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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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gegen die auch die größte Kriegsdrachenarmada unter Umständen nichts auszurichten vermochte.
    „Ich fürchte weder Magier noch Götter“, hatte Ganjon dem Prinzen versichert. „Und das gilt für alle, die als Ninjas dem Fürsten vom Südfluss dienen.“
    „Ich behaupte nicht, irgendeine Ahnung davon zu haben, was uns in Magus erwartet“, entgegnete Rajin. „Und ehrlich gesagt kann ich noch nicht einmal einschätzen, ob Großmeister Komrodor tatsächlich auch zu seinem Wort stehen wird, dass er mir durch seinen Gesandten Abrynos gab.“
    „Wie Ihr inzwischen wisst, bin ich ein Gestrandeter. Ich war in all den Jahren glücklich im Südflussland, aber es reizt mich durchaus, zur Abwechslung mal wieder einen anderen Himmel zu sehen, mein Prinz.“
    „Einen anderen Himmel werdet Ihr sehen, Hauptmann Ganjon“, antwortete Rajin. „Und vielleicht noch vieles mehr, von dem Ihr Euch später wünschen werdet, es nicht gesehen zu haben!“
     
     
    Ghuurrhaan und Ayyaam flogen nach Westen und folgten damit dem Lauf des Südflusses. Rajin und Liisho ließen die Tiere hoch aufsteigen, sodass man sie selbst bei wolkenlosem Himmel vom Boden aus kaum sehen würde. Schließlich wollten sie so wenig Aufsehen wie möglich erregen.
    Schon am Abend überquerten sie die Grenze nach Tajima. Schroff ragten die ersten Ausläufer des Dachs der Welt vor ihnen auf, und am Horizont zeichneten sich die teils nebelverhangenen schneebedeckten Gipfel ab.
    Rajin wollte dem Rat des Magiers Abrynos folgen und die Route durch Tajima nehmen, was auch hieß, dass man das Dach der Welt überfliegen musste. Aber dieser Weg war erstens der aller zur Verfügung stehenden Karten nach der Kürzeste, und zweitens teilte auch Liisho die Einschätzung, dass ihnen über Tajima weniger Gefahr drohte als am Himmel Drachenias. Dass Kommandant Tong und seine Drachenreiter mit fliegenden Fahnen zur Rebellion des Prinzen übergelaufen waren, war ein äußerst glücklicher Umstand gewesen, von dem man nicht erwarten konnte, dass es sich andernorts auf ähnliche Weise wiederholte. Schließlich verdankten die meisten Befehlshaber, die zurzeit im Amt waren, dem Usurpator ihre Stellung. Nicht wenige hatten Katagi während oder direkt nach dem Umsturz vor gut achtzehn Jahren unterstützt.
    Dass allerdings die Tajimäer versucht hatten, den Hauptsitz der Rebellen zu vernichten, war vermutlich ihrer Unkenntnis geschuldet. Hätten sie gewusst, dass sich in Sukara die Keimzelle einer Rebellion gegen den Drachenherrscher in Drakor zusammengefunden hatte, hätten sie wahrscheinlich gar nicht angegriffen. Zumindest nicht auf diesem Abschnitt der langen gemeinsamen, quer durch den mitteldrachenischen Gebirgsrücken führenden Grenze, die Drachenia und Tajima voneinander trennte.
    Die große Höhe, in der sie zunächst geflogen waren, konnten sie bei einer Überquerung des Dachs der Welt nicht beibehalten, denn über den schroffen Hochgebirge war die Luft so dünn, dass sie weder für Drachen noch für Menschen zur Atmung ausreichte. So konnte sie das Gebiet nicht einfach unbemerkt überqueren, sondern musste sich dichter am Boden halten, was natürlich die Gefahr einer Entdeckung vergrößerte.
    Manche, besonders hoch aufragende Gebirgsmassive mussten sogar umflogen werden, da es keinem Drachen möglich war, eine Höhe zu erreichen, die für einen Überflug ausgereicht hätte. Da war zum Beispiel die große Mondnadel, ein Berg, der so steil und spitz in den Himmel ragte, dass man aus weiter Ferne an eine gewaltige Nadel dachte. Nur einem Menschen war es der Legende nach je gelungen, diesen Berg zumindest zu zwei Dritteln zu besteigen: Das war Masoo gewesen, der das Ziel gehabt hatte, jene Stelle zu erreichen, an der die Große Nadel den Himmel berührt. Der Legende nach hatte jedoch der Unsichtbare Gott Masoo den weiteren Aufstieg untersagt, weil es den Lebenden nicht gestattet war, die paradiesischen Gefilde des Himmels zu betreten. Würde dies jemals einem gelingen, so würde dieser das Jenseits unter Seinesgleichen derart verherrlichen, dass die Menschen ihres mühsamen Daseins überdrüssig würden.
    Die Legende berichtete, dass Masoo dort oben die Gebote des Unsichtbaren Gottes erhielt und damit zurückkehrte und zum Propheten des Gottes wurde. Nachdem er dann ein zweites Mal einen Aufstieg wagte, ließ der Unsichtbare Gott ihn sogar noch ein Stück höher hinaufkommen, wenn auch nur für kurze Zeit. Die Luft dort oben war so dünn, dass Masoo beinahe gestorben wäre.

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