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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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gehabt, dass sie anders war als die anderen, etwas Besonderes, aber auf Gefühle sollte man ja nichts geben. Sie halfen nicht weiter, das hatte Skaia tausendmal gehört. In Wirklichkeit stellte sie höchstens für ihren Bruder Aldoro etwas Besonderes dar. Seit beide Eltern vor einigen Jahren gestorben waren, hatten die Geschwister nur noch einander. Es musste zwar noch weitläufige Verwandtschaft mütterlicherseits geben, aber die Eltern hatten sich stets geweigert, darüber zu sprechen.
    Jäh wurde Skaia aus ihren Überlegungen gerissen. Die Stundenkugel gongte. Ungläubig sah Skaia zu, wie sich ihr Feuerrot zurückverwandelte in blasses Weiß. O weh. Konnte sie ihren Text morgen so abgeben? Unzufrieden las Skaia die letzten Sätze. Dann musste sie grinsen. Klar konnte sie das. Sie musste ja nur sagen, dass ihre Kugel diesmal viel zu früh dran war. Und Klirr könnte nicht einmal etwas dagegen sagen. Beschwingt von ihrer guten Idee sprang Skaia auf und hüpfte in die Küche, wo Aldoro über einem dampfenden Topf hing und kritisch hineinsah.
    „Wie möchten Madame heute Ihre Brechbohnen?“, fragte er und zog seine Augenbrauen nach oben. Sie verschwanden fast hinter den schwarzen Strähnen, die ihm keck ins Gesicht fielen.
    „Madame möchten gar keine Bohnen. Haben wir nicht genug Bohnen gegessen?“
    „Offenbar nicht, sonst würde uns die Ernährungsanstalt keine mehr zuteilen.“ Skaia sah ihn missmutig an. Aber was konnte er dafür, dass die zuständige Behörde Bohnen als hervorragendes Nahrungsmittel für jugendliche Solterraner einstufte? Auf den zurzeit täglich eintreffenden Dosen waren zu allem Überfluss auch noch ganze Lexikonartikel abgedruckt. Lückenlos klärten sie darüber auf, welche wertvollen Inhaltsstoffe sich in diesem Gemüse versteckten und worin sich Sau-, Puff-, Speck-, Busch-, Pflück-, Perl-, Plüsch-, Mungo-, Feuer― und Augenbohnen unterschieden.
    Genießbar wurden die Bohnen nur dadurch, dass Aldoro jeden Tag andere Gewürze in den Kochtopf warf. Da er immerhin fünf Jahre älter war als Skaia, hatte er die Erziehungsanstalt schon verlassen dürfen, um eine Ausbildung bei der Ernährungsanstalt im Fachbereich ‚Gehalt und Geschmack’ anzutreten. Dort lernte er gerade, welche Bevölkerungsgruppen wann welche Kräuter und Gewürze zugeteilt bekamen. Als erstes hatte er sich und seiner Schwester so ziemlich alles von Anis bis Zimt zugeteilt. Seitdem probierte er aus. Pfefferminze auf Zitronensülze war eine hervorragende Idee, Ingwer in Käsesuppe gewöhnungsbedürftig. Ein paar Tage experimentierte er mit Lorbeerblättern, wurde damit aber nicht glücklich. Egal, wie klein er sie auch zerbröselte, immer piekten sie im Mund. Am Anfang der Bohnenphase hatte Aldoro noch auf Nummer sicher gehen wollen und einfach nur Bohnenkraut verwendet.
    Da hatte ihn Skaia entsetzt angeblickt und geschrien: „Bist du verrückt? Dann schmecken die Bohnen ja noch mehr nach Bohnen!“
    Seitdem tat er alles, um den verhassten Geschmack mit Gewürzen zu überdecken. „Wir haben heute eine Koriander-Kümmel-Knoblauch-Kreation“, klärte er Skaia auf, als er die dampfenden Teller auf den Tisch stellte. Dann setzte er sich zu ihr und wollte wissen: „Hast du es heute Morgen noch rechtzeitig geschafft?“
    Skaia schüttelte kauend den Kopf.
    „Na prima”, seufzte Aldoro, “dann bekomme ich wieder einen Brief von Klirr?“
    Skaia nickte.
    „Glaubst du nicht, dass wir bereits genug davon haben?“ Schwungvoll drehte sich Aldoro auf seinem Hocker herum. In der engen Küche war es gar kein Problem, im Sitzen eine der Schubladen der Anrichte aufzuziehen. Aldoro holte einen ganzen Packen Briefe heraus, ließ ihn auf den Tisch fallen und sah Skaia fragend an. Dann aber meinte er kichernd: „Du solltest nur dann weitersammeln, wenn du vorhast, einen Wettbewerb zu gewinnen. Aber ich sage dir eines ...“ Aldoro wühlte nun mit beiden Händen in der Schublade. Dann warf er einen noch viel größeren Packen mit Briefen auf den Tisch. Sie waren noch an die Eltern adressiert und offensichtlich ebenfalls von Klirr. „Du hast einen kaum zu schlagenden Gegner vor dir sitzen! Also, überleg’ dir genau, was du tust.“ Dann wuschelte er Skaia durch die Haare. „Und jetzt schnell. Wir müssen noch deinen Lehrmittelplan suchen.“
     
    Seltsamerweise dauerte es keine zehn Minuten, und der verschollene Zettel war aufgetaucht. Skaia hatte ihn gefaltet in das Kreaturenkundebuch gesteckt, als Lesezeichen bei den

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