Prinzessin auf Probe?
verkrampfte sich, als ihr bewusst wurde, dass sie ihrer Mutter ähnlicher war, als sie zugeben mochte, denn auch sie sehnte sich nach einem romantischen Happy End. „Vielen Dank, aber falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, ich kann durchaus für mich selbst sorgen.“ Sie schwieg einen Moment, bevor sie meinte: „Aber ich hätte trotzdem nichts gegen den Cheeseburger einzuwenden.“
Carlos lachte und rief den Steward.
Er bedrängte sie nicht weiter, sondern ließ sie ihr Essen genießen. Anschließend schloss sie die Augen und wurde erst von der Stimme des Piloten wieder aufgeschreckt, als der verkündete, dass sie in Kürze landen würden.
Neugierig schaute Lilah aus dem Fenster und konnte in der Ferne Lichter aufleuchten sehen. Eine Insel war in der Dunkelheit zu erkennen, und als sie näher kamen, konnte sie die Umrisse eines großen Anwesens ausmachen, das hell erleuchtet war. Dominiert wurde es von einem u-förmigen Gebäude, um das diverse kleinere Häuser standen. Einzelheiten konnte man in der Dunkelheit nicht erkennen, doch sie würde sicherlich bald mehr über den Ort erfahren, an dem Enrique Medina seit über fünfundzwanzig Jahren zurückgezogen lebte. Einen Ort, den seine Söhne als goldenen Käfig empfunden hatten.
Ihr Magen flatterte ein wenig, weil sich jetzt doch Nervosität in ihr breitmachte, als sie daran dachte, Carlos’ königliche Familie kennenzulernen.
Carlos lenkte den Geländewagen durch das Tor zum Anwesen seines Vaters. Die Wachposten mit ihren Maschinengewehren über der Schulter salutierten kurz, als er an ihnen vorbeifuhr. Er und seine Brüder hatten sich darauf verständigt, sich erst im Haus zu treffen, bevor sie zur Klinik fuhren, um ihren Vater zu besuchen.
Er hatte gedacht, er hätte sich auf diesen Besuch, auf den Tod seines Vaters vorbereitet, doch als er auf das weiß gestrichene Anwesen starrte, wo er seine Jugend damit verbracht hatte, sich von seinen schweren Verletzungen zu erholen, überschwemmten ihn die Erinnerungen an die Vergangenheit auf einmal wie eine gewaltige Flutwelle.
Als er zur Hochzeit seines Bruders hier gewesen war, hatte er es geschafft, all das auszublenden. Dieses Mal gelang ihm das aus irgendeinem Grund nicht. Instinktiv umklammerte er das Lenkrad fester, bis er sich ermahnte, sich zu entspannen. Er hielt an, und schon im nächsten Moment wurde die Beifahrertür von einem Angestellten geöffnet, der sie höflich begrüßte.
Carlos spürte, dass ihm das Hemd am Rücken klebte, und obwohl er versuchte, sich einzureden, dass es an der wärmeren Luft hier in Florida lag, wusste er – schließlich war er Arzt –, dass es wohl eher eine Reaktion auf den psychischen Stress war.
Langsam ging er um das Auto herum zu Lilah. Merkwürdig, dass ihre Gegenwart ihn vorantrieb. Einen Fuß vor den anderen, trotz des stechenden Schmerzes in seinem Rücken. Er umschloss ihre Taille, die Geste eines Gentleman, denn vermutlich wäre sie sehr erstaunt gewesen, wenn er Hilfe suchend ihre Hand umklammert hätte.
Ihm war es wichtig, dass sie gemeinsam hier ankamen; damit wollte er ihr beweisen, dass es ihm ernst war. Eine Außenstehende mit auf die Insel zu bringen, war ein bedeutsamer Schritt. Vor allem für ihn. Seine Familie würde das sofort erkennen.
Lilah gehörte jetzt zu ihm.
Der Butler führte sie zur Bibliothek. Lilah schwieg und musterte aufmerksam ihre Umgebung, als sie durch die pompöse Eingangshalle gingen.
Die Bibliothek mit den deckenhohen Bücherregalen war eines der Lieblingszimmer seines Vaters. Die großen Fenster standen offen, und der Duft von Orangenbäumen und das Rauschen des Meeres erfüllten den Raum.
Die Familie hatte sich hier versammelt, nur der große Sessel seines Vaters war leer. Doch der leere „Thron“ wurde von Enriques beiden Hunden flankiert, so als hielten sie noch immer Wache.
„Lilah, das sind meine Brüder, Duarte und Antonio.“
Duarte, der Zweitälteste, trat als Erster vor und reichte ihr die Hand. Er wäre ein exzellenter Offizier geworden, wenn sie in San Rinaldo hätten bleiben können. Da sie inkognito in den Vereinigten Staaten gelebt hatten, war ihm eine militärische Karriere verwehrt geblieben. Stattdessen hatte er sich zu einem erfolgreichen Geschäftsmann entwickelt.
Antonio, der Jüngste der drei Brüder, hatte mit achtzehn die Insel verlassen, hatte sich auf einem Shrimpskutter verdingt und war inzwischen ein ausgesprochen erfolgreicher Reeder. Sein gebräuntes Gesicht war heute von
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