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Prinzessin

Prinzessin

Titel: Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Aysa
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typischer Radau. Einer, der häufiger zu hören ist als andere Geräusche. Damit wandelt sich die Andeutung von Gefahr in Gewissheit.
    An ihr Ohr dringt das Schreien einer Frau, die von einer Gruppe Männer vergewaltigt wird. Sie hört das Johlen der Kerle, die darauf warten, zum Zug zu kommen. Ein nackter Arsch nach dem anderen tut ihr Gewalt an, angefeuert von den übrigen Ärschen.
    She verzieht angewidert das Gesicht, späht aus ihrer Deckung hervor. Der Anblick ist lächerlich. Dreckige, behaarte Hintern, die der typischen, beschissenen Beschäftigung eines beträchtlichen Teils der Menschheit nachgehen, die auf eine primitive Stufe zurückgefallen ist.
    Einer ist über der Frau, sein Arsch geht rhythmisch rauf und runter, während er sie rannimmt. Die anderen stehen herum, die Hosen entweder schon bei den Knöcheln, oder sie haben ihre Schwänze draußen und wichsen sich beim Zuschauen. Ekelhafte Kerle bei einer widerwärtigen Tat.
    Schwanzlurche wie diese Pisser erkennen das Gesetz des Stärkeren als einzig verbindliche Rechtsprechung an. Töten oder getötet werden, das ist es, was sie verstehen, leben, exekutieren.
    Schwächere sind ohne Rechte, mit ihnen lässt sich umspringen wie seinerzeit mit Sklaven.
    Es gibt kein Ordnungssystem, das solche Wichser eines Besseren belehrt.
    Wenn man derartigen Scheißkerlen, unbelehrbar, größenwahnsinnig und von ihrem Vorgehen überzeugt, etwas beibringen will, dann ist man gezwungen, Gewalt anzuwenden. Brachiale Gewalt.
    Natürlich, Gewalt erzeugt Gewalt, aber in diesen Zeiten, da bedarf es der Gewalt, um Gewalt zu beenden. Mit Vernunft ist nicht viel zu erreichen.
    Zertrümmere ihre Arme und Beine, nein, klugerweise amputiere sie. Verkrüpple diese nichtswürdigen Drecksäcke von Männern für ihr restliches Leben. Reiß ihnen ein Auge aus, die Zunge, brich ihren Kiefer, sorg dafür, dass sie auf ewig auf Unterstützung angewiesen sind.
    Andernfalls hast du sie zu töten, ansonsten wirst du sie nie los und musst ständig darauf gefasst sein, dass sie zurückkehren, um dich in ihre Gewalt zu bekommen.
    Das widerspricht jedem Verhaltenskodex, mit dem sie aufgewachsen ist. Sie hat sich lange Zeit gesträubt, so zu denken, so zu handeln, dieser Form von Selbstjustiz nachzugehen.
    Das Leben hat sie eines Besseren belehrt.
    She beobachtet den Gewaltakt und überlegt. Es ist nicht ihre Aufgabe, einzugreifen und die Frau zu retten. Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand, das ist die harte Realität. Wer behilflich ist, gerät viel zu leicht in grobe Schwierigkeiten.
    Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, sie, die Frau, ebenso wie die Vergewaltiger. Wohin auch immer der Weg führt. Heute ist jeglicher Mensch eine Insel, und diese Eilande treiben in einem unüberschaubar großen, tödlichen Ozean, werden von Wellen, Winden und den Bewohnern des Meeres auf ihrem Kurs durch unbekannte Gewässer vorwärtsgetrieben.
    Flüchtige Begegnungen, einsame Reisen. Hin und wieder verheddern sich zwei Inseln und bewegen sich gemeinsam weiter, bis die Widrigkeiten der See sie voneinander trennen.
    Aus einem ihr nicht bestimmbaren Grund zögert She.
    Sie mustert das Geschehen unter ihr, bemerkt, was die Bande mit sich schleppt. Vorräte, Kram, Waffen. Organisierte Plünderer. Ihre Beute hat das Pech gehabt, ihnen vor die Pumpguns zu laufen.
    Sie merkt auf. Motorräder! Ob so eine Maschine ihre Reise nicht vereinfachen würde? Der Gedanke verschwindet so schnell, wie er gekommen ist. Mit einem Bike müsste sie sich auch noch um Treibstoff sorgen, zudem wäre da der Lärm des Fahrzeugs. Gefährlich und mühsam. Am besten reist es sich auf den eigenen Beinen.
    She nimmt ihren Compoundbogen zur Hand, legt an, wartet, legt ihn beiseite. Nein, dafür stimmen zu viele Faktoren nicht. Sie muss anders vorgehen.
    Es ist absurd. 95 Prozent des Homo sapiens sind den atomaren, biologischen und chemischen Waffen zum Opfer gefallen, die gezündet worden sind.
    Die rund 400 Millionen Verbliebenen haben kaum Besseres zu tun, als mit Gewalt gegeneinander vorzugehen, um zu beenden, was der Waffengang nicht geschafft hat – das Menschengeschlecht endgültig zu killen.
    Soweit She das beurteilen kann, ist ein diesbezüglicher Erfolg unaufhaltbar. Augenscheinlich ist es so, wie ihr jemand erzählt hat: Die Menschheit dient dazu, den Planeten umzuformen, um ideale Lebensbedingungen für eine neue Spezies zu schaffen.
    Eine, die mit den erschöpften Ressourcen des Planeten ihr Auslangen findet und in der Lage ist,

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