Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
dann langsam Richtung Ausgang. Er brauchte dringend frische Luft.
Normalerweise hätte er spätestens nach einer halben Stunde die Vernissage verlassen, aber so harrte er noch eine Weile aus und begab sich später zu seinem Wagen, um dort das Ende des Events abzuwarten.
Als die letzten Gäste endlich die Galerie verlassen hatten, dauerte es keine zehn Minuten, bis das Licht gedämmt wurde und die hübsche junge Frau mit einer Blondine auf der Straße erschien. Er hoffte nicht, dass die beiden noch in eine Bar oder einen Nachtclub einkehrten, denn die Nacht war noch jung. Im Schatten der Häuser folgte er ihnen bis zu einem Parkhaus und beobachtete von dort, wie die beiden Frauen sich voneinander verabschiedeten. Summend fuhr das Fenster herunter und wie erhofft trug der Nachtwind ihre Stimmen leise bis zu ihm, sodass er ihren Namen aufschnappte. Leia. Er sprach ihn leise aus. Er klang wie eine Note in einem traurigen Musikstück.
Geduldig wartete er, bis sie aus der Ausfahrt fuhr und folgte ihr in einem gemäßigten Abstand bis nach Bushwick. Inzwischen hatte es wieder angefangen zu schneien. Die dicken Schneeflocken wirbelten um die fahrenden Autos herum und legten sich wie Zuckerguss auf Dächer, Straßen und parkenden Autos. Der weiße Teppich schenkte der Nacht ein eigentümliches Licht, das in anderen Teilen der Stadt sicherlich romantisch wirkte. In dieser Gegend hob es nur die Makel hervor.
Bushwick war bekannt für seinen blühenden Drogenhandel und seine hispanischen Einwohner, die mit achtzig Prozent den Hauptanteil ausmachten. An den Häuserwänden hatten Jugendliche ihre wilden Graffitischmierereien hinterlassen, Straßenlaternen waren zerschlagen worden und tauchten manche Ecken in eine unheimliche Dunkelheit. Eine ziemlich ungemütliche und unsichere Gegend, in der sie wohnte. Seines Erachtens war es viel zu gefährlich für eine junge Frau ihrer Klasse, hier alleine durch die Nacht zu geistern.
Sie fuhren an einem kleinen Park vorbei, in dem ein paar Gangmitglieder am Rand mit einer Blechdose Fußball spielten. Einer davon, ein kleiner kurzbeiniger Puerto Ricaner, zeigte auf Leias Wagen und sagte etwas zu den anderen.
Leia schien von ihrer Außenwelt nichts mitzubekommen und war völlig unbekümmert. Sie hörte laut Musik, was er an ihrem wippenden Kopf und der trommelnden Hand auf dem Lenkrad sehen konnte. Ein paar Straßen entfernt kam ihr Wagen neben einem großen Müllcontainer zum Stehen. Sie wohnte wohl in einem der alten Fabrikgebäude, die man in mehrere Lofts umgewandelt und bewohnbar gemacht hatte. Immer noch schien sie nichts davon zu ahnen, in welcher Gefahr sie schwebte.
Er bog in die Seitenstraße ein und hielt etwa hundert Meter entfernt von ihrem Hauseingang. Im Rückspiegel sah er, wie Leia ihren Wagen verlassen hatte und in ihrer Tasche nach etwas suchte, als die drei Typen um die Ecke bogen und sofort ihr Opfer umkreisten.
Morris holte zwei Schlagstöcke unter dem Sitz hervor, steckte einen links und einen rechts in seine Taschen und verließ den Wagen. Er zog seine schwarze Wollmütze tief ins Gesicht, als er auf die kleine Gruppe zuging.
Einer der Latinos hatte sich die Tasche des Opfers gegriffen und kippte den Inhalt auf die Straße. Er entdeckte die Geldbörse und mit einem zufriedenen Grunzen steckte er sich eine Hand voll Dollarnoten in die Hosentasche.
Seinen Komplizen stand der Sinn nach etwas Anderem. Der Größte drängte die verängstigte und wehrlose Frau an die Hauswand, indem er ihr ein Messer an die Kehle hielt. Vor Entsetzen erstarrt gab sie keinen Mucks von sich, als er ihr in den Schritt griff.
Alle waren so mit ihrer Beute beschäftigt, dass sie nicht hörten, wie Morris sich ihnen näherte. Es gab nur ein leises Klacken, als er die Verlängerung der Schlagstöcke ausfuhr und ein Zischen, als sie auf die Beine des einen und fast zeitgleich ins Gesicht des anderen niedersausten. Ein scheußliches Krachen sagte ihm, dass er beiden die Knochen gebrochen hatte.
Der dritte, Kurzbein, sah fassungslos zu ihm hoch und lief stolpernd weg.
Morris griff nach dem Schlüssel auf dem Boden und warf ihn Leia zu. Er wartete, bis sie im Hauseingang verschwunden war. Erst als er sie in Sicherheit wusste, blickte er kurz auf die Jammergestalten zu seinen Füssen, die vor Schreck keinen Laut von sich gaben. Dafür konnte er umso deutlicher das Keuchen des dritten hören, der sich immer weiter von ihm entfernte. Morris setzte zu einem Sprint an und hatte ihn nach kurzer
Weitere Kostenlose Bücher