Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
vertrug sich irgendwie nicht mit der Kurzatmigkeit der Medien.
Wie geduldig man mitunter sein musste, hatte Berringer am eigenen Leib erfahren, und das auf sehr schmerzhafte Weise. Der Tod seiner Familie war auch nach Jahren noch immer nicht vollständig aufgeklärt, und es war fraglich, ob das überhaupt jemals geschehen würde. Zwar saß ein Mann wegen dieses Verbrechens im Gefängnis, aber der Killer war bestenfalls ein Werkzeug gewesen, und man hätte ihn genauso gut zusammen mit anderen Tatwaffen in der Asservatenkammer aufbewahren können, hätte das nicht gegen die Menschenwürde verstoßen. Wer diesen Mann beauftragt und damals aus dem Hintergrund die Fäden gezogen hatte, war bislang unbekannt.
Es gab nur einen nom de guerre, einen Kampfnamen.
Die Eminenz!
Anscheinend spielte diese Eminenz eine gewichtige Rolle in der organisierten Kriminalität des Niederrheins, und so hatte Berringer damals gegen dieses Phantom ermittelt. Vielleicht war er dem unbekannten Paten dabei näher gekommen, als er geahnt hatte. So nahe, dass man ihn als Gefahr eingestuft hatte – als jemanden, der kaltgestellt werden musste.
Und obwohl die Autobombe aufgrund nie wirklich geklärter Umstände nicht ihn, sondern seine Familie getötet hatte, hatte die andere Seite damit ihr Ziel erreicht.
Vorerst zumindest.
Denn auch wenn sich Berringer in dieser Sache zunächst geschlagen geben musste, so war er doch entschlossen, irgendwann Licht ins Dunkel zu bringen. Irgendwann, das hatte er sich fest vorgenommen, würde er alle Teile des Puzzles zusammengefügt haben. Irgendwann würde vielleicht auch der eingebuchtete Killer sein Schweigen brechen.
Irgendwann …
Sie sollten aufhören, in der Vergangenheit zu leben!
Er hatte den markigen Satz eines dieser Psychologen noch im Ohr, bei denen er in Behandlung gewesen war. Berringer mochte dem noch nicht einmal widersprechen.
Manchmal wiederholte er diesen Satz sogar leise, sprach ihn vor sich hin wie ein Mantra, wenn er innerlich abzudriften drohte und Gefahr lief, den Anforderungen im Hier und Jetzt nicht mehr gerecht zu werden. Sein Verstand sagte ihm, dass der Doc recht hatte, aber da war etwas anderes, viel Stärkeres in ihm, das seine Gedanken trotzdem immer wieder rückwärts richtete.
Er konnte nichts dagegen tun. Und oft wollte er es auch gar nicht.
Der Verkehr quälte sich langsam an einem Lastwagen vorbei, dem wohl ein Reifen geplatzt war. Jedenfalls hing der Geruch von angeschmortem Gummi in der Luft und gelangte über die Belüftung des Opel auch in Berringers Nase.
Der Lastwagen war offenbar die Ursache für den zähfließenden Verkehr gewesen, denn danach ging es schneller voran. Auf dem Südring nahm Berringer die Ausfahrt zur A57 und trat dann das Gaspedal voll durch, in der Hoffnung, dass er nicht von den Ex-Kollegen der Autobahnpolizei gestoppt wurde.
Er nahm die Route über die A52 Richtung Mönchengladbach. Drei Baustellen ließen ihn beinahe jeden Zukunftsglauben begraben, noch pünktlich beim Polizeipräsidium anzukommen.
Durch die veränderte Verkehrsführung im Baustellenbereich verpasste Berringer dann beinahe noch die Abfahrt Nord. Vielleicht war auch der Umstand Schuld, dass er sich nicht richtig auf die Fahrt konzentrierte. Ein Detail aus Frank Marwitz’ Bericht schwirrte ihm immer wieder im Kopf herum.
MEAN DEVVILS – mit Doppel-V …
Berringer war sich plötzlich sicher, schon einmal in einem anderen Zusammenhang das Wort DEVVIL mit Doppel-V gesehen zu haben. Es lag schon länger zurück, in jenem so fern erscheinenden Abschnitt seines Lebens, in dem noch alles in Ordnung gewesen war.
Vor seinem inneren Auge tauchte ein grobschlächtiges Gesicht auf, das ihm jedoch nur nebulös in Erinnerung geblieben war, obwohl er eigentlich darauf trainiert war, sich Gesichter zu merken. Aber offenbar war dieses nicht wichtig genug gewesen, und so hatten es diese Züge nicht in den permanent abrufbaren Bereich des Langzeitgedächtnisses geschafft.
Dafür war da dieses Detail, das sich dort aus irgendeinem Grund festgesetzt hatte und nun wieder aus der Versenkung auftauchte, in der es einige Jahre lang geschlummert hatte.
DEVVILISH – mit zwei V! Ein Tattoo, das am Halsansatz aus dem Muskelshirt eines Türstehers geschaut hatte. Die einzelnen Buchstaben waren in altdeutscher Frakturschrift gewesen.
Und auf einmal fiel Berringer auch wieder ein, bei welcher Gelegenheit er das Tattoo gesehen hatte.
Es war bei einer Razzia gewesen, an der er vor Jahren
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