Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Koraxxon. „Ich habe oft genug erleben müssen, wie verwundbar ihr Menschen doch seid. Angesichts dieser überempfindlichen Körper fragt man sich wirklich, wie ihr auf dieser Welt zur vorherrschenden Art werden konntet.“
    Koraxxon trat einen Schritt auf den Baum zu, der Rajin angegriffen hatte. Die Rindengesichter schnitten grimmige Grimassen. Die zahnlosen Münder bewegten sich und murmelten Worte einer Rajin völlig unbekannten Sprache. Doch auch wenn er die einzelnen Worte nicht verstehen konnte, so schien ihm die Bedeutung auf der Hand zu liegen. Ein Schwall übler Verwünschungen kam da hervor.
    Koraxxon war offenbar nicht gewillt, die Beleidigungen auf sich sitzen zu lassen. Er stieß einen wüsten Schrei aus, dann trommelte er mit seinen drei Fäusten auf die Baumrinde ein. Die zu den Gesichtern gehörenden Stimmen jaulten auf, und selbst die peitschenden Äste schienen Koraxxon nicht weiter zu kümmern. Einen davon, der sich um das Handgelenk seines Schwertarms schlang, riss er mit einem Ruck einfach ab.
    Endlich verstummte der gespenstische Chor der Rindengesichter. Sie bewegten sich kaum noch, doch ihre Augen starrten den Dreiarmigen auf eine Weise an, die Furcht verriet. Die zahnlosen Baummünder waren geschlossen und wirkten wie Messernarben, die jemand in die Rinde geritzt hatte.
    Koraxxon trat einen Schritt zurück. „Es soll nur niemand glauben, dass ich mich von übellaunigen Bäumen beleidigen lasse!“, knurrte er auf Drachenisch, nachdem er zunächst etwas auf Tajmäisch gesagt hatte, was sicherlich nicht freundlich gewesen war. Dann wandte sich Koraxxon an Rajin. „Lass uns von hier verschwinden.“
    „Und wohin? Zur Lichtung zurück?“
    „Nein, das würde ich nicht empfehlen.“
    „Warum nicht?“
    „Das erkläre ich dir später. Komm einfach!“
    „Und wo sind die anderen?“
    „Auch das werde ich dir erklären.“
    „Nein, ich will es jetzt wissen.“
    Koraxxon stieß einen Laut aus, der eine Mischung aus Grunzen und Knurren war. „Du Narr! Willst du erst abwarten, bis alle Bäume hier aus ihrem Schlummer erwachen? Gegen einen oder zwei komme ich wohl an, und ich habe dir diesmal mit knapper Not das Leben retten können. Aber wenn der Zorn all dieser Gewächse auf einmal erwacht, bin ich ebenfalls machtlos. Also komm! Sonst wirst du dein Ziel nicht mehr erreichen!“
    Angesichts der Umstände fand Rajin es das Klügste, dem Dreiarmigen zu folgen.
    Koraxxon legte ein ziemlich beachtliches Tempo vor. Manchmal schlugen Rajin Zweige gegen den Leib oder ins Gesicht, oder dorniges Gestrüpp verhakte sich in seiner Kleidung. Hier und dort erkannte er auf einmal auch auf den Rinden anderer Bäume Gesichter. Gesichter, deren Augen zumeist noch geschlossen und deren Münder stumm waren.
    „Ich wusste nicht, dass einen in den Wäldern Tajimas Bäume angreifen“, bekannte Rajin.
    „Wir sind nicht in Tajima“, sagte Koraxxon. „Jedenfalls nicht in dem Land, das du unter diesem Namen kennst.“
    „Das verstehe ich nicht!“
    „Ich habe jetzt keine Zeit, es dir zu erklären. Also schweig! Der Wald hört dich, und viele Rindengesicher mustern dich bereits!“
     
     
    Sie erreichten schließlich eine weitere Lichtung. Der Blutmond war nicht mehr am Himmel zu sehen, war bereits hinter den Baumkronen versunken. Es konnte nicht mehr lange bis Sonnenaufgang dauern.
    Das Licht des Schneemonds und des Augenmonds beschienen jedoch einen Stein, der mit seiner ovalen Form wie ein riesiges Ei aussah - ein Stein-Ei, so groß wie eines der mehrstöckigen Häuser, die es in Silara gab.
    Rajin spürte etwas. Reste eines Drachengeistes wohnte in diesem Stein. Er fühlte es ganz deutlich. Aber die Kraft, die in dem Stein-Ei war, war keinem geordneten Willen unterworfen. Rajin war an die Empfindungen erinnert, die er bei dem Block aus Drachenbasalt verspürt hatten, den er vergeblich zu zerschlagen versuchte. Eine Probe, die er nicht bestanden hatte und die ihm deswegen wohl Zeit seines Lebens im Gedächtnis haften würde.
    „Die Zeit hat dieses Drachen-Ei zu Stein werden lassen“, sagte Koraxxon.
    „Es ist riesig!“, stieß Rajin hervor.
    Koraxxon nickte. Die Eier, aus denen die Jungen der drachenischen Kriegsdrachen schlüpften, waren etwa so groß wie ein menschlicher Torso. Dieses Ei musste demnach von einem weitaus größeren Drachen stammen.
    „Es muss aus dem Ersten Äon stammen“, stieß Rajin hervor.
    „Deshalb hat es auch eine so große Macht“, stellte Koraxxon fest. „Wir sind hier

Weitere Kostenlose Bücher