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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Bei dieser Gelegenheit übergab der Unsichtbare Gott ihm das Geheimnis der Gewichtslosigkeit, das ihn und alle, die sich ihm und seinen Nachkommen unterwarfen, die Möglichkeit eröffnete, fliegende Schiffe zu bauen.
    Allerdings war das nur eine Version der Geschichte: Die Kirche von Ezkor behauptete, dass Masoos zweiter Aufstieg nie stattgefunden hatte, sondern sich der Prophet nach der Bekehrung der Tajimäer nach Drachenia gewandt habe und dort erster Abt der Priesterschaft geworden sei. Das war eine der vielen Dingen, die die Anhänger des Unsichtbaren Gottes in beiden Ländern voneinander trennten …
    Die Große Nadel überragte selbst das übrige Dach der Welt und war weithin zu sehen. Manchmal wurde sie von der Sonne angestrahlt, und die vereisten Flächen leuchteten dann auf eine eigentümliche Weise.
    „Es heißt, dass jeder, der die Große Nadel zum ersten Mal sieht, ein Anhänger und glühender Verehrer des Unsichtbaren Gottes wird“, sagte Ganjon während des Fluges. „Und der Anblick ist tatsächlich überwältigend, nicht wahr?“ Der Hauptmann der Ninjas des Südfluss-Fürsten saß in einen Mantel gehüllt zusammen mit zwölf seiner Kampfgefährten auf dem Rücken Ghuurrhaans, den Rajin mit leichter Hand zu lenken wusste.
    Die Gegend, durch die Rajin und seine Getreuen bisher geflogen waren, war dünn besiedelt. Es gab nur vereinzelte, kleinere Siedlungen, welche die beiden Drachen nach Möglichkeit weiträumig umflogen.
    Während sie eine kleine Rast auf einer Hochebene einlegten, sahen sie ein paar Luftschiffe den Horizont entlangfliegen.
    „Das sind Lastschiffe“, meinte Liisho mithilfe eines Fernglases zu erkennen. „Wenn wir Glück haben, gehören sie Grenzschmugglern, die gegen das drachenische Transportmonopol für Drachen verstoßen und dabei Riesengewinne einstreichen. Schließlich verzehren Luftschiffe nicht Unmengen an teurem Stockseemammut.“
    Die Schiffe näherten sich. Ayyaam und Ghuurrhaan wurden angewiesen, sich flach auf den Boden zu legen und die Flügel zusammenzufalten.
    „Um die Tiere gut zu tarnen, dürften hier kaum genügend Pflanzen wachsen“, sagte Ganjon an Rajin gewandt. „Aber wenn wir Glück haben und die Drachen sich nicht bewegen, dann dürfte man sie von Bord der Luftschiffe aus nicht sehen können, weil sie wie ein Teil der Landschaft aussehen. Außerdem sind wir in einer Schattenzone.“
    „Ja, und bald geht die Sonne unter“, sagte Rajin. „Dann werden wir unseren Weg endlich fortsetzen können.“
    Die Ninjas verteilten sich in der Umgebung und verhielten sich ebenso ruhig wie die Drachen. Rajin blieb dicht bei Ghuurrhaan. Er berührte ihn mit einem Drachenstab, den er in eine der Furchen zwischen den Schuppen hineinstieß. Ein Teil seiner inneren Kraft war dabei ständig mit dem Geist des ehemaligen Wilddrachen in Verbindung, um zu verhindern, dass Ghuurrhaan eine unbedachte Bewegung machte, die dann trotz des Schattens und aller anderen günstigen Umstände an Bord der sich nähernden Lastschiffe sofort zu sehen gewesen wäre.
    Liisho tat das Gleiche bei Ayyaam. Dieser hatte zwar während der gesamten Reise noch keinen einzigen Anlass zur Klage gegeben, aber Rajin hatte inzwischen bereits bemerkt, dass sein Mentor seinem Drachen nicht mehr so vollkommen vertraute, wie dies früher der Fall gewesen war. Der Weise stieß den Drachenstab besonderes tief in die Schuppenfurche Ayyaams, und das Gesicht des Weisen wirkte so angestrengt, wie Rajin ihn nie erlebt hatte. Er schien ständig sehr viel an innerer Kraft aufzubieten, um Ayyaam auch ja in jedem Augenblick unter seiner Kontrolle halten zu können.
    Die Lastschiffe näherten sich so weit, dass ihre Besatzungen den Prinzen und seine Gefährten trotz des Schattenfalls wohl kaum hätten übersehen können. Sie drehten ziemlich exakt in Richtung Nordosten. Die Luftschiffe selbst hatten nur sehr wenige Schießscharten, wie sie für Kriegsschiffe so charakteristisch waren, und keine fest installierte Springalds, deren Einsatz schon eine ziemlich große Gefahr darstellen konnte.
    „Ich frage mich, weshalb es nie jemandem gelungen ist, den Tajimäern das Geheimnis der Gewichtslosigkeit zu entreißen“, sagte Ganjon an Andong gewandt. Sie kauerten beide in der Nähe eines der wenigen Gebüsche, die in dieser Höhenlage noch wuchsen.
    Andong zuckte mit den Schultern. „Weil dieses Geheimnis nur dem Priesterkönig offenbart wurde“, gab der Schattenkrieger zurück. Von seinem Gesicht waren kaum mehr als die

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