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Prinzessin auf Probe?

Prinzessin auf Probe?

Titel: Prinzessin auf Probe? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHERINE MANN
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Geheimniskrämerei und Angst. Sie war so auf Carlos’ Verletzungen fixiert gewesen, dass sie gar nicht überlegt hatte, wie auch die anderen Aspekte seiner Kindheit ihn geformt hatten.
    „Ja, die Enthüllung schlug ein wie eine Bombe“, meinte Eloisa und zwinkerte Kate zu, deren Fotos das Ganze ins Rollen gebracht hatten. „Aber auch der Besuch der Insel war damals für mich ein sehr denkwürdiges Erlebnis. Ich erinnere mich, dass wir alle am Strand spazieren gegangen sind und Muscheln gesammelt haben. Er …“, sie hielt kurz inne und räusperte sich, „… Enrique hat mir diese Geschichte von dem Eichhörnchen erzählt, das reisen konnte, wohin es wollte, indem es über die Telefonleitungen flitzte.“
    Lilah streckte die Hand nach der Eloisas aus. „Was für eine nette Erinnerung.“
    Würden diese beiden Medina-Enkelkinder – Eloisas Baby und ihres – auch das Privileg genießen können, von ihrem Großvater Enrique Geschichten zu hören?
    Es war schwierig, das Bild von einem Mann, der solche niedlichen Geschichten erzählte, mit dem des Mannes zu versöhnen, der sein Kind ignorierte. Er war ein Mann, der sich distanzieren konnte, und das machte Lilah Angst, denn auch Carlos hatte sie für eine Weile aus seinem Leben ausgeschlossen.
    Hatte er das von seinem Vater gelernt? Würde das wieder vorkommen?
    Die Juristin in ihr warnte sie, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, ihr Baby vor einer Familie zu schützen, die über unbegrenzte Möglichkeiten verfügte. Menschen mit so viel Macht schreckten meist vor nichts und niemandem zurück. Sobald Carlos den Beweis in den Händen hielt, dass das Kind von ihm war, würde er es anerkennen – daran zweifelte sie keine Sekunde.
    Würde er so weit gehen, das Sorgerecht für sich zu beanspruchen, wenn sie ihn nicht heiraten wollte? Und war sie willig, eine Vernunftehe einzugehen und womöglich ein Leben lang mit dieser Art von Distanz zu leben?
    Trotz allem war die Wärme, die sie im Kreise dieser Frauen verspürte, genauso verlockend wie die Aussicht, sich und ihrem Kind – und auch Carlos – ein beständiges Leben zu ermöglichen.
    Carlos lenkte den Geländewagen über die zweispurige Straße der Insel. Duarte saß neben ihm, Antonio auf der Rückbank. Nur noch wenige Minuten, dann hatten sie die Klinik erreicht … und damit seinen sterbenskranken Vater. Er hatte gedacht, er wäre auf diesen Tag vorbereitet.
    Doch er hatte sich getäuscht.
    Natürlich hatte er sich in letzter Zeit in einigen Dingen getäuscht. Zum Beispiel hatte er angenommen, dass Lilah seinen Heiratsantrag sofort annehmen würde. Die Art, wie sie ihm seinen Antrag zurück ins Gesicht geschleudert hatte, versetzte ihm noch immer einen Stich. Er fürchtete, dass ihm jetzt die Zeit davonlief. Wenn er nicht bald sein Leben in den Griff bekam, verspielte er seine letzte Chance bei Lilah.
    Antonio lehnte sich nach vorn. „Willst du uns nicht einweihen, Carlos?“
    Seine Hände umklammerten das Lenkrad fester. „Was meinst du?“
    „Also wirklich, Brüderchen.“ Antonio versetzte ihm einen leichten Schlag auf die Schulter. „Du bist doch das Genie in unserer Familie. Wer ist deine Freundin?“
    „Lilah und ich arbeiten im selben Krankenhaus. Sie ist Juristin und Verwaltungschefin.“
    „Eine Anwältin?“ Duartes Tonfall verriet, dass er von diesem Berufsstand nicht sonderlich viel hielt.
    Antonio schnaubte. „Du bist mit der Reporterin verlobt, die unsere Tarnung hat auffliegen lassen.“
    „Fotojournalistin“, korrigierte Duarte prompt und besitzergreifend.
    Beschützend.
    Antonio lachte. „Ob nun Reporterin oder Fotojournalistin, das ist doch völlig egal.“
    Duarte brummte nur, während Carlos auf das einstöckige Klinikgebäude zusteuerte. Hier wurden nicht nur die Medinas behandelt, sondern auch all das Personal, das man brauchte, um ein kleines Inselkönigreich zu führen.
    Alles war auf dem neuesten Stand, was aufgrund der unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten kein Problem darstellte. Enrique hatte nicht an der medizinischen Ausrüstung gespart, schon allein deshalb, weil sein Sohn einen Großteil seiner Jugend in der Klinik verbracht hatte. Carlos kannte jede Ecke und jeden Winkel.
    „Wenn es etwas Ernstes ist“, sagte Duarte jetzt zu Carlos, „freue ich mich für dich, Brüderchen.“
    Nachdem Carlos angehalten und den Motor ausgeschaltet hatte, schaute er seine Brüder an. „Wartet lieber noch mit den Glückwünschen.“ Es war besser, er war ehrlich zu ihnen, als dass sie

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