Prinzessin auf Probe?
und der Stereoanlage, aus der jetzt Beethoven erklang.
Carlos hatte sie auf köstliche Weise erst im Musikzimmer und dann noch einmal im Bett geliebt, bevor sie hierher in das großzügig angelegte Bad gegangen waren. Ihr vorsichtiges Herz fragte sich, ob sie vielleicht – ganz vielleicht – ihre Hoffnungen doch auf das bauen konnte, was sie gerade geteilt hatten. Zumindest hoffte sie, dass Carlos das, was ihn zu seiner merkwürdigen Reaktion nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht getrieben hatte, inzwischen überwunden hatte. Zweifellos trug er eine große Last aus der Vergangenheit mit sich herum. Kein Wunder, dass er auch emotionale Narben davongetragen hatte.
Aber solange sie versuchten, miteinander zu kommunizieren, bestand vielleicht doch noch Hoffnung, dass sie einen gemeinsamen Weg fanden. Auf die Ehrlichkeit zwischen ihnen vertrauend, gelang es ihr, die Ängste, so zu enden wie ihre Eltern, ein wenig zu beschwichtigen. Das war auch besser so, denn jetzt wusste sie, wenn Carlos sie noch einmal fragen sollte, ob sie ihn heiraten wollte, würde sie Ja sagen.
Was hätte sie getan, wenn er ihr sofort einen Heiratsantrag gemacht hätte, als sie ihm von dem Baby erzählt hatte? Ihre Hand verkrampfte sich auf seinem Knie. Hätte sie ihm gesagt, er solle seinen – nur aus Pflichtgefühl abgegebenen –, Antrag vergessen? Sie hoffte es, schließlich hatte sie etwas Besseres verdient. Sie wollte nicht, dass er sich nur mit ihr einließ, weil sie sein Kind in sich trug, und konnte nur inständig hoffen, dass er wirklich tiefere Gefühle für sie hegte.
An seine Brust geschmiegt, hätte sie diese Gedanken gern ausgesprochen, um ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, doch die Sorgen um seinen Vater verbaten es. Kein Wunder, dass er mithilfe des Klavierspiels sein Herz ausgeschüttet hatte.
Sie streichelte sein Bein und tastete unter den Rosenblättern nach seiner Hand. „Dein Klavierspiel vorhin … die Art, wie die Finger über die Tasten geglitten sind, das war wundervoll. Du spielst wirklich gut.“
„Es gab nicht viel anderes, was ich in meiner Jugend tun konnte. Zwischen all den Operationen …“ Sein Atem strich über ihren Rücken.
„Anscheinend hast du viel Zeit mit Üben verbracht.“ Hatte er versucht, seinen Schmerz, seinen Verlust, seinen Frust mit Musik zu kompensieren? Was für ein herzzerreißendes Bild.
„Auf jeden Fall mehr als die meisten Jugendlichen.“ Leise lachend fuhr er fort: „An einem besonders warmen Tag im Juli haben mich meine Brüder einmal überrascht, indem sie mit Rollstühlen, die sie aus der Klinik geklaut hatten, vorbeikamen. Sie haben einen Basketballkorb mitten in eins von den Wandgemälden genagelt und dem Begriff ‚Ballsaal‘ eine ganz neue Bedeutung gegeben.“
Sie versuchte, mit ihm zu lachen, doch über ein Wort war sie gestolpert. „Rollstühle? Musstest du im Rollstuhl sitzen?“
Er zuckte mit den Schultern, was sie hinter sich spürte. „Eine Zeit lang. Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob ich je wieder würde laufen können.“
„Was heißt eine Zeit lang?“
„Drei Jahre hat es gedauert, bis ich wieder auf meinen Füßen stand. Sieben Jahre insgesamt, bis es mir wieder einigermaßen gut ging.“
„Carlos …“. Lilah war entsetzt. Was hatte er alles durchmachen müssen. „Ich hatte ja keine Ahnung.“ Sie versuchte, sich zu ihm umzudrehen, doch Carlos schlang einen Arm um sie und hielt sie fest.
Zärtlich legte er eine Hand auf ihren Bauch. „Lass uns von etwas anderem reden. Du hast heute eine Menge über meine Vergangenheit erfahren. Wie wäre es, wenn du mir ein wenig über dich erzählst?“
„Das mit dem Strip-Poker im Austausch gegen Geheimnisse funktioniert nicht, wir sind schließlich schon nackt.“
„Ich hätte da noch eine Reihe anderer Anreize zu bieten.“ Er tauchte eine Hand unter Wasser und streichelte auf verführerische Weise das Dreieck zwischen ihren Schenkeln.
Sein offensichtlicher Versuch, das Thema zu wechseln, entging ihr nicht, obwohl es zunehmend schwieriger wurde, überhaupt zu denken, da er es auf so meisterhafte Weise verstand, sie abzulenken.
Sie drehte den Kopf und küsste ihn aufs Kinn. „Was möchtest du wissen?“
Leise lachend legte er die Hand wieder auf ihren Bauch. „Wünschst du dir ein Mädchen oder einen Jungen?“
„Darüber habe ich mir noch nicht allzu viele Gedanken gemacht.“ Sie legte ihre Hand auf seine. „Es ist ja auch schon entschieden. Aber eigentlich habe ich keine Vorliebe.“
Weitere Kostenlose Bücher