Prinzessin auf Probe?
schwarzen Wollpullover wirkten so verlockend, dass ihr die Finger kribbelten, weil sie sich danach sehnte, ihn zu berühren. Ihr Mund wurde ganz trocken, und als Carlos’ Blick dorthin wanderte, konnte sie nicht anders, als die Zunge herausfordernd über die Lippen gleiten zu lassen.
Die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen war einmal mehr nicht zu leugnen. Doch es gibt keine echte emotionale Bindung zwischen uns, versuchte sie sich einzureden, weil sie hoffte, so ihr Herz beschützen zu können.
Carlos presste eine Hand auf ihren Rücken, fast so, als wollte er ihre Entschlossenheit auf die Probe stellen. Sie wollte sich von ihm lösen, doch er fand genau den Punkt, der schmerzte. Noch einmal erinnerte sie sich daran, dass das Körperliche etwas ganz anderes als Gefühle waren. Warum sollte sie nicht einfach den Trost und das Vergnügen seiner Berührung genießen?
Ein leises, wohliges Stöhnen entschlüpfte ihr, als Carlos den Druck verstärkte und ihren Rücken zu massieren begann. „Wie stark sind deine Rückenschmerzen?“
„Nicht so schlimm … ah, ja, genau da.“
Offenbar wusste er intuitiv, wo ihr Schmerz saß, was vielleicht kein Wunder war, da er ständig unter Schmerzen litt.
Sie wollte gerade anbieten, den Gefallen zu erwidern und ihm auch seinen Rücken zu massieren, hielt jedoch inne und hätte fast gelacht. Das war doch absurd. Alles wäre ganz anders gewesen, wenn Carlos nach ihrer gemeinsamen Nacht so nett gewesen wäre. Oder wenn er sich gestern dafür entschuldigt hätte, sich während der vergangenen Monate so idiotisch benommen zu haben. Oder wenn er zumindest eine vernünftige Erklärung dafür hätte abliefern können.
Aber sie war praktisch veranlagt, daher würde sie diese Rückenmassage einfach auskosten. Das war eine rein körperliche Sache und hatte nichts mit Gefühlen zu tun.
Es war jedoch sicherlich ganz gut, wenn sie sich unterhielten, damit sie sich darauf konzentrieren konnte statt auf das sinnliche Spiel seiner Finger, die die Verspannungen aus ihrer Muskulatur strichen. „Ist das eigentlich dein Flugzeug?“
„Meine Familie besitzt die Mehrheitsanteile an einer kleinen Fluglinie“, antwortete er, wobei sein warmer Atem über ihr Ohr strich. „Eine gute Investition, die uns zudem ermöglicht, jederzeit dorthinzufliegen, wohin wir wollen, ohne unsere Pläne anderen mitzuteilen.“
„Sodass niemand darüber Bescheid weiß.“
„Genau. Ich konnte, seit meine Identität bekannt geworden ist, ein relativ normales Leben im Krankenhaus führen. Das habe ich auch dir zu verdanken. Aber außerhalb des Krankenhauses muss ich stets auf der Hut sein.“
Was erklärte, warum er so aufgebracht gewesen war, als er Nancy am Flughafen entdeckt hatte. Lilah spannte die Schultern an. Sofort umschloss Carlos sie und rieb sie, bis Lilah sich seinen Berührungen wieder entspannt hingab.
„So ist es besser. Lass los“, raunte er ihr ins Ohr.
Oh, dachte Lilah, wie wäre es, wenn er mir das im Bett sagt, während wir andere angenehme, noch intimere Dinge tun?
Sie versuchte, den Gedanken zu verscheuchen, und etwas Vernünftiges zu sagen. „Deine Familie besitzt einen Luft-Taxi-Service für die Reichen und Berühmten.“
„Genau genommen“, Carlos presste seine Daumen zwischen ihre Schulterblätter und traf präzise den richtigen Punkt, der einen wohligen Schauer durch ihren Körper strömen ließ, „hat Enrique – mein Vater – die Firma vor ein paar Jahren insoweit ausgedehnt, dass die Flugzeuge, wenn sie weder von unserer Familie noch von den anderen Anteilseignern genutzt werden, für Such- und Rettungsaktionen eingesetzt werden.“
„Wie mir scheint, ist dein Vater ein Philanthrop.“ Ganz anders, als sie von einem zurückgezogen lebenden Monarchen erwartet hätte. „So wie du.“
Einen Moment lang hielt er mit der Massage inne. „Du bist die Erste, die das sagt.“
„Wie würdest du deinen Vater beschreiben?“ Sie blickte über die Schulter und bemerkte den angespannten Blick, bevor er wieder die undurchdringliche, freundliche Maske aufsetzte.
Carlos starrte an ihr vorbei und nahm die Massage wieder auf. „Er ist krank.“
Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wollte sich umdrehen, doch Carlos verstärkte seinen Griff, damit sie blieb, wo sie war.
Lilah fügte sich seinen Wünschen. „Das tut mir leid. Was hat er?“
„Seine Leber funktioniert nicht mehr richtig“, antwortete er mit ausdrucksloser Stimme, nur der stärker werdende Akzent verriet seine
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