Prinzessin auf Probe?
den angenehmen Duft, der von Lilah ausging, während er im Traum in jene Nacht zurückkehrte, die den Wendepunkt in seinem Leben markierte … die Spendengala vor drei Monaten …
Lichterketten zierten den großen Konferenzraum im Krankenhaus, doch Carlos schenkte ihnen keine Beachtung, als er sich mit einem Glas Wasser in der Hand umsah. Bevor die Veranstaltung nicht zu Ende war, würde er keinen Alkohol anrühren, doch danach …
Weihnachten war für andere Menschen ein Fest der Freude, gefeiert im Kreis der Familie. Er selbst zog es vor, die Feiertage mit einer Flasche Bourbon zu überstehen, denn die half ihm, die Erinnerungen auszulöschen.
Aber zuerst einmal musste er seinen Verpflichtungen nachkommen.
Geistesabwesend zupfte er an seinem Smoking. Er hasste das Teil, aber seine Anwesenheit war auf dieser Spendengala erforderlich. Reiche Gönner hielten sich gern in der Nähe von Ärzten auf, die die Spenden nutzten, um Leben zu retten.
Offenbar war er der Ehrengast heute Abend, weil die Leute immer noch nicht über die Neuigkeit hinweg waren, dass er ein Prinz war. Er würde sein Erbe verschenken, wenn er dafür aus diesem Zirkus herauskäme. Doch leider war nicht einmal das Familienvermögen groß genug, um ihn aus dieser Art zweifelhaftem Vergnügen freizukaufen.
Sein Rücken schmerzte, weil er den ganzen Tag im OP gestanden hatte. Der Anblick von Lilah bot den ersten Lichtblick an diesem ansonsten so grauen Tag. Ihr rotbraunes Haar hatte sie locker hochgesteckt, statt es wie sonst zu einem festen Knoten zusammenzufassen. Während der Arbeitszeit trug sie hochgeschlossene Kostüme oder Hosenanzüge, bei denen er jedes Mal überlegte, was sich wohl darunter verbarg. Heute lüftete sie einen Teil des Geheimnisses, indem sie sehr viel mehr ihrer cremeweißen Haut entblößte. Nicht auf unanständige Weise, aber doch genügend, dass er die Hände zu Fäusten ballen musste, um nicht in Versuchung zu geraten, sie zu berühren.
Das goldfarbene Seidenkleid schmiegte sich verführerisch um ihre sanften Rundungen und verlieh ihr das Aussehen einer griechischen Göttin. Das Kleid funkelte im Schein der Kerzen und Lichterketten, doch sie selbst war es, die alles andere in den Schatten stellte.
Sie kam anmutig auf ihn zugeschritten und lächelte ihn an.
Seit Jahren hatte er der Anziehungskraft widerstanden. Doch die Versuchung, die Lilah darstellte, war allgegenwärtig, und es fiel ihm immer schwerer, ihr nicht nachzugeben.
Würde es ihm heute Abend gelingen? Er fürchtete, nicht.
5. KAPITEL
Das Telefon im Flugzeug klingelte, und Lilah, die geistesabwesend aus dem Fenster gestarrt hatte, wollte schon aufstehen und rangehen, damit Carlos, der immer noch schlief, nicht von dem Klingeln geweckt wurde. Doch er schreckte hoch und griff nach dem Hörer.
„Ja?“, blaffte er ins Telefon.
Noch immer ganz der Alte, stellte Lilah fest.
Er rieb sich die Augen und war innerhalb von Sekunden wieder voll da, genau so, wie sie ihn kannte. Nachdem er ein paar knappe Erwiderungen wie „gut“, „ausgezeichnet“ und „haltet mich auf dem Laufenden“ gemacht hatte, beendete er das Telefonat.
Er öffnete den Gurt, stand auf und zuckte fast unmerklich zusammen, bevor er zu ihr kam. „Anscheinend hat Nancy meine Reisepläne durch eine Notiz herausgefunden, die Wanda auf ihrem Schreibtisch hatte liegen lassen. Wenn das so ist, dann kennt sie nur den Abflughafen.“
„Wie beruhigend zu wissen, dass wir nicht mit Nancy rechnen müssen, wenn wir in Vail landen.“
„Jetzt können wir uns ganz auf unseren Urlaub konzentrieren.“ Er schaute auf seine Uhr. „Tut mir leid, dass ich so lange geschlafen habe. Du bist bestimmt hungrig. Der Steward kann uns einen Snack oder ein Abendessen machen. Was auch immer du möchtest …“
„Wie wäre es mit einem Doppel-Cheeseburger und einem Pfefferminz-Schokoladen-Milchshake?“, fragte sie, wobei das nur halb scherzhaft gemeint war. Diese merkwürdigen Gelüste während der Schwangerschaft überkamen sie immer öfter.
„Ich schaue mal, was er uns zusammenstellen kann.“ Er wollte den Rufknopf drücken.
Lilah hielt ihn auf, indem sie die Hand auf seinen Arm legte. „War ein Scherz. Ehrlich, ich bin noch nicht hungrig. Ich muss nur mal meine Beine ausstrecken. Die Sitze sind fabelhaft …“, so wie alles andere in diesem Luxusjet , „… aber mein Rücken tut weh, wenn ich so lange sitze.“
Er zog die Brauen zusammen, während er sie musterte. Die breiten Schultern in dem
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