Prinzessin auf den zweiten Blick
und suchte konzentriert das Spielfeld ab. „Der Kastanienbraune dort drüben“, entschied sie überraschend schnell. „Er ist auf jeden Fall der Herausragendste.“
Kaliq lächelte. „Bravo, kleine Eidechse. Er stammt aus Argentinien, der Wiege der besten Polo-Ponys der Welt. Schau nur, wie er sich bewegt.“
Eleni nahm keinen Blick von dem Pferd. Sie registrierte jede Bewegung und das kraftvolle Spiel der Muskeln unter dem glänzenden Fell.
„Also, was denkst du?“
„Er ist in der Tat exzellent“, erwiderte sie nach einer kleinen Pause. „Er scheint dem Ball mit den Augen zu folgen, während er über das Spielfeld prescht.“
„Genau das ist das markanteste Merkmal eines guten Polo-Ponys!“, rief Kaliq triumphierend aus. „Siehst du, Eleni, auch ohne etwas übers Polospielen zu wissen, erkennst du, dank deines unbeirrbaren Instinktes, den wichtigsten Faktor, um den es bei einem möglichen Kauf geht.“
In diesem Moment erzielte der Reiter des kastanienbraunen Ponys ein Tor, und die Menge spendete höflichen Applaus.
„Also, soll ich ihn kaufen?“
Eleni zögerte. „Sie sind sehr schnell bereit, Ihr Geld auszugeben, Hoheit“, sagte sie eine Spur tadelnd. „Ich kann erst etwas sagen, wenn ich ihn geritten habe.“
„Das kann arrangiert werden.“
Eleni verstand zwar kein Englisch, aber die zweifelnden und abschätzenden Blicke des Pferdebesitzers, mit dem Kaliq diskutierte, sagten ihr, dass der Mann ihr offensichtlich nicht zutraute, so ein temperamentvolles Tier im Zaum zu halten.
„Er möchte, dass wir morgen wiederkommen, wenn das Pferd ausgeruht ist“, übersetzte Kaliq für sie, woraufhin Eleni energisch den Kopf schüttelte.
„Ein Pferd kann man am besten anhand der Leistung beurteilen, die es bringt, wenn es müde ist. Fünf Minuten sind alles, was ich brauche. Ich werde ihn nicht überfordern.“
Um Kaliqs Mundwinkel zuckte es. „Was immer die Lady wünscht, sie soll es bekommen …“
Es schockierte Eleni regelrecht, wie heftig sie auf diese kleine Neckerei reagierte. Doch ehe sie sich in unsinnige Tagträume verlieren konnte, versuchte sie lieber, sich einzig und allein auf das Pferd zu konzentrieren, das ihr ein Stallbursche zuführte.
Es dauerte keine zehn Minuten, bis sie alles über das Tier wusste, was sie brauchte, um ein endgültiges Urteil zu fällen. Als sie das Pony vor Kaliq zügelte und aus dem Sattel zu Boden glitt, war ihr Gesicht frei von jeglicher Regung, was den Prinzen ziemlich irritierte.
„Du bist nicht überzeugt?“, fragte Kaliq erstaunt.
„Im Gegenteil“, erwiderte sie gelassen und ohne eine Miene zu verziehen. „Dies ist das beste Pferd, das ich je geritten habe. Es ist weich im Maul und perfekt ausbalanciert. Und es reagiert so sensibel auf die leiseste Hilfe, dass ich es auf einer Silbermünze wenden könnte.“
„Warum dann dieses stoische Gesicht?“
„Weil uns sein Besitzer nicht eine Sekunde aus den Augen lässt. Auch wenn er unsere Sprache nicht versteht, kann er doch in unseren Gesichtern lesen. Soll er ruhig das Schlechteste annehmen. So können Sie einen besseren Preis erzielen, Hoheit.“
Zuerst starrte Kaliq sie nur verblüfft an, dann lachte er leise. „Glaubst du wirklich, ein Mann in meiner Position wäre darauf angewiesen zu handeln?“
Eleni zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, vielleicht gebietet es Ihr Stolz, dass Sie versuchen, den besten Preis zu erzielen, anstatt sich womöglich übers Ohr hauen zu lassen, Hoheit.“
Das träge Lächeln, mit dem er sie fast neugierig betrachtete, ließ Elenis Herz schneller schlagen. „Wenn sich etwas als echter Gewinn für mich erwiesen hat, dann bist du es, kleine Eidechse“, sagte er gedehnt. „Es scheint dir nur nicht bewusst zu sein, wie sehr dein Einfallsreichtum mich antörnt. Ich könnte dich hier und jetzt …“
„Hoheit!“, rief Eleni den Scheich errötend zur Ordnung. „Wir sind nicht allein, und … und Sie müssen an Ihre Reputation denken.“
„Die hat mich schon immer einen Dreck geschert!“, behauptete er voller Leidenschaft, wenn auch nicht ganz wahrheitsgetreu. So weit hatte er sich bisher dann doch noch nicht vergessen, das Objekt seiner Begierde in aller Öffentlichkeit zu verführen.
Aber bei diesem faszinierenden Geschöpf schien irgendwie alles möglich zu sein.
„Mag sein“, gab Eleni ruhig zu. „Aber mir liegt etwas an meinem guten Ruf. Und für alles andere ist später noch Zeit … wenn wir erst wieder allein sind.“
Kaliq hielt
Weitere Kostenlose Bücher