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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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voller Sorge mustern, und einen kurzen Moment lang bin ich versucht, ihr alles zu erzählen. Aber es geht hier nicht um mich, sondern um David. Und um seine Privatsphäre. Nicht einmal mir wollte er davon erzählen, jetzt kann ich das Geheimnis nicht einfach so ausplaudern. Auch wenn ich schon Verschwiegenheitserklärungen gebrochen habe und die für beste Freundinnen sowieso nicht greifen, in diesem Fall werde ich ausnahmsweise mal den Mund halten. Auch wenn es schwerfällt.
    »Ich glaube, mein Kreislauf ist einfach im Keller«, sage ich deshalb entschuldigend zu Julia, während wir die Stufen zu unserer Wohnung erklimmen.
    »Vielleicht bist du auch dehydriert. Oder unterzuckert«, meint Felix und reicht mir seine Hand.
    »Genau, du trinkst gleich erstmal ein großes Glas Wasser und dann koche ich uns Nudeln mit Gemüse. Dich kriegen wir schon wieder auf die Beine.«
    »Ja, danke, es geht schon.«
    »Vielleicht bist du auch zu stark abgekühlt. Schnell unter die heiße Dusche mit dir.«
    »Okay.«

    Während das heiße Wasser auf mich herunterprasselt, ergibt plötzlich alles einen Sinn. Dass David mehrere Abende in der Woche keine Zeit hat, er sich mit all den gefälschten Klatschgeschichten und seiner angeblichen Beziehung mit Nadja arrangiert, nur um die Presse davon abzuhalten, in seinem wirklichen Leben herumzuschnüffeln. Auch Melanies Warnung fällt mir wieder ein. »Du weißt nichts von ihm. Er hat seine Schattenseiten. « Dann sein Song, »Don’t give up on me«, den er eben nicht aus Reue über einen angeblichen Seitensprung geschrieben hat. Sondern für seine Freunde.
    »Don’t give up on me.
You stood by me for so long,
while I was screwing up
in a hundred different ways.«
    Ich drehe den Wasserhahn ab und hülle mich in ein großes Badelaken. Die Worte lassen mich nicht los. Gib mich nicht auf. Du hast mir so lange beigestanden, während ich auf hundert unterschiedliche Weisen versagt habe. Mein Blick fällt auf die Sportklamotten, die ich achtlos auf dem Boden zusammengeknüllt habe. Obenauf liegt das zerknickte Kärtchen, das Leila mir in die Hand gedrückt hat und mit dem sie mir, ohne es zu wissen, die Schattenseite meines Freundes offenbart hat.
    www.anonyme-alkoholiker.de
     
    In dieser Nacht bekomme ich kein Auge zu. Irgendwann in den frühen Morgenstunden beschließe ich, David nicht auf meine Entdeckung anzusprechen. Schließlich
wird er seine Gründe gehabt haben, mir nichts von seinen AA-Meetings erzählt zu haben. Offensichtlich vertraut er mir noch nicht genug. David muss selber entscheiden, wann er sich mir öffnet. In Zukunft werde ich nicht mehr unverhohlen ein langes Gesicht ziehen, wenn er mir mal wieder für den Abend absagt. Schließlich weiß ich ja jetzt, wo er hingeht. Und vielleicht wird er mir eines Tages von sich aus alles erzählen.
     
    Am nächsten Morgen sitze ich früh im Büro, als David hereinkommt.
    »Guten Morgen! Ist Matthias schon da?«
    »Nein«, antworte ich, und er schließt grinsend die Tür.
    »Was für ein Glück!« Er kommt auf mich zu und gibt mir einen langen Kuss. »Ich habe dich wahnsinnig vermisst heute Nacht.«
    »Ich dich auch.« Ich sehe ihm tief in die grünen Augen, möchte durch sie hindurch und bis auf den Grund seiner gequälten Seele gucken.
    »Was ist denn los? Ist dir schlecht?«
    »Nein. Alles bestens. Wie war dein Abend?« Fanny, ermahne ich mich innerlich, hör auf damit.
    »Gut. Anstrengend. Ich habe Muskelkater.«
    »Ich auch«, sage ich betont munter. »Ich war gestern mit Felix und Julia joggen. Im Wohlerspark«, schiebe ich hinterher. Falls er einen Schreck bekommt, lässt er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Schön.« In diesem Moment öffnet sich die Tür, und Matthias tritt ein.
    »Nanu?«
    »Hey, Matthias. Ich habe Fanny gerade gefragt, wann nochmal genau die Verleihung der Goldenen Rose stattfindet«,
erklärt David und rückt von mir ab. Mit einer Mischung aus Bewunderung und Misstrauen sehe ich ihn an. Er kann wirklich ausgezeichnet lügen.
    »Am letzten Maiwochenende, wie oft soll ich dir das noch sagen? Und es wäre gut, wenn wir gewinnen«, fügt er düster hinzu und lässt sich auf seinen Schreibtischsessel fallen. »Die Quoten der letzten Woche waren nicht so berauschend.«
    »Vielleicht liegt es am Wetter«, sage ich tröstend, »jetzt, wo es endlich wieder warm ist, sind die Leute natürlich lieber draußen, als zu Hause vor der Glotze zu hängen.«
    »Sie sollen aber nicht draußen sein. Sie sollen gefälligst

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