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Prinzessin auf Probe?

Prinzessin auf Probe?

Titel: Prinzessin auf Probe? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHERINE MANN
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etwas aus.“
    Sie legte die Hände auf seine, bis die Töne verhallten. „Oder du könntest ganz aufhören, Spiele zu spielen und mir stattdessen verraten, was dich so aufregt. Wie war der Besuch bei deinem Vater?“
    „Sein Zustand ist unverändert.“
    Also besorgniserregend, aber das war noch nicht alles, was ihm Sorgen bereitete. „Denkst du an deine Mutter?“
    Die Versuchung war groß, sich einfach in seine Arme zu schmiegen. Doch sie wollte mehr über Carlos wissen, um den Mann, an den sie sich vielleicht für immer binden wollte, besser verstehen zu können.
    Erschrocken hielt sie inne, als ihr bewusst wurde, dass sie tatsächlich erwog, seinen Heiratsantrag anzunehmen. Im Grunde wartete sie nur noch auf ein Zeichen, das ihr bewies, dass sie den Gefühlen, die in ihr aufkeimten, vertrauen konnte. Und da sie wusste, dass es nichts nützte, wenn man diesen sturen Mann drängte, schwieg sie und wartete.
    Er begann wieder zu spielen, eine Fünf-Finger-Tonleiter, vor und zurück. „Meine Mutter war eine vielseitige Künstlerin, allerdings nur inoffiziell. Sie hat nach Gehör Klavier gespielt, war eine ausgezeichnete Köchin, obwohl sie behauptete, sie hätte es nur durchs Zuschauen von ihrer Mutter gelernt. Und Handarbeiten … obwohl sie ein grenzenloses Vermögen zur Verfügung hatte, hat sie Decken gestrickt.“
    In seiner Stimme schwangen Trauer und Nostalgie mit, als er die Erinnerungen an seine geliebte Mutter mit Lilah teilte.
    Ihr quoll das Herz über vor Mitgefühl. „Das klingt, als wäre sie eine sehr talentierte und sehr geschäftige Frau gewesen.“
    „Geschäftig?“ Er zog die Augenbrauen zusammen. „So habe ich das nie gesehen, weil sie immer ganz ruhig wirkte, nie in Eile war.“
    Sie verschränkte die Finger mit seinen. „Wie alt warst du, als sie starb?“
    „Dreizehn.“ Er drückte ihre Hand. „Ich bemühe mich immer, daran zu denken, wie sie gelebt hat, nicht, wie sie gestorben ist.“
    Mit ihrer freien Hand streichelte sie seine Wange, bis die Anspannung auf seiner Stirn sich löste. „Ich bin überzeugt, dass auch sie es gewollt hätte, wenn du dich an glücklichere Momente erinnerst.“
    Carlos schluckte und antwortete erst nach einem Moment der Stille. „Ich spiele, um sie nicht zu vergessen. Es gibt kaum Fotos oder Videoaufnahmen von uns als Familie. Unser Vater hatte schon damals versucht, unser Privatleben möglichst aus der Presse herauszuhalten. Bevor wir flüchten mussten, hat er zudem einen Großteil der persönlichen Dinge zerstört.“
    Und Carlos’ karge Lebensweise spiegelte diesen Verlust wider … angefangen bei seinem spärlich eingerichteten Büro und dem spartanischen Haus in Tacoma, bis zu dieser zurückhaltend möblierten Suite hier. Die Flucht aus San Rinaldo hatte diese Familie auf vielfältige Weise gezeichnet, aber Carlos trug darüber hinaus auch noch sichtbare, körperliche Narben.
    „Deine Brüder haben vorhin von Schusswunden gesprochen. Es gab also keinen Reitunfall, oder?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Magst du mir erzählen, was passiert ist?“
    „Du könntest in meine Krankenakte schauen“, scherzte er.
    „Abgesehen vom moralischen Standpunkt“, antwortete sie ernst, „würde ich dein Vertrauen niemals so missbrauchen.“
    „Ach, Lilah …“ Er hob ihr Kinn mit einem Finger. „Deshalb mag ich dich so. Und glaub mir, das sag ich nicht so einfach daher.“
    Sie schmiegte die Wange an seine Hand, um die Berührung zu vertiefen … die Verbindung zu Carlos. „Ich mag dich auch, meistens jedenfalls. Hilf mir, dich besser zu verstehen, damit ich dich noch öfter mögen kann.“
    Er wandte den Blick ab. „Ich wurde auf der Flucht von den Rebellen angeschossen.“
    Das hatte sie nach dem, was seine Brüder gesagt hatten, schon vermutet, doch als Carlos es jetzt offen aussprach, wurde es noch viel realer, viel schrecklicher. „Das tut mir unendlich leid. Kaum vorstellbar, was du durchgemacht haben musst.“
    Noch immer starrte er über das Klavier hinweg, während er mit den Fingern über die Tasten strich, ohne etwas zu spielen. „Es war nicht schlimmer als das, was die Kinder, die ich behandle, erleiden, wenn sie aus nichtigen Gründen vor ihrer Haustür niedergeschossen werden.“
    Es war richtig, was er sagte, doch das machte das Grauen, das er durchlebt hatte, nicht weniger schlimm. „Mag sein.“
    „Ich habe versucht, meine Mutter zu retten, aber ich habe versagt. Wenn ich ein Stückchen weiter nach rechts gegangen wäre … Ich

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