Prinzessinnensöckchen (German Edition)
allerdings nicht mit.«
Schöner Schlusssatz! Sollten die doch rätselraten, was damit gemeint war. Carmen fügte ihren Text ins System, das automatisch das Layout erledigte. Feierabend. Alles in allem ein gelungener Tag, selbstverständlich mit Maximilians Fünf-Uhr-Anruf, der weggedrückt worden war, und einem erfreulich abwesenden Köhler. Und als Sahnehäubchen meldete sich schließlich noch, als Carmen bereits auf dem Weg zu ihrem Wagen war, der nette Polizist Schmieding von gestern.
»Meine Mutter hat das Taschentuch gewaschen und gebügelt. Wollen Sie es wirklich abholen oder soll ich...« Seine Mutter? Achtung, Carmen, ein Nesthocker. »Wenn Sie wollen«, sagte sie, »können wir uns auch in der Stadt treffen oder ist Ihnen das zu umständlich?« War es ihm nicht, er schien sogar erfreut, sie nicht im Reich und unter den wachsamen Augen seiner Frau Mutter empfangen zu müssen. Sie schlug die kleine Kaffeebar am Bahnhof vor, »in einer halben Stunde?«, und Schmieding stimmte hörbar erfreut zu.
Etwas trinken mit den »gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen« also. Ein wenig flirten, abchecken, was das für einer war. Und was er über den Mordfall wusste. Etwas schämte sie sich schon dafür, aber er musste ja nichts erzählen, wenn er nicht wollte. Wenn er allerdings nichts erzählte, würden sie am Ende noch über die richtige Zubereitung von Königsberger Klopsen diskutieren und das war ein sicheres Mittel, sich eine mögliche gemeinsame Zukunft zu verbauen.
Schmieding erschien pünktlich und in Zivil, legerer Freizeitkleidung, die ihm besser stand als die Uniform. Er überreichte ihr das Taschentuch in einer transparenten Plastikhülle, es sah tatsächlich akkurat gebügelt aus. Frau Schmieding verstand ihr Handwerk.
»Muss ein schrecklicher Anblick gewesen sein«, begann Carmen und setzte, als sich Schmiedings Gesicht zu einer Grimasse verzog, schnell hinzu: »Aber Sie müssen nicht darüber reden. Was halten Sie vom Wetter heute?« Schmieding winkte ab. »Nein, nein, ist schon gut. Meine erste Leiche war vor drei Jahren eine halb verweste Frau in ihrer Wohnung, sechs Monate und keinem fällts auf. Das härtet ab, glauben Sie mir. Aber wenn Sie einen am Vorabend noch gesehen haben und von Kindheit an kennen...Mann, das ist etwas anderes.«
Das glaube sie sofort, nickte Carmen. Vor allem das mit den Söckchen. »Ähm... Kindersöckchen?« »Nein«, antwortete Schmieding, »Mädchensöckchen, also ich weiß nicht, ob Sie die kennen, für die sind Sie wahrscheinlich schon zu alt – oh, Entschuldigung.« Carmen lachte und nippte an ihrem Tee. »Also Teenager, meinen Sie? So... 14 bis 17?« »Genau. An der Außenseite ist eine Krone aufgestickt und darunter der Schriftzug 'Prinzessin'. Kriegen Sie wohl in jeder besseren Boutique, ist ein Schlager.«
Logisch, dachte Carmen, welches Mädchen will keine Prinzessin sein. Und wenn man's ihr auch noch auf die Socken schreibt, umso besser. Pfiffiger Werbegag.
Sie bestellten sich eine Platte mit Wurst- und Käsehäppchen, nach zwei Minuten wusste Carmen, dass Schmieding keinen Käse mochte, dafür aber Leberwurst. Schmieding? »Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen?« Schmieding errötete und schielte auf das letzte Brotdreieck mit Leberwurst. »Aber bitte nicht lachen«, bat er und, als Carmen mit einem festen »Nein!« geantwortet hatte: »Kevin. Ich weiß, das ist kein Name, sondern eine Diagnose, aber mein Vater war ein Fan von diesem Fußballspieler damals, diesem Engländer.«
»Kevin... so schlimm finde ich den Namen nicht. Besser als Maximilian«, fiel Carmen gerade nichts Besseres ein. Oder nichts Schlechteres? Wusste sie nicht. »Sollten wir nicht Du zueinander sagen? Wir sind ja wohl etwa im gleichen Alter. Ich bin Carmen.« Schmieding errötete erneut. »Und ich... na ja, Kevin eben.«
»Ich denke mal, ihr werdet den Mörder bald haben. Ist ja immer so.« Kevin schüttelte skeptisch den Kopf. »Ja schon. Mein Onkel leitet übrigens die Mordkommission, deshalb war mir das gestern besonders peinlich. Aber irgendwie...« Er beugte sich zu Carmen und flüsterte: »Wenn's unter uns bleibt...« – Carmen nickte selbstverständlich – »...also der Pohland hatte schon eine Menge Feinde. Leute aus dem Ort, vielleicht ein paar von auswärts, die er über den Tisch gezogen hat... aber stecken die einem Mädchensöckchen in den Schlund? Ich meine – wer macht so etwas? Sadisten, oder? Kranke. Und dann...« Er beugte sich noch weiter vor, Carmen roch
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