Prinzessin meines Herzens
Gedanke!
Im Augenblick hielt sie sich noch in einem netten Hotel in New Orleans auf. Wenn sie jedoch tatsächlich nach Port Pierre zurückkehrte, würde sie ein richtig großes Haus suchen müssen: Sie brauchte Unterbringungsmöglichkeiten für das Kindermädchen und das Sicherheitspersonal. Immerhin war Danny ein Prinz. Daran änderte sich nichts, bloß weil er in den Vereinigten Staaten lebte. Letztendlich war sie der Gefahr nicht wirklich entronnen.
Inzwischen war sie schon ein paar Tage in New Orleans. Jeden Morgen verschob sie die Weiterreise nach Port Pierre von Neuem. Sie dachte viel nach und ging spazieren. Einmal hatte sie sogar ihre Mutter in der Entzugsklinik besucht. Nico hatte wirklich an nichts gespart: Donna Morgan hatte so gut ausgesehen wie nie. Sie hatte sich sogar nach ihrem Enkelkind erkundigt und Lily beim Abschied darum gebeten, ihr Fotos zu schicken und sich bald wieder zu melden. Donna hatte mehr Interesse an Lilys Person und ihren Belangen gezeigt, als sie ihrer Tochter während ihrer gesamten Kindheit entgegengebracht hatte. Das rührte Lily noch immer sehr.
Am sechsten Tag nahm Lily sich einen Leihwagen und fuhr allein nach Port Pierre. Ihr war klar, dass sie nicht mehr bei der Zeitung arbeiten konnte: schließlich war sie nun selbst eine Person des öffentlichen Lebens geworden. Sie machte einen Einkaufsbummel und besuchte anschließend Carla, aber es war ein merkwürdiges Zusammentreffen. Mit Nicos Geld hatte sich ihre Freundin ein schönes altes Haus im Zentrum des Städtchens gekauft. Carla entschuldigte sich mehrmals, und Lily sagte, sie würde ihr verzeihen. Aber nachdem sie sich von Carla verabschiedet hatte, fühlte sie sich so allein wie noch nie.
Als Lily nach New Orleans zurückkehrte, war sie noch aufgewühlter und unschlüssiger als vorher. Sie wusste nicht mehr, wohin sie gehörte. Zu Nico! Aber der wollte sie ja nicht. Darüber hätte sie wirklich verzweifeln können.
Passend zu ihrer eigenen Gemütslage gab es am späten Nachmittag ein Gewitter. Blitz und Donner jagten Danny und Signora Cosimo Angst ein. Als das Unwetter vorbei war, wollte Lily allein einen Spaziergang machen. Sie musste endlich eine Entscheidung für die Zukunft treffen – und zwar noch an diesem Tag.
Wie immer pulsierte in New Orleans das Leben. Lily machte einen Bogen um die Amüsiermeile in der Bourbon Street und ging dafür lieber die elegantere Royal Street mit ihren Antiquitätenläden und Kunstgalerien entlang. Sie hätte in jeden dieser schicken Läden gehen und alles kaufen können, was ihr Herz begehrte. Für Lily war diese Tatsache immer noch schwer vorstellbar.
Schließlich kam sie an der St.-Louis-Kathedrale vorbei. Nach kurzem Zögern lief sie zum Eingangsportal des Gebäudes, das sich an der Chartres Street befand. Die weiße Fassade der Kirche leuchtete geradezu im fahlen Licht nach dem Gewitter. Lily überquerte die Straße zum Park am Jackson Square. Dann drehte sie sich um und schaute zu den drei Kirchturmspitzen hinauf.
Seufzend beschloss sie, zum Hotel zurückzukehren. In dem Moment kam ein Mann über die Rasenfläche auf sie zu. Weil er aus der Ferne irgendwie Nico ähnelte, blieb Lily erstaunt stehen. Der Mann trug sogar die gleiche Kapuzenjacke, die Nico bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte. Hinter ihm schimmerte das Wasser des Mississippi golden in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne. In einiger Entfernung glitt ein Frachtkahn vorbei, den Lily aufmerksam betrachtete.
Als sie kurz darauf wieder zu dem Mann sah, schlug ihr Herz schneller.
Das war doch unmöglich …
„Liliana“, begrüßte der Mann sie und blieb vor ihr stehen. Die Hände hatte er in die Taschen seiner Jeans geschoben. Doch dann setzte er die Kapuze ab.
Lily brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, was ihr Herz längst erkannt hatte.
„Was machst du denn hier?“, stieß sie endlich hervor.
Nico hier wiederzutreffen und sich mit all den Erinnerungen auseinanderzusetzen war einfach zu viel für Lily. Sie musste sich hinsetzen. Zum Glück befand sich in der Nähe eine Parkbank. Nico begleitete sie dorthin, nahm jedoch nicht Platz. Er wirkte sehr ernst, und sie bemerkte dunkle Ringe unter seinen Augen.
„Ich will, dass du mich heiratest!“, erklärte er.
Es hätte Lily nicht mehr überraschen können, wenn Nico verkündet hätte, dass er zum Zirkus gehen wollte. Verwirrt entgegnete sie: „Du hast dich doch gerade erst von mir scheiden lassen. Warum sollte ich das alles noch einmal
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