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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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zehnjährigen Erfahrung als Call-Center-Mitarbeiterin beeindrucken?
    »Ich bin Romanautorin.«
    »Veröffentlicht?«
    »Zweifach.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagt er und zieht seine Computertastatur zu sich heran. Schon ist er auf der Seite von Amazon und gibt meinen Namen ein. Ich fange ein bisschen an zu schwitzen, denn plötzlich fällt mir wieder ein, dass mein erster Titel – es fällt mir sogar schwer, das Wort nur zu denken – verramscht werden soll. Hoffentlich sieht Volker mein Buch jetzt nicht für zwei Euro auf dem virtuellen Grabbeltisch. Unauffällig schiele ich auf den Bildschirm, aber nein, der Preis wurde noch nicht herabgesetzt. »Beeindruckend«, wiederholt Volker, leert seinen Kaffeebecher in einem Zug und wendet sich mir wieder zu. »Ich suche jemanden, der Fantasie hat und schreiben kann.«
    »Das kann ich.«
    »Noch einen?« Ich sehe auf den blauen Kaffeebecher mit dem weißen »Scarlett-Filmproduktion«-Aufdruck, den ich die ganze Zeit zwischen meinen Fingern hin-und hergedreht habe.
    »Äh, ich habe noch, danke.«
    »Ich hole mir noch einen. Bin gleich zurück.« Damit verlässt er das Büro, und ich habe Gelegenheit, mich ein wenig in dem hellen Raum mit der breiten Fensterfront
umzusehen. Hier möchte ich nicht die Fenster putzen müssen, denke ich. Oder aufräumen. Erst jetzt fällt mir auf, dass das Zimmer völlig chaotisch ist. Um an den zweiten, kleineren Schreibtisch auf der anderen Seite des Raumes zu kommen, müsste man knietief durch Berge von Klatschzeitschriften waten. In diesem Moment wird mir klar, dass hier jemand gesucht wird, der Ordnung in das Chaos bringt. Seufzend greife ich nach der INTOUCH, die auf einem Stapel in meiner Nähe ganz oben liegt. Unter dem Foto zweier geradezu ekelerregend schöner Menschen steht in großen Buchstaben: »Nadja & David: Zerstört der Ruhm ihr junges Glück?« Und darunter: »Steckt das Fernsehtraumpaar in seiner ersten Krise?« Das sind sie also, die beiden. Ich greife nach meiner Kaffeetasse und schlage neugierig die Zeitung auf, als es an der Tür klopft. Verwundert hebe ich den Kopf. Es klopft erneut. Volker wird wohl nicht in seinem eigenen Büro anklopfen, oder?
    »Äh, herein«, rufe ich unsicher. Die Türklinke wird von außen heruntergedrückt und Augenblicke später steht der schönste Mann vor mir, den ich jemals gesehen habe. Sein perfekter, athletisch schlanker Körper steckt in verwaschenen Jeans und einem einfachen weißen T-Shirt, die dunkelbraunen Haare sind so verwuschelt, als sei er gerade aus dem Bett aufgestanden, und sein Gesicht ist einfach makellos. All meine Sorgen fliegen plötzlich, husch, husch, wie aufgeschreckte Vögel davon und zurück bleibt nur dieses wundervolle Gefühl des Entzückens. Der Mann kommt auf mich zu, und es scheint, als würde er sich in Zeitlupe bewegen. Das ist doch wirklich albern, fehlt nur noch, dass ich Geigenmusik höre. Er sieht mich an, und seine Augen haben
eine ganz außergewöhnliche Farbe. Sie sind leuchtendgrün mit goldenen Sprenkeln darin und von dichten, schwarzen Wimpern umkränzt. Seine Nase hat einen leichten Knick in der Mitte, als wäre sie mal gebrochen gewesen, was seiner Schönheit keinen Abbruch tut. Darunter die sinnlichsten Lippen, die ich je gesehen habe. Sie bewegen sich. Wieder wandert mein Blick zu diesen unvergleichlichen Augen, die jetzt einen verwirrten Ausdruck annehmen.
    »Geht es dir nicht gut?« Er kommt noch einen Schritt näher. Beugt sich zu mir hinunter. Endlich erwache ich aus meiner Trance und springe auf die Füße. Der größte Teil des Kaffees aus meinem Becher schwappt dabei über den Rand und auf meine weiße Bluse. Ich starre auf die Bescherung und fühle, wie ich knallrot anlaufe. »Oh, das tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.« Er hat ein süßes Lächeln.
    »Nein, schon gut«, stottere ich und stelle den Becher auf der Schreibtischplatte ab. Dann schaue ich ihn wieder an. Nein, stimmt nicht. Ich schaue nicht, ich starre. Hör auf damit, Fanny, befehle ich mir selbst, und reiße mich mit aller Willenskraft von seinem Anblick los. Stattdessen sehe ich auf den Teppich zu seinen Füßen.
    »Volker ist leider gerade nicht hier. Er holt Kaffee. Äh, für sich«, füge ich unnötigerweise hinzu und schaue betreten auf die verbliebene Pfütze in meinem Becher.
    »Welcher Volker?«
    »Na, Herr Sommerlein«, antworte ich einigermaßen flüssig.
    »Dieser Spinner.« Er wirft einen Blick über die Schulter, als wolle er überprüfen, dass

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