Prinzessin auf den zweiten Blick
Miniaturformat.
Ein Leben, wie sie es nicht gekannt und nie für möglich gehalten hatte, und das sie nur ungern wieder aufgeben würde.
Sie teilte das Bett mit Kaliq, nahm inzwischen jede noch so exklusive Mahlzeit mit ihm ein, und nach dem Dinner diskutierten sie für gewöhnlich über die unterschiedlichsten Themen. Die schienen sich nie zu erschöpfen, da Eleni fast vor Wissenshunger platzte und es Kaliq zunehmend Freude machte, ihr einen Blick für die weite, ihr unbekannte Welt und ihre Geheimnisse zu eröffnen.
Ihre Intelligenz und Begeisterungsfähigkeit faszinierten ihn, so dass er sich dabei ertappte, auch ganz aktuelle Geschehnisse und Belange, wie zum Beispiel seine Pläne für eine Erweiterung des Poloklubs in Calista, mit Eleni zu besprechen und sogar ihren Rat dazu einzuholen.
Musste er sie ab und zu aus geschäftlichen Gründen für wenige Stunden oder einen ganzen Tag verlassen, zog Eleni sich in die Bibliothek zurück, in der es, zu ihrer großen Begeisterung, auch etliche Werke der Weltliteratur in ihrer Muttersprache gab. Sehnte sie sich nach frischer Luft, unternahm sie ausgedehnte Spaziergänge auf dem parkähnlichen Grundstück und dachte dabei über das letzte Buch nach, das sie gerade gelesen hatte.
Oder an Kaliq und ihr Leben im Paradies …
Und an einem dieser Tage, während sie gut gelaunt durch ihr Lieblingswäldchen mit den blauen Glockenblumen schlenderte, traf sie die Erkenntnis, dass sie Kaliq liebte, wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Geahnt hatte sie es bereits seit einiger Zeit. Aber diese starke Emotion, die jetzt gerade ihr Herz zusammenkrampfte und ihr den Atem nahm, war etwas anderes. Ein überwältigendes Gefühl, das sie überglücklich machte und gleichzeitig in tiefste Ängste stürzte.
Wie sollte sie es je ertragen können, ihn zu verlassen? Für sie beide gab es keine Zukunft. Es konnte keine geben! Jedenfalls keine, in der ihre tiefen Gefühle für Kaliq Platz hatten …
Eleni wusste nicht, wie sie dem Scheich nach dieser Erkenntnis begegnen sollte, doch als er am Abend aus seinem Büro in London zurückkehrte, überraschte Kaliq sie mit einer Neuigkeit, die alles andere in den Hintergrund drängte.
„Zakari, mein ältester Bruder, ist vorübergehend in England und möchte uns besuchen“, informierte er Eleni, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Uns?“, echote sie schwach.
„Ja, morgen Abend, zum Dinner. Er hat am Nachmittag noch einen Termin mit einem Diamantenexperten vereinbart, der nicht weit von hier ein Landhaus besitzt, wo das Meeting stattfinden wird. Und Zakari will die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wie er es formulierte“, erklärte er mit brüderlichem Spott.
„Dann werde ich mich für den Abend auf mein Zimmer zurückziehen!“, entschied Eleni spontan.
„Du wirst nichts dergleichen tun“, sagte Kaliq ruhig und bestimmt. „Sondern mit uns zusammen das Dinner einnehmen.“
„Ich? Mit dem König von Calista an einem Tisch? Das ist unmöglich!“
Kaliq schob die dunklen Brauen zusammen. „Mit einem Scheich und königlichem Prinzen zu dinieren, scheint dir nicht halb so viel auszumachen!“
Klang das etwa beleidigt? Eleni blinzelte unsicher. „Wie willst du ihm meine Anwesenheit denn erklären?“, fragte sie leise.
„Wer sagt, dass ich das überhaupt muss?“, kam es arrogant zurück.
Eleni biss sich auf die Unterlippe. „Niemand …“, murmelte sie erstickt. Und genau so fühlte sie sich auch.
Wie hatte sie es nur vergessen können? Bei allem Amüsement und Spaß, den Kaliq und sie teilten, blieb sie doch das, was sie in seinen Augen immer gewesen war – ein Nichts. Ein dummes kleines Stallmädchen, das besser nie vergessen sollte, wo sein Platz war!
„Was ist los, kleine Eidechse?“, wollte Kaliq wissen. „Dachtest du etwa, ich würde meinem Bruder zwischen zwei Gängen mitteilen, dass er sich gerade mit der Frau unterhält, die mir jede Nacht in ihren Armen den Himmel auf Erden bereitet? Lass uns doch einfach ein Spiel daraus machen“, schlug er zu Elenis Verblüffung vor. „Sollte er dich tatsächlich nach deiner Herkunft fragen, bleib vage. Du könntest zum Beispiel die Tochter eines Mitglieds des diplomatischen Corps sein. Glaub mir, so sehr wird sich Zakari sicher nicht für dich interessieren, dass er nachhakt.“
„Aber wäre das nicht … Betrug?“
Kaliq verzog spöttisch die Lippen. „Und was wäre es, wenn ich zulassen würde, dass
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