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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schläger suchen, sind Sie bei mir an der falschen Adresse.“
    „So war das nicht gemeint“, behauptete Marwitz.
    „Hörte sich aber so an“, entrüstete sich Berringer. „Wenn Sie mich nur deshalb engagiert haben, weil die MEAN DEVVILS schon für Ihren Konkurrenten arbeiten und Sie jemand Gleichwertigen suchen, um ihn dagegenzustellen, ist unsere Zusammenarbeit hier und jetzt beendet!“
    Marwitz hob abwehrend die Hände. „Wie gesagt, so war das nicht gemeint. Aber Sie müssen mich verstehen, ich bin in einer verzweifelten Lage. Wenn jetzt noch irgendwas schiefläuft, kann ich das Korschenbroicher Schützenfest und vielleicht sogar das Internationale Hockey-Turnier knicken. Sie haben ja keine Ahnung, was das bedeutet.“
    Berringer bemerkte, wie Marwitz’ Gesichtsfarbe von Rot in Dunkelrot wechselte. Der Event-Manager ballte die Hände zu Fäusten, und es war unübersehbar, wie verkrampft und angespannt er war. Der aufgesetzte Optimismus, die demonstrativ zur Schau getragene gute Laune, die lässige Souveränität und sein schmalziger Charme –
    das alles wirkte plötzlich wie eine abblätternde Tünche, durch die immer mehr zum Vorschein kam, wie es in Wirklichkeit in Marwitz’ Seele aussah. Innerlich stand er vor einem Abgrund.
    „Sie müssen Ihr Gemüt etwas abkühlen“, forderte Berringer. „Heute Abend haben Sie in der Kaiser-Friedrich-Halle eine perfekte Show abzuliefern, auf die Sie sich voll konzentrieren müssen. Alles andere sollte erst mal nebensächlich sein.“ Aber diese Worte blieben scheinbar ungehört. In Marwitz kochte es, und Berringer hatte Sorge, dass sein Klient bei nächster Gelegenheit und aus nichtigem Anlass die Beherrschung verlor.
    „Das Internationale Hockey-Turnier ist so was wie die Generalprobe für die Feldhockey-Europa-Meisterschaft der Herren 2011“, erklärte Marwitz. „Und für die könnte ich mir gute Chancen erarbeiten, wenn alles glatt über die Bühne geht. Aber so …“ Er verstummte und schüttelte den Kopf, und ein bitterer, verzweifelter Zug trat in seine Miene.
    Er deutete auf einen Mann mit Halbglatze, der sich mit einem der uniformierten Polizisten unterhielt und dabei die Hände tief in den Hosentaschen vergraben hatte.
    Um den Hals hing ihm eine Kamera, deren Riemen das Revers seines Jacketts arg verknitterte. Es war kleinkariert und eigentlich eine Nummer zu eng. Jedenfalls bezweifelte Berringer, dass der Mann die Knöpfe schließen konnte.
    „Da steht er schon, der Feind“, raunte Marwitz.
    „Wie?“, fragte Berringer, der im ersten Moment schon glaubte, sich vielleicht verhört zu haben.
    „Conny Tietz von der Rundschau. Kennen Sie ihn nicht?“
    „Nur als Name unter diversen Artikeln.“
    „Sie scheint er zu mögen. Jedenfalls hat er Ihren Namen groß herausgestellt, als er über die Sache mit der Stalkerin und Paul Pauke geschrieben hat.“
    „Ich erinnere mich“, murmelte Berringer. Allerdings war es ihm gar nicht recht gewesen, dass die Sache in der Öffentlichkeit breitgetreten worden war. Zwar war das auf der einen Seite natürlich kostenlose Werbung, aber erstens hatte Berringer inzwischen längst genug lohnende Aufträge, und zweitens war Unauffälligkeit Teil seines Jobs. Insofern vermied er es immer tunlichst, sein Gesicht in irgendeine Kamera zu halten, egal, ob es die eines WDR-Landesstudios, einer Lokalzeitung oder eines Boulevard-Blatts war. Dass allerdings sein Name hin und wieder erwähnt wurde, ließ sich nicht vermeiden.
    „Mich mag Tietz leider überhaupt nicht“, fuhr Marwitz fort. „Immer wenn er in der Rundschau über eine Veranstaltung schreibt, die ich moderiert habe, ist der Artikel voller Süffisanz. Das ist in meinen Augen schon Rufschädigung.“
    „Warum verklagen Sie ihn nicht?“, fragte Berringer.
    „Bin ich verrückt? Dann würde dieser Tietz doch erst so richtig loslegen. Und weil diese Pressegeier alle irgendwie zusammenhalten, wenn’s gegen ein wehrloses Opfer geht, hätte ich dann auch noch seine Kollegen am Hals. Davon abgesehen habe ich mich auch schon juristisch beraten lassen, und mir wurde dringend von einer Klage abgeraten. Die Erfolgsaussichten seien gleich null, von wegen Presse- und Meinungsfreiheit und so.“
    „Tja, da bin ich wohl der Falsche, um Ihnen irgendeinen Tipp zu geben“, meinte Berringer und beobachtete mit Sorge, wie Marwitz immer mehr in Rage geriet. Die Adern an seinem Hals schwollen auf bedenkliche Weise an, und die Gesichtsfarbe wurde sogar noch eine Spur

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