Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Parkplätze waren in Bilk so knapp wie überall in der Landeshauptstadt. Die legalen Parkplätze waren sogar noch knapper und die, für man nichts bezahlen musste, eigentlich immer besetzt.
Aber für Berringer hatte das sein Gutes. Manchmal wachte er morgens auf, und es schien keinen Grund zu geben, das Bett zu verlassen. Doch bevor man sich der Depression ergab, riss einen der Gedanke aus den Federn, dass man vielleicht keinen Parkplatz mehr bekam, wenn man sich nicht sputete, und in Berringers Job konnte es mitunter ziemlich wichtig sein, den Wagen in unmittelbarer Nähe des Büros zu haben.
So angenehm ein Spaziergang durch das malerische Bilk bei gutem Wetter auch sein mochte, manchmal musste es eben einfach sehr schnell gehen. Und dies war so ein Moment.
Berringer ging mit großen Schritten durch die Straßen und zog schließ das Longjackett aus, weil er ins Schwitzen geriet. Schließlich fand er die Stelle wieder, wo er den Wagen, einen Opel, geparkt hatte. Er war neu, denn der fahrbare Untersatz, den er bis vor zwei Monaten noch benutzt hatte, hatte den Geist aufgegeben.
Berringer stieg ein.
MEAN DEVVILS mit Doppel-V … Er versuchte sich daran zu erinnern, ob er schon irgendwann mal etwas von dieser Rockergruppe gehört hatte. Etwas, das ihn weiterbringen konnte. Aber ihm fiel nichts ein. Außer ein paar Zeitungsartikeln, an die er sich vage erinnerte und in denen es um die üblichen Randale gegangen war: Schlägereien, einen Türsteherkrieg, Drogen … Aber das hatte alles in Mönchengladbach stattgefunden, also schon fast im Ausland.
Bestimmt konnte ihm Thomas Anderson weiterhelfen.
Berringer warf das Jackett auf den Beifahrersitz. Von Düsseldorf-Bilk bis Gladbach war es eine knappe halbe Stunde. Berringer stellte fest, dass er sein Navi vergessen hatte, fand das aber nicht weiter schlimm. Erstens war es noch nicht lange her, dass er zuletzt dem Polizeipräsidium von Mönchengladbach einen Besuch abgestattet hatte, und zweitens hatte Berringer als Ex-Polizist einen exzellenten und gut trainierten Orientierungssinn, und so traute er sich zu, die Theodor-Heuss-Straße in Mönchengladbach im Schlaf zu finden. Das Polizeipräsidium war ein so großer Gebäudekomplex, dass man ihn kaum übersehen konnte.
Während er damals Paul Pauke vor den Nachstellungen dieser verrückten Stalkerin beschützt hatte, war er mehrmals die Woche in Thomas Andersons Büro gewesen. So oft, dass er dem Herrn Kriminalhauptkommissar damit wohl schon ziemlich auf die Nerven gegangen war, Freundschaft hin oder her.
Und jetzt bin ich leider gezwungen, Thomas schon wieder auf den Wecker zu fallen, dachte Berringer. Kein Wunder, dass Anderson alles andere als erfreut geklungen hatte, als er Berringers Stimme am Telefon vernommen hatte.
Er fuhr auf die Kopernikusstraße und gelangte schließlich zum Düsseldorfer Südring, wo sich der Verkehr bereits auf verdächtige Weise verlangsamte. Stau? Baustelle?
Berringer rechnete jeden Moment damit, dass bei den Fahrzeugen vor ihm die Warnblinkanlagen angingen.
Der Aggregatzustand des Verkehrs veränderte sich von fließend in zähflüssig.
Berringer trommelte mit den Fingern nervös auf dem Lenkrad herum. Wenn das so weiterging, würde Anderson bereits in der staatsanwaltschaftlichen Drachenhöhle hocken, wenn er die Theodor-Heuss-Straße in Mönchengladbach erreichte. Anders als in Märchen und Fantasy-Romanen bestimmten dort allerdings die Drachen die Regeln, nicht die aufrechten Recken, die für Recht und Gerechtigkeit eintraten.
Berringer erinnerte sich noch gut daran. Von diesen Büros war mitunter ein enormer Ermittlungsdruck ausgegangen, was bisweilen dafür gesorgt hatte, dass letztendlich niemand mit dem Ergebnis der jeweiligen Untersuchung hatte zufrieden sein können.
Insbesondere geschah das immer dann, wenn ein Fall Aufsehen in der Öffentlichkeit erregte. Dann schrien Medien und Politik jedes Mal auf, wenn nicht umgehend Erfolge präsentiert wurden, und dadurch reagierten alle Beteiligten wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen und taten in erste Linie das, was öffentlichkeitswirksam nach entschlossenem Handeln aussah, aber nicht das, was wirklich zur Lösung des Falls beitrug. So mancher Massen-Gentest gehörte in diese Rubrik und war in Wahrheit eher ein Akt der Verzweiflung als Teil überlegter Ermittlungstaktik.
Manchmal brauchte man eben Geduld, um zu Ergebnissen zu kommen. Jeder Jäger, der tagelang auf dem Hochsitz zubrachte, wusste das, aber diese Tugend
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