Prinzessin oder Erbse
ein Zusammenhang besteht? «
»Ich möchte fast wetten, dass den beiden jetzt, da Maximilians Ehefrau aufgetaucht ist, auch privat eine handfeste Krise ins Haus steht«, grinse ich. »Und genauso überzeugt bin ich davon, dass zwischen David und Nadja ein rein berufliches Verhältnis besteht«, fahre ich betont gleichgültig fort. »Stimmt’s?«
»Sie sind gar nicht so dumm.« Matthias nickt anerkennend, und mein Herz beginnt aufgeregt zu klopfen. »Es stimmt, Nadja und David sind kein Paar, worüber wir übrigens alle sehr froh sind. Nicht nur Sie«, fügt er mit einem süffisanten Lächeln hinzu. Ich lasse die Spitze gelassen an mir abprallen.
»So?«
»Ja. Liebe am Arbeitsplatz ist immer eine schlechte Idee. Das bringt nur Unfrieden.« Einen Moment lang lässt er seine Worte wirken, dann fährt er fort: »So, im Grunde wissen Sie ja nun Bescheid: Die Beziehung zwischen den beiden ist erfunden, und wir füttern die Presse
mit Neuigkeiten, die in etwa der Stimmung in der Serie entsprechen, aber nicht so sehr, dass es auffällt. Die Zielsetzung ist ganz einfach: Wir wollen, dass über uns geredet wird. Die Journalisten müssen durch interessante Storys bei Laune und vor allem beschäftigt gehalten werden, damit sie gar nicht auf die Idee kommen, im Privatleben unserer Stars herumzuwühlen.«
»Ach ja?« Ich horche auf. »Ich dachte, es ist egal, weshalb sie über uns reden. Wichtig ist nur, dass sie über uns reden.«
»Im Prinzip haben Sie schon Recht. Dennoch ist es mir lieber, das Ganze unter Kontrolle zu haben. Wir wollen schließlich, dass unsere Schauspieler funktionieren. Überraschende Schlagzeilen im BLATT haben schon ganze Drehtage gesprengt, das können Sie mir glauben.«
»Wir tarnen also die existenten Leichen im Keller durch erfundene auf dem Dachboden?«
»So ist es.«
»Und was sind das für Leichen?«
»Ich wollte Sie heute noch den anderen Castmitgliedern vorstellen«, erklärt Matthias unvermittelt und erhebt sich von seinem Schreibtisch, »kommen Sie, wir gehen runter ans Set.«
Auf dem Weg in die nebenan liegende Halle 2 grübele ich darüber nach, was das wohl für Leichen sind, die speziell in Davids Keller herumliegen und die wir vor der Entdeckung durch die Öffentlichkeit schützen müssen. Ich bin ein bisschen beleidigt, dass mein Chef offensichtlich nicht bereit ist, mir einen Vertrauensvorschuss zu gewähren, aber irgendwann wird er mich
schon einweihen. Andererseits, will ich es überhaupt wissen? Und das Bild, das ich mir von David gemacht habe, zerstören? Als wir das Studio betreten, empfängt uns rege Betriebsamkeit. Staunend marschiere ich von der Empfangshalle des Restaurants über Maximilians Schlafzimmer direkt in das kleine, chaotische Einzimmerapartment von Lara. Nur durch eine Pappwand getrennt, ist dahinter die Restaurantküche, sehr edel in Weiß und Chrom gehalten, aufgebaut, in der sich in diesem Moment das gesamte Team und ein großer Teil der Cast tummelt. Ich lerne Franziska Leipold und Axel Wisner kennen, die Maximilians Eltern spielen, sowie seine Ehefrau, gespielt von Leonore Finke. Julia hat nicht übertrieben, mit dem glänzenden, hüftlangen, schwarzen Haar, den dunklen Augen und der kurvigen Figur sieht sie einfach hinreißend aus und bildet einen interessanten Kontrast zu der zierlichen, blonden Nadja.
»Wir sind drehfertig«, ertönt eine Stimme über Lautsprecher, und Matthias zieht mich in eine Ecke, wo der schwarzhaarige, bärtige Regisseur Anthony neben seinem Assistenten vor einem Monitor sitzt, auf dem die Gesichter von Nadja und Leonore im Profil, dicht voreinander, zu sehen sind.
»Da kannst du die Szene sehen, wie sie später auch im Fernsehen erscheint«, erklärt Matthias mir leise. »Wir drehen mit drei Kameras und geschnitten wird schon während der Aufnahme. Bei derjenigen Kamera, die gerade aufnimmt, leuchtet oben das Rotlicht. So wissen die Schauspieler immer genau, von welcher Seite sie gerade gefilmt werden.«
»Nadja, Leo, alles klar bei euch?«, erkundigt sich Anthony
mit sonorer Stimme. Die beiden nicken, ohne den Blick vom jeweils anderen zu lassen. »Ton?«
»Läuft!«
»Kameras?«
»Laufen!«
»Und … bitte!« Gespannt verfolge ich die nun folgende Szene der beiden bildschönen Frauen, die sich mit funkelnden Augen und geröteten Wangen gegenüberstehen.
»Glauben Sie nicht, dass Sie die erste Frau sind, die ein Auge auf meinen Mann geworfen hat. Wenn Sie denken, dass Sie eine Bedrohung für mich und meine Ehe
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