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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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die zweite Portion mit ins Wohnzimmer nehmen und ein paar Folgen schauen?«, schlage ich vor. »Ich muss dieses Wochenende eine ganze Menge schaffen!«
     
    Als ich am Montagmorgen zur Arbeit fahre, habe ich ziemlich gute Laune. Wer würde keine gute Laune haben, nachdem er David fast zwanzig Stunden am Stück auf dem Bildschirm anschmachten durfte, nur unterbrochen von Ausflügen an die nahegelegene Tankstelle, um für Nachschub an Rotwein und Tiefkühlpizza zu sorgen? Felix hat das Wochenende bei uns auf der Couch campiert und sitzt gähnend neben mir im Auto.
    »Das war ein ganz tolles Wochenende«, sagt er schwärmerisch, und ich nicke, obwohl ich mich insgeheim frage, ob wir eigentlich noch ganz gesund sind, tagelang vor der Glotze zu hängen. Drei Singles in den Dreißigern. Sollten wir nicht wild und gefährlich sein? Die Bars der Stadt unsicher machen? Neue Leute kennenlernen? »Ich hab das Gefühl, dass wir uns schon ewig kennen«, fährt Felix fort und zieht spielerisch an einer meiner Locken.

    »Tja, so eine Schwärmerei ohne einen Funken Hoffnung hat doch was sehr Verbindendes.«
    »Stimmt.« Gedankenverloren starrt er vor sich hin, während der Pförtner der Scarlett-Studios die Schranke für uns öffnet. Um Punkt acht Uhr parke ich den Wagen.
    »Also vielen Dank noch mal«, sagt Felix während des Aussteigens. »Ich hoffe, ich bin euch nicht auf die Nerven gefallen.«
    »Überhaupt nicht«, beteuere ich. »Wie wäre es, wenn wir das nächstes Wochenende wiederholen?«
    »Das wäre wirklich toll, aber ich muss nach Hannover. Wochenendseminar für meine Heilpraktikerausbildung. «
    »Schade.«
    »Aber vielleicht die Woche drauf?«
    »Gerne. Allerdings kann ich dir nicht versprechen, dass dann noch Folgen übrig sind. Damit kann ich leider nicht auf dich warten.«
    »Ach, du Ärmste«, spottet er und nimmt mich in die Arme. »Das macht nichts, ich komme auch gerne so zu euch.« Er knuddelt mich ausgiebig, bis ein Wagen so dicht an uns vorbeifährt, dass wir erschrocken einen Satz zur Seite machen. Wenige Meter weiter hält der schwarze Mercedes mit den verdunkelten Scheiben, die hinteren Türen öffnen sich, und Nadja und David steigen aus. Während Nadja ins Studio eilt, sieht David zu uns herüber. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkt er irritiert, dann lächelt er sein bezauberndes Lächeln.
    »Sie scheint ja echt sauer auf ihn zu sein«, sagt Felix zufrieden, und ich sehe ihn irritiert an. Jetzt erst fällt mir auf, dass wir noch immer eng umschlungen dastehen. Schnell trete ich einen Schritt zurück und werfe einen
Blick über meine Schulter zu David, aber der hat uns bereits den Rücken zugewendet. Als würde es ihn wirklich interessieren, mit wem du hier stehst, schelte ich mich innerlich.
    »Äh, was hast du gesagt?«
    »Na, die beiden sahen doch aus, als hätten sie Streit, findest du nicht?« Verwirrt sehe ich ihn an. »Na, wegen der anderen. Aus Bruchsal«, hilft er mir auf die Sprünge, und endlich kapiere ich, was er meint.
    »Ach so, ja, ähm, meinst du?«
    »Vielleicht hat sie sich ja von ihm getrennt«, sagt er hoffnungsvoll.
    »Hm, ja, vielleicht«, stammele ich. »Du, ich muss jetzt wirklich gehen. Bis bald, ja?«
    »Okay!«
     
    Im Büro lege ich das BLATT von Freitag mit der »DAVID GEHÖRT MIR«-Schlagzeile auf Matthias’ Schreibtisch und gehe dann in die Kaffeeküche, um zwei Latte Macchiatos zuzubereiten. Gegen neun betritt mein Boss das Büro.
    »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen«, gebe ich knapp zurück.
    »Schönes Wochenende gehabt?« Er wirft seine Jacke über den Haken an der Wand und lässt sich ächzend auf seinem Schreibtischsessel nieder.
    »Ich habe vierzig Folgen ›Liebe à la carte‹ gesehen«, kann sich die Streberin in mir nicht verkneifen zu sagen.
    »Donnerwetter. Das nenne ich Pflichtbewusstsein.«
    »Haben Sie das BLATT von Freitag gesehen?«, lenke ich ab und deute mit der Hand auf die Zeitung auf seinem
Schreibtisch. Er nickt und greift nach dem daneben stehenden Kaffeebecher. Erst als er einen Schluck daraus nimmt, zeigt sein bis dahin gleichgültiges Gesicht eine Regung.
    »Der ist ja eiskalt!«
    »Um acht war er sehr heiß«, entgegne ich spitz.
    »Holen Sie mir einen neuen.« Empört sehe ich ihn an. Nicht mal bitte hat er gesagt. Mit Matthias habe ich ja wirklich einen Macho-Chef erwischt, wie er im Buche steht.
    »Finden Sie nicht, dass wir im Moment andere Probleme haben?« Er stößt einen tiefen Seufzer aus, streckt die langen Beine unter der

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