Prinzessinnensöckchen (German Edition)
Kugel ineinander gestülpt, wie es die ordentliche Hausfrau macht, bevor die Dinger frisch gewaschen in den Schrank kommen.
»Rosa ist aus? Verstehe.« »Ja«, bestätigte die Verkäuferin noch einmal und unterdrückte ein Gähnen.
Carmen zog ein Paar Prinzessinnensöckchen aus dem Regal, himmelblaue. Billiges Material, elastische Kunstfaser mit Baumwollbeimischung. Billig? Hm. Zwölf Euro. Die aufgestickte Krone befand sich an der Ferse, der »Prinzessin«-Schriftzug lief um den Spann. »Haben Sie auch welche mit der Krone auf der Außenseite und der Schrift darunter?« Die Verkäuferin nickte. Ja, im Prinzip führe man die schon. Nur leider: gerade auch ausverkauft.
»Scheinen ja der besondere Renner zu sein«, sagte Carmen und legte etwas Bedauern in ihre Stimme. Genau die habe sie kaufen wollen, ihre Nicht bestehe auf diese Variante. »Tja«, meinte die Verkäuferin nur lakonisch und hatte die erste Einnahme für diesen Morgen schon abgehakt, »es gibt sogar Mädchen, die kaufen sich sechs Paar auf einmal. Zweiundsiebzig Euro immerhin, aber wir gewähren dann 3% Nachlass.« Wie generös, dachte Carmen, sagte aber: »Die jungen Mädchen von heute haben ja ne Menge Geld.«
»Die eine schon«, antwortete die Verkäuferin. »Die eine?« fragte Carmen neugierig. »Ja, die eine. So eine große Blonde mit ewig langen Beinen. Ich hab fast den Eindruck, die zieht die Socken nur einmal an und wirft sie dann weg.« Sie lachte meckernd.
Blond und groß war das Mädchen von der Bushaltestelle jedenfalls nicht gewesen. Brünettes langes Haar und eher klein.
»Führt noch ein Geschäft diese spezielle Variante? Es wäre wichtig. Meine Nichte kann verdammt zickig werden.« Die Verkäuferin zog ein Gesicht, als habe man sie soeben genötigt, eine Zitrone zu zerkauen und sagte: »'Jennifer's Topshop' in der Winzergasse. Aber dort kosten sie 12,90.«
Carmens Handy klingelte. Ach so, es war genau zehn Uhr, Zeit für Maximilians Liebesmail, die diesmal nur aus »cu baby« bestand. Jetzt zog Carmen ihr Zitronengesicht. »Freund?«, fragte die Verkäuferin neugierig. »Ex«, antwortete Carmen. »Ach du Scheiße, ein Klammeraffe«, stellte die Verkäuferin richtigerweise fest.
In »Jennifer's Topshop« hatten sie sogar noch rosa Prinzessinnensöckchen vorrätig, allerdings nicht mehr in jenem speziellen Design. »Da kauft wohl eine im Dutzend«, warf Carmen beiläufig hin und die Verkäuferin – der perfekte Zwilling ihrer Kollegin aus »Minnie's Trendshop« – nahm den Ball lachend auf. »Na ja, nicht unbedingt im Dutzend, aber eine kommt fast jede Woche und kauft sechs Stück.«
Eine große Blonde, höchstens 16. Lange Beine? Ellenlang. Und manchmal hatte sie auch ihre Freundin im Schlepptau. Klein und langes brünettes Haar.
8
Hanna war heute nicht zum Unterricht erschienen. Dabei hatte sie es doch gestern Abend versprochen. Emily langweilte sich durch Geo und Geschichte, in ihr herrschte alles andere als Langeweile. Wieder hatten sich die Freundinnen in den Armen gehabt, kaum geatmet und auf jedes Geräusch gelauscht. Dann war Hanna aufgesprungen und hatte nur »Ich lass mich doch nicht verarschen!« gerufen. Sie konnte ganz schön cholerisch werden, diese Hanna. Lief durch das Zimmer und rief immer wieder »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, viel zu laut, Mum war doch schon von der Arbeit zurück, aber Gott sei Dank saß sie vor dem Fernseher. Emily hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend, das blieb ihr auch die Nacht über, nachdem Hanna längst gegangen war, und auch jetzt, zu Beginn der Spanischstunde, rumorte es in ihren Eingeweiden. Hoffentlich nahm sie die Meinert heute nicht dran. Sie brachte keinen geraden Satz auf Deutsch heraus, geschweige denn einen auf Spanisch, so nervös war sie.
Als der Unterricht endlich vorbei war, hatte sie keine Lust, den nächsten Bus zu nehmen. Außerdem saß da dieser Typ aus der 12B wieder drin, das Bübchen, das sie immer so anstarrte. Wohl weil sie so hässlich war und so fett, warum sonst. Na, wenigstens mit ihren Haaren war sie heute einigermaßen zufrieden. Sie hatte sich die schwarze Tönung gegönnt, ganz spontan, gestern Abend, als Hanna gegangen war. »Ruf mich an«, hatte sie ihr noch nachgerufen, »sag mir, dass du sicher heimgekommen bist.« »Ja, ja.« So zornig klang das gar nicht mehr.
Das Wetter war einigermaßen, sogar warm. Sie gönnte sich ein kleines Eis bei Tino und bekam natürlich sofort ein schlechtes Gewissen. Würde sie eben den Rest des Tages nichts
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