Prinzessin auf Probe?
die gleichen Fähigkeiten jetzt nutzen – gegen ihn –, wenn sie sich davon einen Vorteil für ihr Kind versprach?
Sein Vater hatte ihm und seinen beiden Brüdern beigebracht, niemandem zu trauen … niemals. Jeder Mensch hatte einen Preis, selbst sein Cousin, der ihren Fluchtplan an die Rebellen verkauft hatte. Die Königin, seine Mutter, hatte das mit dem Leben bezahlt, als sie versucht hatten, San Rinaldo zu verlassen. Carlos selbst war durch Schusswunden so schwer verletzt worden, dass er den Großteil seiner Jugend damit zugebracht hatte, sich von diesen Verletzungen zu erholen. Dass er überhaupt wieder laufen konnte, glich einem Wunder. Die Ärzte hatten ihm gesagt, er solle sich darüber freuen, auch wenn es bedeutete, dass er niemals eigene Kinder würde haben können.
Konnte er Lilah vertrauen?
Wenn nicht ihr, wem dann? Er konnte nur hoffen, dass die Presse von dieser Sache keinen Wind bekam, jedenfalls nicht, bis er die Sache geklärt hatte. Er musste Lilah beweisen, dass sie sich irrte.
Dafür musste als Erstes ein Spermientest gemacht werden. Auch wenn ihm dieser Eingriff in seine Privatsphäre schwerfiel, würde damit ein für alle Mal bewiesen sein, dass er zeugungsunfähig war.
Trotzdem schwirrte immer wieder das „was wäre, wenn“ in seinem Kopf herum, die Möglichkeit, dass sich wie durch ein Wunder herausstellte, dass dieses Kind doch von ihm war. Dann musste er dafür sorgen, dass Lilah an seiner Seite blieb, bis man beim Kind einen Vaterschaftstest durchführen konnte.
Denn sollte Lilah tatsächlich einen Medina unter ihrem Herzen tragen, würde ihn nichts und niemand davon abhalten, Anspruch auf sein Kind zu erheben.
Unendlich erschöpft lehnte Lilah sich gegen die geschlossene Bürotür. Zum Glück war Carlos’ Vorzimmer leer. Aber seine Sekretärin konnte jeden Augenblick zurückkehren.
Lilah schloss die Augen. Der Streit mit Carlos bedrückte sie, und außerdem wurde ihr wieder einmal übel, was für diese Uhrzeit eher ungewöhnlich war. Noch immer litt sie unter der morgendlichen Übelkeit, und ohne Frage machte emotionaler Stress die Sache nicht besser. Beschützend legte sie eine Hand auf ihren Bauch, der bisher noch kaum etwas von ihrer Schwangerschaft verriet. Carlos war es nicht einmal aufgefallen, als er ihr Shirt aus dem Rockbündchen gezogen hatte. Doch sie spürte die Veränderungen in ihrem Körper, die größer und empfindlicher werdenden Brüste, die Geruchsempfindlichkeit und die bisher unbekannte Lust auf eingelegte Artischocken. Aber auch wenn die Umstände alles andere als perfekt waren, liebte sie ihr Baby mit einer Bedingungslosigkeit, die sie manchmal fast überwältigte.
Eine Locke fiel ihr ins Gesicht, und sie merkte, dass ihre Frisur sich aufgelöst hatte, als Carlos sie in seinem Büro so stürmisch geküsst hatte. Ihre Brustwarzen kribbelten bei der Erinnerung daran, wie schnell er das Verlangen in ihr entfacht hatte. Sie zog die Nadeln aus dem Haar und ließ es auf die Schultern fallen. Das wirkte zwar nicht so professionell, wie sie es gern hätte, war aber zweifellos besser, als auszusehen, als hätte sie gerade Sex gehabt.
Ihrem Kind zuliebe musste sie rational vorgehen und nicht emotional, und schon gar nicht durfte sie auf ihre in Aufruhr geratenen Hormone hören. Carlos glaubte offenbar, dass er zeugungsunfähig war, und konnte nur ihrem Wort vertrauen, dass das Kind von ihm war. Offensichtlich überzeugte nicht einmal ihre vierjährige Freundschaft ihn von ihrer Vertrauenswürdigkeit. Er war von Natur aus ein zurückhaltender, sehr zurückgezogen lebender Mensch. Seine Distanziertheit – verdammt, seine Unzugänglichkeit – während der vergangenen Monate bewiesen, dass ihre Freundschaft doch nicht so tief war, wie sie immer geglaubt hatte. Dass sie gezwungen gewesen war, ihn unter der Dusche zur Rede zu stellen …
Noch einmal holte sie tief Luft, um sich nicht wieder aufzuregen. Sie musste Ruhe bewahren und abwarten. Nach der Geburt würde sich seine Vaterschaft beweisen lassen.
Zufrieden, sich wieder einigermaßen beruhigt zu haben, richtete Lilah sich auf. Im gleichen Moment ging die Tür auf. Hastig steckte sie die Haarnadeln in die Tasche und strich sich noch einmal übers Haar. Es gab gute Gründe, warum man sie hier als eiserne Lady bezeichnete, und sie hatte vor, diesem Ruf weiterhin gerecht zu werden.
Allerdings war es nicht Wanda, die hereinkam, sondern die neue Radiologin Nancy Wolcott. Vermutlich hatte sie heute zusammen mit
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