Prinzessin oder Erbse
mich an Felix gewandt.
»Ich bin der Fensterputzer und sorge für den Durchblick«, erklärt er und lächelt sie entwaffnend an.
»Äh … Interessant.«
»Nicht besonders«, meint er schulterzuckend. »Aber ich mag den Job. Er finanziert mir meine Ausbildung und außerdem bin ich gerne an der frischen Luft.« Unbekümmert tritt er an Julia vorbei in unsere Wohnung und sieht sich neugierig um.
»Aha. Und was machst du für eine Ausbildung?«
»Ich werde Heilpraktiker.«
»Ach, echt? Das ist ja interessant«, ruft Julia aus, und dieses Mal klingt es, als würde sie es auch so meinen.
»Ja, finde ich auch.« Felix hält schnuppernd die Nase in die Luft. »Riecht ja köstlich hier.«
»Die Lasagne müsste gleich fertig sein. Komm mit in die Küche, du musst mir unbedingt alles von deiner Ausbildung erzählen, ich habe auch schon mal über so was nachgedacht. Ich bin nämlich Yogalehrerin und dachte, das wäre doch vielleicht eine gute Kombination. Was meinst du?«
»Klingt gut.«
»Ich habe schon Infomaterial bei einigen Schulen angefordert, aber ich kann mich noch nicht so recht entscheiden.
Hier, gib mir deine Jacke. Also, ich halte ja nicht viel von Schulmedizin, die Selbstheilungskräfte des Körpers werden damit ja total ausgehebelt.«
»Genau mein Reden.« Die beiden strahlen über das ganze Gesicht.
»Äh, Entschuldigung«, mache ich mich bemerkbar, »könnte mir wohl einer den Wein abnehmen, damit ich mir auch die Jacke ausziehen kann?« Felix greift nach den Flaschen und verschwindet mit Julia in Richtung Küche. Ich werfe meine Winterjacke auf die überfüllte Garderobe.
»Fanny, wo bleibst du denn so lange?«, ruft Julia.
»Ich komme schon.« Ich betrete die in warmes Kerzenlicht getauchte Küche. Der Tisch ist liebevoll für drei Personen gedeckt, Felix hat es sich in einem der Korbsessel gemütlich gemacht, während Julia einen Blick in den Ofen wirft.
»Die braucht noch fünf Minuten«, entscheidet sie und dreht die Temperatur noch ein bisschen höher, damit die Käsekruste auch richtig schön knusprig wird. Dann schlingt sie die Arme um mich. »Wir haben uns ja noch gar nicht begrüßt. Ich muss schon sagen, die Wohnung ist ganz schön leer ohne dich.«
»Soll ich schon mal den Wein aufmachen?«, erkundigt sich Felix und greift nach einer der Flaschen auf der Anrichte. Ich nicke und reiche ihm den Korkenzieher.
»Kann ich euch beide kurz alleine lassen? Ihr habt ja offensichtlich ein Gesprächsthema, und ich müsste noch schnell was nachschlagen.«
»Klar, kein Problem.« Ich nehme das gefüllte Weinglas von Felix entgegen und gehe damit in mein Zimmer. Aus der Schreibtischschublade ziehe ich mein Exemplar
des Arbeitsvertrages hervor, an das mit einer Büroklammer die Verschwiegenheitserklärung geheftet ist. Zwei eng beschriebene DIN A4-Blätter. Seufzend lasse ich mich in meinen Schreibtischsessel fallen, nehme einen großen Schluck Wein und beginne zu lesen:
VERSCHWIEGENHEITSERKLÄRUNG
zwischen
Stefanie May, geboren blablabla … Hiermit bestätige ich, dass ich heute zur Verschwiegenheit gemäß § blablabla … blabla … Ich bin nicht berechtigt, fremden, mit der Sache nicht befassten Personen Einblick in die im Büro vorkommenden Vorgänge zu gewähren blablabla … Die Verschwiegenheitsverpflichtung erstreckt sich insbesondere auf die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Auftraggebers, seiner Angestellten und Geschäftspartner sowie seine Absichten, Objekte, Planungen und internen Verhältnisse … Die Verschwiegenheitspflicht bleibt auch nach Beendigung der Zusammenarbeit bestehen… blablabla … Für jeden Verstoß wird eine Vertragsstrafe von 50 000 Euro vereinbart.
Ungläubig starre ich auf die Zahl, die vor meinen Augen verschwimmt. Wie viel Euro? 50 000? Ist das überhaupt legal? Ich könnte mir in den Hintern beißen. Zum ersten Mal begreife ich, warum meine Eltern mir eingeschärft haben, niemals etwas zu unterschreiben, ohne es vorher Wort für Wort durchgelesen zu haben. Ratlos starre ich auf die Verschwiegensheitserklärung. Kein Zweifel, mir bleibt gar nichts anderes übrig, als meinen Mund zu halten. Und das, obwohl ich vor lauter neuer Informationen fast überschäume. Gequält nehme ich einen weiteren Schluck Rotwein. Na schön, dann muss es eben so sein. Verschwiegenheit, dein Name ist Fanny!
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