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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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immer ein Stück offen stehen).
    Und dann legte Lilly los.
    Nicht mit der erwarteten, aus tiefster Seele kommenden Entschuldigung für ihr schändliches Verhalten mir gegenüber, dafür dass sie meinen guten Namen und den meiner fürstlichen Familie via Kabelfernsehen in den Dreck gezogen hat.
    Oh nein. Nichts dergleichen. Sie wollte sich wegen Tina und Boris ausweinen.
    Ganz recht! Lilly weinte, weil sie ihren Freund zurückwill.

    Ohne Witz. Und das nach allem, was sie ihm angetan hat.
    Während es aus ihr herausbrach, blieb mir nichts weiter übrig, als erschüttert zu schweigen und ihr zuzusehen. In Mao-Jacke und Birkenstock-Sandalen stampfte sie im Zimmer auf und ab, schüttelte verzweifelt ihre glänzenden Locken, und ihre Augen hinter den Brillengläsern (anscheinend trägt man als revolutionäre Klassenkämpferin keine Kontaktlinsen), waren mit bitteren Tränen gefüllt.
    »Wie konnte er nur?«, wimmerte sie. »Da drehe ich ihm fünf Minuten den Rücken zu - fünf Minuten! - und schon läuft er mit einer anderen davon. Was hat er sich dabei gedacht?«
    Ich warf ein, dass Boris vielleicht an den Anblick von Lilly mit der Zunge eines anderen Jungen im Rachen gedacht hat. Noch dazu in UNSEREM Garderobenschrank.
    »Boris und ich waren uns immer einig, dass wir uns unseren Freiraum lassen«, behauptete Lilly. »Ich habe ihm von vornherein gesagt, dass ich ein rastloser Zugvogel bin... ich lasse mich nicht einsperren.«
    »Hm.« Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht steht er ja mehr auf Glucken.«
    »Solche wie Tina, meinst du?« Lilly rieb sich die Augen. »Ich fasse es nicht, dass sie mir das antut. Ich meine, ihr muss doch klar sein, dass sie Boris niemals glücklich machen kann. Immerhin ist er ein Genie. Um mit einem Genie zurechtzukommen, muss man schon selbst eins sein.«
    Ich erinnerte Lilly etwas spitz daran, dass ich, obwohl ich ja auch kein Genie bin, ganz gut mit ihrem Bruder zurechtkomme, und der hat immerhin einen ziemlich beeindruckenden IQ von 179.
    Dass er sich konsequent weigert, auf den Abschlussball zu gehen, und wir noch nicht in Phase zwei sind, hab ich natürlich nicht gesagt.
    Lilly schnaubte nur. »Ich bitte dich. Michael ist total gaga, wenn es um dich geht. Außerdem bist du wenigstens in Talent
& Begabung. Da hast du täglich Gelegenheit, Genies in Aktion zu erleben. Was weiß Tina schon über Genies? Meinst du, die hat sich jemals ›A Beautiful Mind‹ angeschaut? Garantiert nicht. Und warum nicht? Weil Russel darin sein T-Shirt anbehält.«
    Langsam werde ich sauer. »Hey, das stimmt. Das ist mir auch aufgefallen. Er hätte ruhig ein bisschen mehr von sich zeigen können. Übrigens ist Tina meine Freundin. Und zwar eine viel bessere, als du sie mir in letzter Zeit gewesen bist.«
    Lilly hatte wenigstens den Anstand, schuldbewusst zu gucken.
    »Das tut mir ja auch sehr Leid«, beteuerte sie. »Ich schwöre, ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist. Als ich Jangbu gesehen hab, da... na ja, ich war wahrscheinlich Sklavin meiner Begierde.«
    Ich muss sagen, das überraschte mich. Klar, Jangbu sieht echt heiß aus, aber ich hätte nie gedacht, dass Lilly gutes Aussehen so wichtig ist. Immerhin war sie Urzeiten mit Boris zusammen.
    Anscheinend war das zwischen Jangbu und ihr rein körperlich.
    Oh Mann. Würde mich echt mal interessieren, bis zu welcher Phase sie gekommen sind. Ob es wohl sehr indiskret wäre, sie zu fragen? Sie ist nämlich immer noch da. Aber jetzt, wo wir nicht mehr beste Freundinnen sind, geht es mich wahrscheinlich gar nichts an.
    Aber wenn sie mit dem Typen Phase drei erreicht hat, dann bring ich sie um.
    »Zwischen Jangbu und mir ist es sowieso aus«, verkündet Lilly in diesem Augenblick sehr theatralisch … so theatralisch, dass Fat Louie (der Lilly sowieso nicht sonderlich mag und sich meistens zwischen meinen Schuhen im Schrank versteckt, wenn sie bei mir ist) erschrocken versucht, sich in meinen Moonboots zu verkriechen.
    »Ich hab geglaubt, in seiner Brust würde das Herz eines Proletariers schlagen. Ich hab gedacht, ich hätte endlich einen
Mann gefunden, der meine Leidenschaft für soziale Fragen und die Emanzipation der arbeitenden Masse teilt, aber da hab ich mich leider geirrt … schwer, schwer geirrt. Ein Mensch, der bereit ist, seine Lebensgeschichte an die Presse zu verkaufen, der kann nicht mein Seelenverwandter sein.«
    Anscheinend gibt es mehrere große Zeitschriften, die sich gegenseitig überbieten, um Jangbu die Exklusivrechte an den

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