Prinzessin Kate
6. Oktober 1914 im Rathaus, nicht weit entfernt von der Frontlinie in Vieuxdieu, als er der Naval Division befahl, die innere Festungslinie der Stadt zu halten. Doch während die belgischen Truppen die Bunker und Wälle besetzten, mussten die Engländer in flachen, überschwemmten Gräben mit rund 450 Meter freiem Land vor ihnen Stellung beziehen und bildeten ideale Ziele für den deutschen Beschuss. Nach zwei Tagen gab Churchill den Befehl zum Rückzug, doch dieser Befehl erreichte den Divisionskommandeur Commodore Wilfred Henderson nicht, und die Brigade blieb unter starkem Granatbeschuss. In der allgemeinen Verwirrung zogen sich einige Bataillone auf einer Bahnlinie in Züge zurück. Andere, einschließlich Benbow, wurden hilflos zurückgelassen, ohne Transportmöglichkeit. Sie konnten weder die Brücke über die Schelde überqueren, die von den sich zurückziehenden Belgiern gesprengt worden war, noch einen Zug nehmen, da die Deutschen die Zugverbindung unterbunden hatten. Um einer Gefangennahme zu entgehen, beschloss Commodore Henderson, seine erschöpften Männer über die Grenze nach Holland, einem neutralen Land, zu führen.
Frederick war einer der 545 Männer und Offiziere des Benbow-Bataillons, angeführt von Kommandeur Fargus, die von den Holländern im englischen Lager in Groningen interniert wurden, nachdem sie es in die Niederlande geschafft hatten. Das erwies sich als seine Rettung. Einquartiert in einer speziell angefertigten Holzhütte an einem Ort, den er und seine Gefährten »Timbertown« nannten, konnte er auch eine Turnhalle, einen Aufenthaltsraum, eine Bibliothek, ein Klassenzimmer und eine Post benutzen. Ein Fußballpavillon wurde in eine Bar umgestaltet, in der die Männer Besuche empfangen konnten. Sie druckten ihre eigene Zeitung, stellten Sportteams auf, die gegen lokale Clubs antraten, und gründeten ein Orchester und eine Theatergruppe namens Timberland Follies. Unter der strengen Bedingung, keinen Fluchtversuch zu unternehmen, durften sie sogar das Lager verlassen.
Zwei Wochen nachdem er und seine Männer gezwungen gewesen waren, nach Holland zu fliehen, sandte Commodore Henderson Sir William Nicholls, dem Generaladjutanten der Königlichen Marine, einen Brief und schilderte das Fiasko. Er berichtete, dass die Männer am 6. Oktober an der Front eingetroffen seien und begonnen hätten, Gräben auszuheben, dass sie wegen mangelnder Ausrüstung sowie der Tatsache, dass einige der Männer noch nie eine Spitzhacke oder Schaufel in der Hand gehalten hatten und dass es keine Lebensmittel, kein Wasser, keine Kommunikationsmöglichkeiten und keine Anweisungen gab, jedoch massiv beeinträchtigt gewesen seien. Zwei der Bataillone hatten 24 Stunden ohne Wasser in den Gräben ausgeharrt, und vier Bataillone mussten sich 36 Stunden lang mit einem Viertelpfund Fleisch begnügen. Die Männer waren drei Tage vor ihrer Abreise mit Gewehren mit Ladestreifen ausgerüstet, aber nicht in deren Gebrauch geschult worden. Es gab keinen organisierten Transport, und abgesehen von ein paar Signalmasten keine Signalausrüstung, nur ein Fahrrad pro Bataillon für Boten und keine Pferde für die Offiziere. »Die Männer hatten ihre Kakianzüge nicht erhalten und steckten immer noch in ihren blauen Pullis; sie hatten deshalb keine Taschen, in denen sie Lebensmittel oder Munition verstauen konnten«, fügte er hinzu. »Lediglich ein paar Männer hatten Wintermäntel erhalten ... und [die Männer] litten erheblich unter der Kälte. Das Fehlen von Provianttaschen, Essgeschirr und Wasserflaschen erwies sich als großer Nachteil.«
Am 22. März 1917 durfte Frederick aus Holland ausreisen, allerdings nur für einen Heimaturlaub. Diese Erlaubnis galt bis zum 26. Mai 1918. In seiner Akte ist zu lesen: »Anerkennung für die ausgezeichnete Arbeit am Generalkonsulat in Rotterdam.« Am 4. März 1919 kehrte er nach England zurück und wurde sechs Tage später aus dem Militärdienst entlassen, blieb aber beim 2. Reservebataillon.
Frederick überlebte den Krieg, doch einige seiner Cousins hatten nicht so viel Glück. Herbert, ein Büroangestellter und zweifacher Vater aus Leytonstone, der am 2. Dezember 1915 im Alter von 36 Jahren als Artillerist Nr. 86318 in die Royal Garrison Artillery eintrat und an die Front nach Frankeich geschickt wurde, wurde nach Kriegsende wegen Pflichtversäumnis bestraft. Er wurde zu 14 Tagen »Field Punishment No. 2« verurteilt, was hieß, dass er bis zu zwei Stunden täglich in Ketten gelegt wurde
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