Prinz Rajin - Der Verdammte
mehr“, gab Ganjon zurück. „Und was das Südflussland betrifft, so hatte es immer schon eine gewisse Eigenständigkeit. Ihr wärt nicht der erste Drachenier, der nicht alles darüber weiß …“
Während sie in westliche Richtung flogen, beobachtete Rajin am Boden immer wieder Menschen, die offenbar ihre Höfe verlassen hatten und sich mit Sack und Pack auf den Weg machten. Der Anblick der beiden ehemaligen Wilddrachen Ghuurrhaan und Ayyaam löste teils unter diesen Flüchtlingen aus. Sie hielten Rajin und seine Begleiter offensichtlich auch für eine Vorhut der DrachenArmada.
Daraufhin ließ Rajin seinen Drachen deutlich höher steigen, und Liisho folgte mit Ayyaam diesem Beispiel. Es war schließlich nicht nötig, dass diese Menschen grundlos noch mehr erschreckt wurden. Ihre Angst vor den Dracheniern musste ohnehin schon immens sein, und keiner von ihnen glaubte wohl noch daran, dass die Luftschiffflotte in der Lage sein würde, die DrachenArmada aufzuhalten.
Als sie sich dem Ma-Ka-Fluss näherten, kamen höchst eigenartige Winde auf. Winde, die von oben herabwehten und die beide Drachen dazu zwangen, ihre Flughöhe zu verringern.
„Was ist das?“, rief Rajin ärgerlich zu Liisho hinüber. Hatten sie sich den Zorn irgendwelcher launischen Elementargeister zugezogen, oder hatten die Tajimäern einen abtrünnigen Magier auf ihrer Seite, der sich auf das Erschaffen solcher Winde verstand?
Zauberei und Magie wurden seit dem Siegeszug der Kirche des Unsichtbareren Gottes kaum noch praktiziert, da der Priesterkönig sie im Gegensatz zur Kirche von Ezkor als Ketzerei ansah. Allerdings behaupteten manche, dass er in Wahrheit nur keine Magier oder Zauberer zu dulden bereit war, die nicht in seinen Diensten standen. Und vielleicht war er nun, da es Krieg gab, ja der Meinung, dass der Zweck auch magische Mittel heiligte.
Doch Liisho hatte eine andere Erklärung. „Diese Winde drücken bereits seit Urzeiten alles dem Fluss entgegen und verhindern, dass man eine bestimmte Höhe übersteigt!“, rief er, nachdem er Ayyaam näher an Ghuurrhaan herangelenkt hatte.
Da die verbale Verständigung in dieser Höhe aber immer noch schwierig war, wiederholte er seine Worte mit seiner Gedankenstimme und fügte hinzu: „Mondwinde sind das. Gleichgültig, ob nun die Monde diese Winde erzeugen oder ein Fluch des Flusses ihn mit seinen ständig aufgewühlten Wassermassen verursacht – wir werden ihn niedrig überfliegen müssen …“
Sie sahen vor sich einen Schwarm Vögel, die über das Flusstal zogen, plötzlich herabsanken und völlig aus der Schwarmordnung gerieten, so als ob sie von einer gewaltigen Kraft niedergedrückt wurden. Erst in geringer Höhe fingen sich die Tiere wieder, nahmen wieder ihre Formation ein und setzten ihren Weg fort.
Rajin versuchte eine geistige Kraft zu erspüren, die vielleicht für das Phänomen verantwortlich war. Irgendein Zauberwesen oder ein missmutiger Elementargeist, der sich möglicherweise in das grabenartige Flussbett verkrochen hatte und menschliche Gesellschaft nicht mochte. Doch der junge Prinz konnte nichts ausmachen, das auf solche eine Entität hingewiesen hätte.
Das Tosen des Wasser war so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte.
Sie hatten den Fluss zur Hälfte überquert, da wurde gleich aus einer ganzen Batterie von Dampfgeschützen auf die beiden Drachen geschossen, und auch Springalds und Drachenzwicker wurden gegen sie eingesetzt.
Entlang des südlichen Flussufers hatten sich ungezählte tajimäische Krieger im Gebüsch verborgen und ihre Katapulte und Geschütze gut versteckt aufgestellt. Zum Teil waren sie so perfekt getarnt, dass man sie selbst beim niedrigen Vorbeiflug kaum hätte ausmachen können.
Mehrere Drachenzwicker trafen Ghuurrhaan. Außerdem wurde einer der Ninjas von einem gewöhnlichen Armbrustbolzen getroffen und vom Rücken des Drachen heruntergeholt. Mit einem Todesschrei auf den Lippen fiel er in den Fluss, dessen reißende Fluten und Strudel ihn fortrissen.
Auch Ayyaam bekam einiges ab. Das Geschoss eines Dampfgeschützes fetzte ihm durch den linken Flügel und riss ein Loch, durch das ein menschlicher Kopf hindurchgepasst hätte. Blut troff an ihm, und Ayyaam brüllte laut auf.
Liisho ließ sein Reittier abdrehen, und Rajin folgte seinem Mentor.
Die Tajimäer wollten offenbar das bisher ungeklärte Phänomen der Mondwinde nutzen, um die Drachenarmada am Ma-Ka-Fluss aufzuhalten. Denn die Kriegsdrachen konnten an
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