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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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sonst und verleihen mir einmal mehr die altbekannte Meerschweinchen-Optik. Kopfschüttelnd sehe ich auf die Bescherung. Ich sehe aus, als hätte ich in eine Steckdose gefasst. In dem vergeblichen Versuch, sie einigermaßen zu glätten, fahre ich ein paar Mal mit den Händen durch meine Haare und gebe dann schließlich auf. Schließlich bin ich hier nicht auf einem Schönheitswettbewerb. Trotzdem ziehe ich noch mal rasch meine Lippen nach, nicke mir selbst beruhigend zu und mache mich festen Schrittes auf den Weg.
    Als ich das Büro von Herrn Sommerlein betrete, erwartet mich eine Überraschung. Ein Riese von mindestens zwei Metern erhebt sich von seinem Schreibtisch und streckt mir eine gewaltige Pranke entgegen, in der meine Hand verschwindet.
    »Sommerlein«, stellt er sich vor, und ich kann mir nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen.
    »Stefanie May. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben.«
    »Vielen Dank, dass Sie so schnell kommen konnten. Setzen Sie sich doch. Kaffee?« Damit lässt er sich hinter seinem Schreibtisch nieder und schiebt mir einen dampfenden Becher zu. »Zucker?«
    »Nein, danke.« Während er drei Würfelzucker in seinen Becher gibt, umrührt und einen großen Schluck nimmt, betrachte ich mein Gegenüber verstohlen. Er
kann nicht viel älter als Ende dreißig sein, mit seinem athletischen Körper, den durchdringenden blauen Augen und dem kahl geschorenen Kopf sieht er ziemlich gut aus. Ein bisschen wie ein Profi-Basketballer. Sicher nicht wie ein Herr Sommerlein.
    »Sie finden, dass mein Name nicht zu mir passt«, stellt er fest, und ich zucke ertappt zusammen. Bin ich so leicht zu lesen? Prompt schießt mir das Blut in die Wangen. »Da lag ich wohl richtig. Wie wäre es, wenn wir uns beim Vornamen nennen, damit Sie nicht weiter darüber nachdenken müssen?«
    »Äh, gerne«, sage ich verlegen, »ich heiße Fanny.«
    »Und ich Leander.« Er lächelt unschuldig. Zu unschuldig. Der will mich doch verulken. Leander Sommerlein? Ich sehe ihm fest in die Augen.
    »Ich glaube Ihnen kein Wort!«
    »Und warum nicht?« Er hebt die Augenbrauen und durchbohrt mich mit seinen Blicken. Plötzlich wird mir heiß und kalt. Was, wenn er mich nicht verulken will? Was, wenn dieser Hüne von einem Mann mit den breiten Schultern und den Schuhen so groß wie Geigenkästen, tatsächlich den Namen Leander Sommerlein trägt? Schweigend sitzen wir da, Auge in Auge. Jetzt habe ich mich tief reingeritten, und kann nur hoffen, dass mein Impuls der Richtige war.
    »Sie heißen nicht Leander«, sage ich mit Überzeugung.
    »Nicht?«
    »Nein.« Ich schüttele den Kopf.
    »Mögen Sie den Namen Leander etwa nicht?«
    »Doch. Für einen feingliedrigen, blassen Balletttänzer vielleicht.« Was soll’s? Wenn ich mir hier schon mein
eigenes Grab schaufele, dann doch wenigstens mit Schwung. Er zieht die Augenbrauen noch ein bisschen höher, und ich gleichzeitig meinen Kopf ein. Fast rechne ich damit, dass er mich gleich hochkant aus seinem Büro schmeißt, da entspannt sich sein Gesicht.
    »Eins zu null für Sie!« Puh!
    »Und wie heißen Sie wirklich?«
    »Volker.«
    »Ja, das passt besser.« Er grinst.
    »Und wie kommen Sie zu Ihrem ungewöhnlichen Vornamen?« Irritiert sehe ich ihn an. »Fanny?«, erinnert er mich.
    »Ach so. Äh …« Ich gerate kurz ins Stocken. Dies ist ein merkwürdiges Vorstellungsgespräch.
    »Sind Sie komisch?«
    »Nicht besonders«, sage ich lahm. »Höchstens unfreiwillig. « Er grinst.
    »Das ist doch ein Anfang. Also, wer hat Ihnen diesen Namen gegeben?« Na gut, wenn er es unbedingt wissen will.
    »Ich mir selbst«, antworte ich, »da war ich fünf. Vorher wurde ich Steffi genannt. Dummerweise war Stefanie in meinem Geburtsjahr Platz 1 auf der Liste der beliebtesten Vornamen. Ich habe mir auf dem Kinderspielplatz die Hacken wundgelaufen, weil ständig irgendjemand Steffi rief. Also habe ich kurz vor der Einschulung verkündet, dass ich ab jetzt nur noch auf den Namen Fanny hören würde. Das ist die Geschichte.«
    »Das ist eine schöne Geschichte.« Volker nickt zufrieden, und ich atme erleichtert auf. »Ist sie wahr?«
    »Natürlich ist sie wahr«, gebe ich entrüstet zurück. »Warum sollte sie nicht?«

    »Nun, weil Sie sich hier um den Job als Presseassistentin bei einer Fernsehproduktion bewerben«, antwortet er rätselhaft, und ich sehe ihn verständnislos an. »Was haben Sie denn bis jetzt so gemacht?«
    »Nun«, sage ich gedehnt, um etwas Zeit zu schinden. Wie sehr kann ich ihn mit meiner

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