Prinzessin oder Erbse
Freundin zu erzählen, dass David und Nadja in Wirklichkeit kein Paar sind.« Ertappt zucke ich zusammen. »Eben. Auch diese Information haben Sie geheim zu halten. Verstanden?« Ich nicke ergeben, obwohl ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, wie das möglich sein soll. Muss ich Julia von jetzt an permanent anlügen?
»Darf ich noch etwas fragen?«, erkundige ich mich. »Nadja hat doch offensichtlich einen Freund. Ich habe gehört, wie sie mit ihm telefoniert hat. Was sagt der denn zu dieser ganzen Sache?« Matthias zuckt die S chultern.
»Eine Beziehung mit einem Star zu haben erfordert Opfer. Man muss eben abwägen, ob es einem das wert ist.«
»Und David?«, frage ich todesmutig. »Ist der auch in festen Händen?« Matthias lächelt in einer Mischung aus Mitgefühl und leisem Spott.
»Haben Sie denn da unten eben nicht aufgepasst? Einen Mann wie David hat keine Frau für sich allein.«
Während ich mich im Laufschritt auf den Weg zur Kantine mache, grübele ich über Matthias’ Aussage nach. Was genau wollte er mir damit sagen? Dass David ein Aufreißer ist, der sein umwerfendes Aussehen dazu benutzt,
um eine Frau nach der nächsten in sein Bett zu ziehen? Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Auf mich macht David einen ganz anderen Eindruck. Bescheiden, empfindsam, liebevoll. Als mir bewusst wird, was ich da tue, muss ich über mich selber lachen. Selbstverständlich halte ich ihn für den perfekten, sensiblen und schüchternen Märchenprinzen. Ich bin bis über beide Ohren in ihn verknallt. Ein Opfer meiner Tango tanzenden Hormone. Ich benutze den Mann als Projektionsfläche für meine Sehnsüchte. Ich sollte wirklich mal die rosarote Brille abnehmen und mir klarmachen, dass es sehr viel wahrscheinlicher ist, dass David einfach nur ein selbstverliebter Aufreißer ist.
»Hey, da bist du ja.« Felix erhebt sich von den Stufen vor der Kantine. Er hat seinen Arbeitsoverall gegen Jeans und einen dicken, dunkelbraunen Norwegerpullover getauscht, auf dem Kopf trägt er eine Pudelmütze in der gleichen Farbe.
»Wieso hast du denn nicht drinnen gewartet, es ist doch eiskalt. Tut mir leid, dass ich so spät bin.« Er schüttelt den Kopf und lächelt gutmütig.
»Ach, kein Problem. Die haben bloß da drinnen schon angefangen, sauberzumachen, da wollte ich nicht stören. «
»Es tut mir wirklich leid. Mein Auto steht da hinten.« Einträchtig laufen wir nebeneinander her.
»Und du bist sicher, dass deine Freundin nichts dagegen hat, wenn ich mit zu euch komme?« Ich zucke zusammen. Mist, ich habe Julia gar nicht auf ihre SMS geantwortet.
»Gut, dass du das sagst, ich schick ihr noch schnell ’ne Nachricht«, sage ich und zücke mein Handy.
SORRY, DASS ICH MICH JETZT ERST MELDE. BRINGE JEMANDEN MIT. UND ROTWEIN NATÜRLICH AUCH. BIS GLEICH. F.
»Ich möchte aber nicht stören.«
»Du störst überhaupt nicht. Julia liebt es, Gäste zu haben.«
Als ich eine halbe Stunde später mit Felix in unserem Hausflur stehe und den Wohnungsschlüssel ins Schloss stecke, wird die Tür von innen mit Schwung aufgerissen. Mit einem strahlenden Lächeln steht Julia im Rahmen. Ihre dunkelbraunen Haare umfließen das perfekt geschminkte Gesicht, ihr zarter Yogakörper steckt in einer fließenden, bunten Tunika und engen Jeans. Verwundert sehe ich meine Mitbewohnerin an, die normalerweise ungeschminkt und mit Pferdeschwanz herumläuft.
»Fanny, da bist du ja endlich. Und wen hast du …«, ihr Lächeln verrutscht, als sie Felix sieht, der, zwei Rotweinflaschen in der Hand, neben mir steht, »… da mitgebracht? «, vollendet sie den Satz eine Spur weniger enthusiastisch. Ich muss mir auf die Zunge beißen. Hat sie allen Ernstes geglaubt, ich würde David Mory mit nach Hause bringen? Felix tut mir ein bisschen leid, aber zum Glück gelingt es Julia, ihre Enttäuschung zu verbergen, als sie seine dargebotene Rechte ergreift.
»Ich bin Felix, hallo.«
»Ich heiße Julia.« Sie tritt einen Schritt zurück. »Komm doch rein.«
»Moment, ich zieh schnell die Schuhe aus, sonst trag ich euch den ganzen Dreck in die Wohnung.« Damit
drückt er mir die Rotweinflaschen in die Hand und taucht ab, um die Schnürsenkel seiner Turnschuhe zu öffnen. Über seinen Kopf hinweg wirft Julia mir einen giftigen Blick zu. Ich zucke entschuldigend mit den Schultern und erkläre: »Felix arbeitet auch in den Scarlett-Studios und hat mir heute sehr geholfen. Und da dachte ich …«
»Aha, und was machst du so?«, unterbricht sie
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