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Prinzessin

Prinzessin

Titel: Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Aysa
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groß, extravagant in der Gestalt und mit Fliesen aus feinstem Carraramarmor ausgelegt, mit Goldintarsien geschmückt.
    Das Becken hatte den Wandel der Welt bis zu diesem Tag ohne Schäden überstanden. Ein Bassin für Reiche, Überbleibsel einer untergegangenen Epoche, in der für eine winzige Oberschicht Dekadenz eine alltägliche Banalität dargestellt hatte.
    Das Wasser wies keine Trübung auf, war rein und nahezu unverstrahlt, ein Schatz. Er blickte die zwei Stockwerke mit den umlaufenden Galerien hoch und verspürte Zufriedenheit.
    Alles war so, wie es sein sollte: in bemerkenswert gutem Zustand. Wie es sich für einen Dom der Kirche des Gottchirurgen gehörte.
    Er wechselte in einen Raum mit hoher, einstmals weißer, jetzt fleckiger Decke und einem Altar mit Doppelkreuz am Kopfende.
    Davor hatte sich eine Gruppe Ersies eingefunden, um auf seine Befehle zu warten.
    Was sich der Gottchirurg und Gründer der Kirche bei diesen Geschöpfen gedacht hatte, war Trent schleierhaft. Sie hatten durchaus ihren Nutzen, das gab er gern zu. Es gab viele, und ständig wurde Nachschub geschaffen.
    Sie gehorchten, und sie zeichneten sich durch einen Mangel an menschlichen Gefühlen aus. Sie nahmen keinerlei Rücksicht auf persönliche Verluste, wenn sie sich in ein befohlenes Gemetzel stürzten.
    Sie erschreckten und verwirrten ihre Gegner. Sie kannten kein Erbarmen, Flehen und Bitten lenkten sie nicht von ihren Opfern ab.
    Sie waren die Sturmtruppen eines Gottes, der aus der Asche der Welt aufgestiegen war, um diese nach seinen Wünschen neu zu formen, so, wie dereinst der Christengott die Menschheit nach seinen Vorstellungen geformt hatte. Diese Macht erhob den Gottchirurgen zu einer wahren Gottheit, die ihre Jünger formte, wie es ihr gefiel.
    Gequirlte Scheiße .
    Er, Trent, verkörperte Gottes rechte Hand, und mit dieser Position konnte er für den Augenblick sehr gut leben, so simpel verhielt es sich.
    Der Rest war religiöser Hokuspokus, der ihn nicht sonderlich kümmerte. Hin und wieder peppte er ihn wie empfohlen durch selbst erdachten Schwachsinn auf.
    Von seinem Platz aus hatte er eine hervorragende Aussicht auf das Wachstum des Reiches. Er wollte gar nicht höher hinaus.
    Weltreiche entsprangen blutigen Geburten, wuchsen unter Einsatz von brutaler Gewalt heran. In diesem Fall steckten sie erst in den Presswehen. Das Kind hatte noch nicht das Licht der Welt erblickt, und ein Kreuzstich zur Erleichterung der Schmerzen stand nicht zur Verfügung.
    Mehr als genug Potenzial, damit Dinge schiefgehen konnten.
    Er runzelte die Stirn, als er die Unruhe der Anwesenden bemerkte. Ersies, was für irritierende Geschöpfe. Allerdings war tatsächlich etwas anders. Er sah die Gruppe genauer an und entdeckte unter all den vertrauten Fratzen ein fremdes Gesicht.
    Sieh an, ein Bote .. .
    »Ruhe!«, befahl er lautstark. Das nervöse Gezappel und Geflüster verstummte.
    Auch das gefiel ihm an den Ersies ausnehmend gut: ihr Wille zum Gehorsam. Nicht hinterfragen, einfach tun. Wie es sich für brave Helferlein gehörte.
    Jedes Ding hat zwei Seiten. So eine Apokalypse war selbstredend eine beschissene Angelegenheit, aber es gab durchaus als positiv zu vermerkende Nebeneffekte.
    »Was ist los?«, fragte er, wohl wissend, was Sache war.
    Das fremde Ersie trat an ihn heran und überreichte ihm einen verschraubbaren Metallzylinder. Er packte den Behälter, griff in sein Gewand und holte einen Schlüssel hervor. Damit öffnete er das Schloss, schraubte den Zylinder auf und zog die Papierrolle darin heraus.
    Eine Nachricht vom Gottchirurgen. Stirnrunzelnd las er die Mitteilung mehrmals, ehe er resigniert seufzte, den im Rohr befindlichen Stift hervorholte, auf das Papier kritzelte und dieses zurück in den Container expedierte.
    »Du kannst gehen«, sagte er, und das Ersie nahm den Transportbehälter entgegen, verbeugte sich und trabte davon. Trent sah ihm nachdenklich nach.
    Das waren die Schattenseiten an der Arbeit für den Gottchirurgen. Manche der Aufgaben hatten einen faden Beigeschmack, den es zu akzeptieren galt. Diese Sache schmeckte nach Sinnlosigkeit.
    Den Teufel würde er tun und sich beklagen oder Kritik äußern. Der Dickhäuter lag viel zu oft richtig, als dass man seine spleenigen Gedankengänge einfach abtun konnte.
    Der Mann dachte in größeren Maßstäben als alle Menschen, denen Trent je begegnet war.
    Wenn der Gottchirurg der Meinung war, ihn auf die Jagd nach Trugbildern schicken zu müssen, sollte es eben so sein.

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