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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Straßenseite, wo die Polizei das Grundstück, auf dem sich das Lagerhaus befand, abgeriegelt hatte. „Die lassen niemanden an den Tatort.
    Ich muss wahrscheinlich von einem hohen Gebäude in der Umgebung meine Fotos machen.“
    „Sie haben es wirklich nicht leicht“, erwiderte Berringer mit deutlicher Ironie im Tonfall, aber Conny Tietz schien es zu überhören. Jedenfalls verzog er keine Miene.
    Berringer wartete noch einen kurzen Moment auf das Blitzen in den Augen oder ein Zucken der Mundwinkel. Irgendetwas, das darauf schließen ließ, dass Tietz doch verstanden hatte, wie Berringer es meinte.
    Stattdessen fragte Tietz: „Können Sie nicht was für mich tun und bei Ihren Kollegen ein gutes Wort für mich einlegen?“
    Berringer antwortete nicht darauf. „Wir sollten uns vielleicht mal treffen und über Eckart Krassow reden“, schlug er stattdessen vor und gab Tietz seine Karte, von denen er glücklicherweise ein paar griffbereit in der Seitentasche seines Jacketts hatte.
    Tietz nahm die Karte entgegen und war offenbar leicht überrascht. Dann gab er Berringer seine eigene. „Wir sollten uns wirklich mal treffen. Ich würde gern eine Homestory über Sie schreiben. Sie wohnen doch auf einem Hausboot im Düsseldorfer Hafen, oder?“
    „Ach, das wissen Sie auch?“
    „Ich bin gut informiert.“
    „Das merke ich gerade.“ Umso wichtiger war ein Treffen mit ihm, ging es Berringer durch den Kopf. Natürlich hoffte Tietz, dass der Informationsfluss bei dieser Gelegenheit genau in die andere Richtung verlief. Berringer hatte nicht die Absicht, ihm diesen Glauben jetzt schon zu nehmen.
    „Verzeihen Sie, wenn ich das so offen anspreche, aber der Typ, der damals Ihre Familie umgebracht hat“, sagte Tietz, „der sitzt doch lebenslänglich, oder?“
    „Wir können gern über den Irren reden, der Frank Marwitz mit seiner Armbrust in den Wahnsinn oder ins Grab treiben will“, entgegnete Berringer energisch. „Aber nicht über meine Familie. Haben Sie mich verstanden?“ So hast du vielleicht früher Dienstanweisungen gegeben, dachte er im nächsten Moment, aber im normalen Leben ist diese Art der Kommunikation absolut daneben!
    Er begriff, dass er sich im Ton vergriffen hatte, wenn er von Tietz tatsächlich was wollte. Doch der Journalist hatte bei ihm den empfindlichen Punkt getroffen, und deswegen reagierte er auf eine Weise, die auf andere Menschen vielleicht etwas grob wirkte.
    Inzwischen war es Berringer in der Regel gleichgültig, wie er auf andere wirkte und ob sein Gegenüber ihn für einen Misanthropen hielt, der er nur scheinbar war. Aber wenn es darum ging, in einem Fall weiterzukommen, versuchte er, seine eher düstere Seite zu unterdrücken. Zumindest so gut es ging, denn ganz war ihm das nicht möglich.
    „Wie kommen Sie dazu, sich so genau mit meinem Leben zu beschäftigen?“, fragte er ungehalten und spürte, wie ihn das innerlich auf eine ungesunde Weise aufwühlte.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und seine Hände krampften sich zusammen.
    „Das ist eine ergreifende Story“, verteidigte sich der Reporter. „Daraus könnte man was machen. Bild-Zeitung, die Boulevard-Magazine der Privatsender … Da könnte eine richtig gute Kampagne draus werden - und schon stehen Sie wie ein Held da. Ein Mann, der sein Leben gemeistert hat, obwohl ihm das Schicksal so hart mitspielte. Ein Kämpfer für Gerechtigkeit, der nicht aufgibt, obwohl ihm die Gangster alles genommen haben, was ihm etwas bedeutete … Man müsste ein Buch daraus machen. Ich könnte mich als Ghostwriter anbieten, wenn Sie mir die nötigen Background-Infos geben.“
    „Und hinterher kann man noch einen Spielfilm darüber drehen“, brummte Berringer erbost. „Mit Till Schweiger in der Hauptrolle. Man könnte ja den Tod meiner Frau und meines Sohnes zu einer Komödie umdichten, was? Nein danke.“
    „Überlegen Sie sich das gut. Wir hätten beide was davon.“ Berringer wollte noch einmal heftig widersprechen, schluckte dann aber die Bemerkungen, die ihm auf der Zunge lagen, hinunter. Er wollte etwas von diesem Mann, also sollte er es sich mit ihm nicht ganz und gar verderben.
    „Wir sprechen später darüber“, lenkte er ein, als er hinter einer Ecke des Lagerhauses Kriminalhauptkommissar Anderson auftauchen sah.
    Anderson unterhielt sich zunächst mit einem uniformierten Polizisten sowie einer Kollegin der Spurensicherung, die einen weißen Einwegoverall trug. Strähnen ihres gelockten Haares lugten unter der dazugehörigen

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