Prinzessin in Pink
könnte ja ihr vorübergehender Lebensabschnitts-Mr-Rochester sein. Bis sie ihrem wahren Mr Rochester begegnet.
Ich weiß trotzdem nicht… äh, also echt… BORIS PELKOWSKI.
Na ja, wenigstens hat Tina in einem Punkt Recht: Er ist sehr leidenschaftlich. Mein blutbesudeltes Sweatshirt ist der Beweis. Na ja, theoretisch jedenfalls. Wenn Mrs Pelkowski es nicht zur Reinigung gebracht hätte und die Flecken nicht alle rausgegangen wären.
Aber trotzdem...
Tina und BORIS PELKOWSKI?????
AAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHH HHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH HHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Donnerstag, 8. Mai, 15 Uhr, zu Hause
Nachdem mich Lars vor einem weiteren Wurfgeschoss abschirmen musste - das diesmal mit erstaunlicher Präzision von einem Nachwuchsforscher aus dem Abschlussjahrgang geworfen wurde -, rief er Dad an und empfahl ihm, mich aus Sicherheitsgründen vom Schulgelände zu entfernen.
Dad war einverstanden. Und deswegen hab ich jetzt den restlichen Tag frei.
Wobei »frei« so nicht ganz stimmt, weil Mr G mit mir den Lehrstoff der letzten anderthalb Wochen wiederholt, in denen ich mich nicht so toll konzentriert hab. Er nimmt die Kühlschranktür als Tafel und schreibt die Gleichungen mit unseren Magnetbuchstaben.
Ganz toll, Mr G! Sieht dieser Mann nicht, dass ich im Moment drängendere Probleme habe als eine abfallende Mathenote? Ich meine: Halloooo? Ich kann keinen Fuß in die Schule setzen, ohne mit Obst beworfen zu werden.
Ich bin so deprimiert. Zu der Sache mit dem Streik und mit Tina kommt noch hinzu, dass alle mich jetzt hassen. Ich weiß nicht, wie ich den Rest der Woche überstehen soll. Ich hab schon Dad angerufen und gesagt: »Du kannst dich in meinem Namen bei Grandmère bedanken. Jetzt bin ich noch nicht mal an meiner Schule sicher und daran ist ganz allein sie schuld.«
Ich weiß aber nicht, ob er es ihr ausgerichtet hat. Keine Ahnung, ob die zwei überhaupt noch miteinander reden.
Ich weiß nur, dass ich nicht mehr mit Grandmère rede. Tja, so
wie es aussieht, rede ich mit einer ganzen Reihe von Leuten nicht mehr: Grandmère, Lilly, Lana Weinberger …
Wobei ich mit Lana nie wirklich geredet hab.
Und wenn ich jetzt nie mehr an die Schule zurückkann? Wenn ich in Zukunft zu Hause unterrichtet werden muss? Das wäre echt total Scheiße! Ich würde gar nichts mehr vom Schultratsch mitbekommen. Wer mit wem zusammen ist und so. Und wann würde ich Michael sehen? Bloß am Wochenende und das wär’s auch schon. Das wäre ja so was von Scheiße!!! Der Höhepunkt meines Tages besteht doch darin, ihn vor dem Haus auf uns warten zu sehen, wenn wir ihn mit der Limo zur Schule abholen. Ich weiß schon, dass ich dieses Glücksgefühls sowieso für immer beraubt werde, sobald er anfängt zu studieren. Aber ich hatte gehofft, es wenigstens noch den Rest des Schuljahrs auskosten zu können.
O Gott, das bringt mich ja jetzt so was von schlecht drauf. Okay, ich hab es an der Albert-Einstein-Schule nie supertoll gefunden, aber angesichts der Alternative … Privatunterricht zu Hause oder noch schlimmer, in irgendeiner Schule in GENO-VIA… o Gott, dagegen erscheint mir die Albert-Einstein-Schule wie das Shangri-La.
Was auch immer das ist.
Wie können sie es wagen, mich einfach rauszunehmen? Aus der Schule, meine ich. WIE KÖNNEN SIE???????
Oh, es klingelt an der Haustür! Hoffentlich ist das Michael mit meinen Hausaufgaben. Nicht dass ich so gierig auf Hausaufgaben wäre, aber wenn es jemals einen Moment gab, in dem ich Michaels tröstlichen Halsgeruch nötig hatte, dann ja wohl jetzt …
BITTE BITTE BITTE BITTE BITTE BITTE BITTE BITTE
Donnerstag, 8. Mai, immer noch zu Hause, etwas später
Tja, es war nicht Michael, aber beinahe. Es war jedenfalls ein Mitglied der Familie Moscovitz.
Nur das falsche.
Ich finde, Lilly traut sich was. So einfach hier aufzukreuzen - nach allem was sie mir angetan hat. Ich meine, Asperger-Syndrom hin oder her, ihretwegen ist mein Leben in den letzten Tagen die reinste Hölle gewesen und jetzt kommt sie weinend angekrochen und bettelt um Vergebung?
Aber was hätte ich machen sollen? Ich konnte ihr ja schlecht die Tür vor der Nase zuknallen, oder? Klar, das hätte ich natürlich schon machen können, aber es wäre ganz schön unprinzessinnenhaft gewesen.
Deshalb hab ich sie reingebeten - allerdings kühl. Sehr kühl. Wer ist hier jetzt »schwach«, häää?
Wir sind in mein Zimmer. Ich hab die Tür zugemacht (bei Lilly darf ich das - nur wenn Michael da ist, muss sie
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