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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Nya. Und neben ihr stand ein etwa zehnjähriger Junge. Beide wirkten fahl und unwirklich, was aber auch an dem blauen Licht des Meermondes liegen konnte.
    Kojan …
    Rajin schluckte. Es war der Junge, den er bereits einmal auf dem magischen Pergament gesehen hatte. Nein, da war kein Zweifel mehr möglich: Dies waren seine Geliebte Nya und sein Sohn, der eigentlich noch gar nicht geboren war.
    Aber wer konnte schon ahnen, was auf jener seltsamen Existenzebene geschehen war, während Nya und Kojan II. dort gefangen waren? Wer wusste schon, wie dort die Zeit verlief und ob sie nicht vielleicht einfach viel schneller voranschritt als an anderen, vertrauten Orten des Polyversums.
    Rajin war das alles im Augenblick ziemlich gleichgültig. Seine Hand griff zur Brust, wo er das magische Pergament unter dem Wams trug. Er fühlte die leichte Erhebung und hatte das Gefühl, dass ein Strom unheimlicher Kraft ihn durchfuhr. Er hatte nie zu glauben aufgehört, dass Nya und Kojan II. noch irgendwo existierten und eine Rettung möglich war. Und nun, so schien es, war er dafür von den Göttern belohnt worden.
    Er näherte sich den beiden. Zuerst machte er ein paar schnelle Schritte, dann wurde er langsamer, denn er fürchtete, dass sich die Erfüllung des Traums, die er mit größter Sehnsucht erwartete, in Nichts auflösen würde, sobald er Nya und Kojan zu nahe kam.
    Der Junge wandte den Blick auf seine Mutter.
    „Nya!“, rief Rajin.
    Aber sie antwortete nicht. Stattdessen drehte sie sich um und ging in Richtung des Unterholzes am Waldrand. Der Junge folgte ihr, wandte sich allerdings zwischendurch noch einmal um, bevor beide in der Dunkelheit des großen Schattens verschwanden, den die ersten hohen Bäume warfen.
    Rajin setzte zu einem Spurt an.
    „So wartet doch!“, rief er.
    Das bleierne Gefühl in seinen Beinen verstärkte sich mit jedem Schritt, den er hinter sich brachte. Es war, als ob sie immer schwerer wurden, je schneller er zu laufen versuchte.
    Mit Schweißperlen auf der Stirn erreichte Rajin den Waldrand. Dichtes Gestrüpp wuchs zwischen den Bäumen. Schon nach wenigen Schritten blieb Rajin in den dornigen Sträuchern hängen, die das Unterholz fast undurchdringlich machten.
    „Nya!“, rief er und blickte sich nach allen Seiten um, konnte jedoch niemanden ausmachen. Einen Moment verharrte er und lauschte. Die absolute Stille, die in diesem Wald herrschte, wirkte gespenstisch.
    Dornen hatten sich in seine Unterarme gebohrt. Er blutete an mehreren Stellen und fühlte den Schmerz. Allein das sprach dagegen, dass er noch immer träumte.
    Rajin schlug das Herz bis in den Hals. Ein ganzer Schwall von durcheinander wirbelnden Gedanken und offenen Fragen durchtoste. Warum waren Nya und Kojan vor ihm davongelaufen? Und was war mit den Drachen und all denen geschehen, die ihn auf dieser Reise begleitet hatten?
    Die vollkommene Stille war kaum zu ertragen. Alle Geräusche, die Rajin hören konnte, verursachte er selbst. Er kämpfte sich vorwärts durch das Gestrüpp und fragte sich, wie es Nya und Kojan geschafft hatten, dort durchzukommen. Vielleicht war er einem Trugbild erlegen. Aber das, was er gesehen hatte, war ihm so vollkommen wirklich erschienen, dass er sich dies eigentlich nicht vorstellen konnte.
    Rajin befreite sich aus dem Gestrüpp und stolperte weiter vorwärts. Das Licht der Monde drang nur hier und dort mal durch das Blätterdach, und so konnte er manchmal kaum die Hand vor Augen sehen.
    „Nya!“, rief er noch einmal. So weit konnte sie doch noch nicht gekommen sein!
    Rajin sah zurück zur Lichtung. Eine schattenhafte Gestalt tauchte dort auf und hob sich dunkel gegen das Licht der Monde ab. Sie war nur einen kurzen Moment zu sehen, dann verschwand sie im Dunkel des Unterholzes. Nya oder Kojan II. konnten es nicht sein, denn die Gestalt war viel größer gewesen. In der unheimlichen Stille des Waldes fiel das Knacken der Äste unter den Füßen des Fremden sofort auf. Auch sein rasselnder Atem war zu hören. Er arbeitete sich offenbar durch das Gestrüpp vor und näherte sich Rajin in ziemlich gerader Linie.
    Der junge Prinz versuchte den Geist dieses Fremden zu erspüren, so wie er es bei Drachen zu tun pflegte. Da war ein vages Gefühl der Vertrautheit, das ihn aber keineswegs beruhigte. Ganz im Gegenteil. Rajin bewegte sich sehr vorsichtig, hin leise zu einem dicken knorrigen Baum, den sicher ein Dutzend Mann gemeinsam nicht hätten umfassen können. Durch ein Loch im Blätterdach fiel ausgerechnet

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