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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die die Türme noch überragten.
    Dies musste Kajina sein, die Hauptstadt von der tajimäischen Provinz Kajinastan sein, die vom Ma-Ka-Fluss bis zur drachenischen Grenze reichte. Kajina war mit schweren Mauern befestigt und lag auf einer Anhöhe. Wenn das Schmelzwasser vom Dach der Welt hinabrauschte, reichten die reißenden Fluten des Ma-Ka wahrscheinlich bis vor die Tore der Stadt. In manchen Jahren war die Stadt auf der Anhöhe sogar mehrere Monate lang eine Insel. Das letzte Mal, dass dies der Fall gewesen war, konnte noch nicht lange her sein, denn die tiefer gelegenen Gebiete um den Stadthügel herum waren noch von dem dunklen Schlamm bedeckt, den der Fluss mitgebracht hatte, und ein Heer von wilden Zweikopfkrähen fiel in Schwärmen über gestrandete Wassertiere her, die sich im Schlamm eingegraben hatten. Hier und dort blitzte allerdings auch schon grünes Gras hindurch, und kleine Sträucher sprossen auf dem fruchtbaren Boden.
    Unzählige Menschen strömten in Richtung der Stadt, um in den Mauern Schutz zu finden. Kajina war offenbar der einzige Ort, den die Tajimäer diesseits des Ma-Ka-Flusses zu halten versuchten. Jedenfalls war nicht erkennbar, dass sie vorhatten, die Stadt zu räumen. Im Gegenteil. Auch außerhalb der Stadtmauern waren Dampfgeschütze und Katapulte aufgebaut worden. Sie bildeten einen dicht gestaffelten Verteidigungsring.
    Gleichzeitig verkehrten Fährluftschiffe ständig zwischen beiden Flussufern hin und her. Sie legten an den Luftschiffmasten in Kajina an, nahmen neue Passagiere an Bord und brachten sie an das jenseitige Ufer des Flusses. Gut ein Dutzend solcher Luftfähren war im Einsatz. Sie unterschieden sich von den Kriegsschiffen vor allem durch das Fehlen der Schießscharte und fest angebrachten Springalds.
    Es war deutlich zu erkennen, dass sich auch die Fährluftschiffe während der Flussüberquerung sehr niedrig hielten. Wenn sich eines dieser Gefährte zu weit in die Höhe verirrte, wurde es meistens schon nach wenigen Augenblicken durch die launischen Mondwinde wieder in die Tiefe gedrückt.
    „Wir sind eingekreist“, stellte Rajin fest, während er sich nach vorn beugte und den Drachenstab aus dem Schuppenpanzer seines Reittieres zog. „Feinde von allen Seiten!“
    Ganjon hatte inzwischen den Luftschifftöter griffbereit befestigt, sodass er notfalls jederzeit zu dieser letzten Waffe greifen konnte, falls ihnen eines der Kriegsschiffe zu nahe kam. Von Osten her folgte ihnen bereits seit ihrem Bodenaufenthalt zur Versorgung der Drachenwunden eine Flotte von Luftschiffen. Es handelte sich um Einheiten mittlerer Größe. Nur ein größeres Schiff war darunter, das durch einen Aufbau mit gleich mehreren Springalds auffiel. Die waren allerdings in diesem Fall ausnahmsweise nicht zu schwenken und allesamt nach links ausgerichtet, sodass Rajin annahm, dass sich das Schiff in Kampfsituationen zur Seite drehen musste, damit man auf den Gegner schießen konnte. Und auch besonders schnell war dieses große Schiff nicht. Es blieb immer ein ganzes Stück hinter den kleineren und wendigeren Einheiten zurück, von denen einige schon ziemlich weit aufgeholt hatten.
    Aus Nordwesten und Nordosten tauchten gleichzeitig Drachen am Horizont auf. Die Kriegsdrachen-Armada rückte auf breiter Front vor.
    Rajin und Liisho verlangsamten den Flug ihrer Drachen, denn wieder glaubten die Verteidiger, es bei ihnen um die Vorhut des Drachenheeres zu tun zu haben. Die ersten Dampfgeschütze und Katapulte wurden abgeschossen. Ein Drachenzwicker schoss geradewegs auf Ghuurrhaan zu, bevor sich die Flugrichtung des Geschosses dann aber absenkte und es zu Boden ging. Die beiden Drachen waren noch nicht nahe genug heran, dass ihnen die Geschosse gefährlich werden konnten.
    Als weitere Drachenrufe ertönten, wurde die Lage wirklich brenzlig, denn auch in westlicher Richtung – noch weit hinter der Stadt Kajina – tauchten Drachenreiter auf. Sie waren offenbar von der tajimäischen Küste an der Mittleren See aus ins Landesinnere eingeflogen.
    Gleichgültig, welche Richtung sie einschlugen, Rajin und seine Begleiter würden immer geradewegs den Waffen ihrer Feinde entgegenfliegen, erkannte der junge Prinz.
    „Zum Fluss!“, meldete sich Liishos Gedankenstimme mit großer Dringlichkeit. „Es ist unsere einzige Möglichkeit!“
    Rajin folgte mit Ghuurrhaan seinem Mentor, der Ayyaam in Flussrichtung und nach unten lenkte. Die Mondwinde waren drückend und zwangen sie, sehr niedrig zu fliegen. Rajin konnte

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