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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Boden und blicke in den Himmel hinauf, wo langsam die Dämmerung hereinbricht.
    »’tschuldigung, Fanny, wir haben gar nicht daran gedacht,
es ein bisschen langsamer angehen zu lassen«, sagt Julia, während Felix zustimmend nickt und auf der Stelle hüpft. Ungläubig sehe ich zu ihm hoch. Was ist denn bloß mit dem passiert?
    »Ach, schon gut. Ich will euch ja nicht aufhalten. Lauft ruhig in eurem Tempo los. Ich drehe nur eine kleine Runde und treffe euch dann am Eingang wieder, okay?«
    »Wenn du meinst.«
    »Das meine ich. Nun lauft schon.«
    »Okay. Unsere Runde dauert eine Dreiviertelstunde. Dann treffen wir uns am Tor«, ruft sie mir über die Schulter zu und schon düsen die beiden davon. Stöhnend komme ich zurück auf die Füße. Eine Dreiviertelstunde? Sind die wahnsinnig? Andererseits hat mich Felix’ plötzliche Fitness doch angespornt, deshalb setze ich mich wieder in Bewegung. Ganz langsam und in Minischrittchen laufe ich über die angelegten Kieswege zwischen Bäumen, Rasenflächen und Beeten hindurch. Einatmen, eins, zwei, drei, vier. Und ausatmen, fünf, sechs, sieben, acht. Einatmen … Meine Beine fühlen sich von Minute zu Minute schwerer an, als würden riesige Gewichte daran hängen, aber immerhin bekomme ich keine Seitenstiche mehr. Ich ignoriere die Fußgänger, die mich beim gemächlichen Spaziergang überholen, und konzentriere mich auf meine Atmung. Schließlich bleibe ich erschöpft stehen und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Immerhin zwanzig Minuten am Stück bin ich gelaufen. Das reicht für den Anfang. Langsam schlendere ich durch den Park zurück in Richtung Ausgang. Die bleierne Schwere in meinen Beinen erfüllt mich mit Stolz. Vielleicht sollte ich wirklich mehr Sport
treiben. In diesem Moment fällt mir auf, dass ich seit fast einer halben Stunde nicht mehr an David gedacht und ihn somit auch nicht vermisst habe. Eine kluge Frau nutzt die Zeit, um sich selbst etwas Gutes zu tun, statt zu Hause herumzusitzen und auf ihren Mann zu warten. An der Mauer, die schon Felix vorhin für seine Stretchingübungen benutzt hat, dehne ich meine Oberschenkelmuskulatur und setze mich dann darauf. Mit baumelnden Beinen schaue ich in den dämmrigen Himmel. Ein leichter Wind kommt auf, und ich schließe rasch den Reißverschluss von meiner, beziehungsweise Julias Jacke. Mein erhitzter Körper kühlt merklich ab, und mir läuft eine Gänsehaut den Rücken runter. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass Felix und Julia erst in knapp fünfzehn Minuten wieder hier sein werden. Entschlossen springe ich von der Mauer und laufe strammen Schrittes die kopfsteingepflasterte Wohlersallee am Rande des Parks hinunter, um mich ein wenig aufzuwärmen. Ich lasse meinen Blick über die Altbauten schweifen, deren Fassaden hellblau, weiß, gelb und pastellgrün gestrichen sind. Hübsch ist es hier. Zwei Mädchen mit Zöpfen überholen mich mit ihren rosa Fahrrädern und steuern kichernd auf die weiße Kirche am Ende der Straße zu. Gerade, als ich beschließe, umzukehren, öffnet sich im Haus daneben, etwa fünfzehn Meter von mir entfernt, eine Tür und heraus tritt eine Gruppe von Menschen. Erstaunt reiße ich die Augen auf. Was ist das denn für ein lustiger Zufall? Ich beschleunige meine Schritte und will gerade »David« rufen, als mir das Wort im Hals stecken bleibt. In diesem Moment tritt nämlich eine schwarzhaarige Frau an ihn heran und umarmt ihn. Instinktiv schlüpfe ich in einen Hauseingang und luge
vorsichtig um die Ecke. Plötzlich wird mir nämlich klar, dass David mich angelogen hat. Er ist nicht im Fitnessstudio. Ist er vielleicht schon dort gewesen? Und hat sich jetzt spontan mit ein paar Freunden getroffen? Angestrengt spähe ich um die Ecke. Kein einziges Gesicht kommt mir bekannt vor. Sie verstreuen sich ziemlich schnell in alle Richtungen, nur David und die Schwarzhaarige stehen noch beieinander. Eng umschlungen. Seine Hand streichelt ihr Haar. Endlich lösen sie sich voneinander, sie nimmt sein Gesicht in beide Hände. Wenn sie sich jetzt küssen, dann schreie ich. Aber stattdessen zieht sie ihn zu sich heran und legt den Mund an sein Ohr. Natürlich kann ich von hier aus nichts verstehen, aber es sieht so aus, als würde sie ihm etwas zuflüstern. Vielleicht kaut sie aber auch an seinem Ohrläppchen herum. Ich würde es tun. Und in diesem Moment vermutlich kräftig zubeißen. Schließlich lösen sich die beiden voneinander, und David geht zu seinem Auto, das auf der gegenüberliegenden

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