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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ganz gleich, von welcher Seite sie nun auch immer erfolgen mochten.
    In den Tagen, da Rajin auf die Rückkehr der Kundschafter wartete, beschäftigte sich Liisho häufig mit seinem Drachen Ayyaam. Er unternahm ausgedehnte Flüge mit ihm, wobei er jegliche Begleitung strikt ablehnte. Rajin erkannte sehr bald, dass diese Ausflüge dem Zweck dienten, Liishos volle Autorität über Ayyaam wiederherzustellen. Seitdem der Drache nach Liishos wundersamem Wiedererwachen tagelang über Sukara gekreist war und sein Triumphruf ein Echo bei den Last-und Kriegsdrachen der Stadt gefunden hatte, schien er tatsächlich etwas aufmüpfig geworden zu sein. Die Freude darüber, dass sein Herr und Meister nicht in die paradiesischen Gefilde des Unsichtbaren Gottes eingegangen war, sondern weiterhin unter den Lebenden weilte, war offenbar mit einem Anspruch auf größere Selbstbestimmung verbunden.
    „Er ist ein ehemaliger Wilddrache – was erwartest du?“, gab Liisho nur zur Antwort, als Rajin ihn darauf ansprach. Mehr schien er dazu nicht sagen zu wollen. Rajin hatte fast den Eindruck, dass es Liisho sehr peinlich war, um den Gehorsam seines Drachen derart kämpfen zu müssen. Als dann Liisho auf Ayyaams Rücken am Tag vor der Abreise majestätisch seine Kreise über der Stadt zog, schien er jedem sichtbar beweisen zu wollen, dass er nach wie vor der Herr seines Drachen war.
    Rajin sprach Liisho in der Nacht vor dem Aufbruch noch einmal auf die erste Reise des Weisen zu den Leuchtenden Steinen von Ktabor an. „Die Umstände haben es bisher verhindert, dass du mir mehr von deinem Aufenthalt im Inneren von Magus berichtet hast“, sagte Rajin. „Aber du würdest mir sehr helfen, würdest du mich von deinen Erfahrungen in diesem seltsamen Land profitieren lassen.“
    Es hatte Rajin einiges an Überwindung gekostet, den Weisen noch einmal darauf anzusprechen. Eigentlich hatte der Prinz gedacht, dass Liisho früher oder später von sich aus darauf zu sprechen käme. Aber das war nicht der Fall gewesen, und so sah sich Rajin genötigt, selbst nachzuhaken.
    „Es gibt nichts weiter darüber zu sagen“, behauptete der Weise. „Und es gibt nichts, was ich hinzufügen möchte.“
    Der Magier Abrynos hatte behauptet, Liisho sei damals vor dem entscheidenden Schritt zurückgeschreckt – und Liisho hatte ihm in dieser Hinsicht nicht widersprochen. Beschämte dies Liisho dermaßen, dass er nicht in der Lage war, darüber zu sprechen?
    Rajin verwunderte dies, denn er hatte Liisho bisher als einen Mann kennengelernt, dessen kompromisslose Zielstrebigkeit normalerweise auf nichts und niemanden Rücksicht nahm, und diese Rücksichtslosigkeit hatte auch stets gegenüber seiner eigenen Person gegolten. Umso erstaunter war Rajin über diese Empfindlichkeit.
    „Dir wird nicht gleiches widerfahren wie mir“, sagte Liisho jetzt etwas versöhnlicher. „Denn im Gegensatz zu mir damals hast du das Wohlwollen und die Unterstützung des Großmeisters … Und nun sind genug der Worte darüber geredet!“
    „Es wäre mir ein Trost zu wissen, was auf mich zukommt“, sagte Rajin.
    „Wenn du wüsstest, was auf dich zukommt, würdest du die Reise nicht antreten, Rajin. Und dies wiederum würdest du mir niemals verzeihen. Es würde uns beide auf ewig entzweien, und der Einzige, der davon einen Nutzen hätte, wäre unser gemeinsamer Feind Katagi.“
     
     
    Im Morgengrauen brachen sie auf. Ayyaam und Ghuurrhaan erhoben sich in die Lüfte, beladen mit Proviant, Gepäck und jeweils zwölf Ninjas, die auf jedem der beiden Drachenrücken noch Platz finden mussten.
    Rajin hatte Ganjon zuvor hinsichtlich des Ziels der Reise eingeweiht, und dieser hatte wiederum seine Männer darüber informiert. Rajin wollte niemanden mitnehmen, der nicht innerlich dazu bereit war, sich auf dieses Abenteuer einzulassen, denn über das Land Magus kursierten die sonderbarsten Geschichten. Manche sagten, dass sie von Großmeister Komrodor und seinem Kollegium der magischen Hochmeister sogar gezielt in Umlauf gebracht wurden, um mögliche Angreifer abzuschrecken. In Wahrheit, so behauptete man, verfüge das Land Magus nämlich nur über eine sehr unzureichende Abwehr, was damit zusammenhinge, dass immer weniger Magier bereit und fähig währen, dem Großmeister als Schattenpfadgänger zu dienen.
    Aber das alles waren nur Gerüchte, die vielleicht nur von in ihrem Stolz gekränkten Drachenreiter-Samurai weitererzählt wurden, denen es schwer erträglich war, dass es eine Macht gab,

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