach?«
Imogen, die keine Ahnung hatte, wovon er redete, nickte höflich, ehe sie in die Küche ging, wo sie Mitch vorfand. Er saß allein am Tisch und hatte ein großzügig gefülltes Glas Bourbon in der Hand.
»Alles klar?«, erkundigte er sich und blickte auf.
»Ja.«
»Mmm«, sagte er und bedachte sie mit einem durchdringenden Blick. »Komm mal wieder runter, Baby. Du brichst dir noch einen ab, so wie du ausflippst und dir einen tollen Abend machst.«
Imogen lächelte. Sie trieb ein zweites Glas und eine Weinflasche auf und setzte sich Mitch gegenüber.
»Fehlt dir New York eigentlich jemals?«, fragte sie.
»Nein – spinnst du? Wieso sollte ich da leben wollen? Weißt du, wie unhöflich die Leute in New York sind?«
Imogen zog eine Braue hoch und betrachtete Mitch vielsagend. Ohne zu blinzeln starrte er sie eine volle Minute lang finster an – etwas, das sie als Zeichen der Zuneigung zu deuten gelernt hatte. »Einmal New Yorker, immer New Yorker, stimmt’s? Alles, was ich weiß, ist, hier ist mein Zuhause – nirgends sonst. Ich steh nun mal auf die Romantik der Riviera.« Er strich sich den Schnurrbart und seufzte.
»Ja, es ist wirklich romantisch hier«, pflichtete Imogen ihm nachdenklich bei. Sie sah Mitch an und überlegte, ob sie ihn auf die Entdeckung ansprechen sollte, die sie heute Morgen nach dem Frühstück gemacht hatte. Als sie den Mülleimer in der Küche geöffnet hatte, hatte sie – unverkennbar zwischen dem Kaffeesatz und den leeren Joghurtbechern – einen roten Briefumschlag darin entdeckt, der an Mitch adressiert gewesen war, und eine Karte mit einem großen Herz darauf. Es sah aus, als sei beides in der Mitte durchgerissen worden. Also hatte Mitch eine Valentinskarte bekommen, hatte sie gelesen und sie dann weggeworfen. Aber warum? Nun, das ging sie eigentlich wirklich nichts an.
Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Und was ist mit … Gene?«
»Was soll mit ihm sein?«, schnappte Mitch zurück.
»Was ist passiert?«, fragte Imogen sanft.
Mitch bedeckte das Gesicht mit den Händen und gab ein Geräusch von sich wie ein fauchender Teekessel. Dann
Weitere Kostenlose Bücher