Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
an.
Berringer fasste ihr kurz den Stand der Dinge zusammen und sagte dann: „Wäre klasse, du könntest rausfinden, ob dieser Eckart Krassow zur fraglichen Zeit tatsächlich im Sender war oder ob nicht manchmal vielleicht doch Aufzeichnungen gezeigt werden.“
„Wie soll ich das denn hinkriegen?“, beschwerte sie sich prompt. „Außerdem wollte ich gleich Feierabend machen, es sei denn, du zahlst mir die zusätzlichen Stunden.“
„Bin ich dir schon mal was schuldig geblieben?“
„Na ja …“
„Bitte?“
„Schon gut. Aber du könntest mal darüber nachdenken, ob du meine Dienste nicht finanziell etwas höher bewerten möchtest.“
Höher bewerten, dachte Berringer. BWLer-Gequatsche. Bildung verdirbt eben den Charakter!
„Ich denke darüber nach.“
„Echt?“
„Echt. Und noch was: Ich brauch alles über einen gewissen Artur König. Der war Türsteher in Düsseldorf und soll inzwischen Anführer der MEAN DEVVILS sein.
Durchforste das Internet und …“
„Wäre es nicht leichter, du quatschst deswegen deine Ex-Kollegen an?“
„Das tu ich schon.“
„Na ja, ich werd mal sehen, was sich machen lässt.“
„Gut.“
Als er schließlich Marwitz‘ Agentur erreichte, musste sich Berringer zwischen all den Einsatzfahrzeugen erst einen Platz suchen, wo er seinen Opel abstellen konnte. Die Presse war auch schon da. Und Kommissar Anderson sah er ebenfalls herumlaufen.
Allerdings schien sich die Polizei hauptsächlich für das Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu interessieren.
Berringer ging zuerst zu Marwitz.
„Diesmal war es noch knapper!“, stieß der Event-Manager aufgeregt hervor und deutete auf den zerstörten Lautsprecher der PA-Anlage. „Wer macht so was? Schießt auf mich, während die Polizei fast danebensteht und zusieht!“
„Also ehrlich, so was haben wir uns nicht mal in Kreuzberg getraut“, äußerte der recht dicke und sehr große Mann, der in der Nähe stand.
„Wer sind Sie bitte?“, fragte Berringer.
„Harry Handbroich von der Handbroich-Spedition. Aber für dich Harry. Und wer bist du?“
Am liebsten hätte Berringer geantwortet: Ich bin Herr Berringer. Aber stattdessen sagte er: „Ich bin der Robert.“
„Geil. Der Privatdetektiv, ne‘?“
Das „ne‘“ mit dem dumpfen, kurz gesprochenen E am Ende war zusammen mit dem Wort „geil“ so etwas wie das verbale Erkennungszeichen einer Generation.
„Ja, der Privatdetektiv“, bestätigte Berringer.
„Also wenn du mich fragst, Robert, der Kerl, der das getan hat, wollte unserem guten Frank nur Angst machen. Ich meine, zweimal daneben – das gibt’s doch sonst nicht.
Jedenfalls nicht so knapp.“
Berringer wandte sich an Marwitz. „Haben Sie was gesehen?“
„Wie er davonlief. Über das Dach der Halle da vorn.“
„Na ja“, meinte Berringer, „jedenfalls wissen wir nun, dass es ein Mann ist.“
„Sah jedenfalls von der Figur her so aus. Mehr war auch nicht zu erkennen. Nur ist er leider auf rätselhafte Weise verschwunden. Die Polizei sagt, wahrscheinlich durch einen Abwasserkanal.“
„Spricht für gute Planung“, murmelte Berringer nachdenklich. „Ich komme übrigens gerade von Krassow …“
Er dachte an die Schuhe und hätte zu gern gewusst, ob wirklich Hundekot oder vielmehr Klärschlamm an ihnen geklebt hatte.
Aber jetzt zurückzufahren, um das zu überprüfen, hatte kaum Sinn. Entweder hatte die Müllabfuhr die Schuhe bereits mitgenommen, oder Krassow hatte, wenn er tatsächlich etwas mit den Anschlägen auf Marwitz zu tun hatte und wie das Phantom von Mönchengladbach durch die Abwasserkanäle entkommen war, die verschmierten Treter inzwischen anderweitig entsorgt. Vielleicht im Garten vergraben, dachte Berringer.
„Was haben Sie denn von Krassow herausbekommen?“, fragte Marwitz.
„Nicht der Rede wert“, erwiderte Berringer. „Nur, dass er offenbar wirklich ein sehr guter Armbrustschütze ist und von daher für so einen Kunstschuss in Frage käme.“ Und auch vom zeitlichen Ablauf her hätte Krassow zumindest dieses Mal der Täter sein können …
„Er muss hinter diesen Anschlägen stecken“, war Marwitz überzeugt. „Eigentlich dachte ich …“ Er stockte.
„Was?“, hakte Berringer nach.
Marwitz schluckte und scheute offenbar davor zurück weiterzusprechen, rang sich dann aber doch dazu durch: „Na ja, ich hatte gehofft, Sie würden ihn mal etwas härter anfassen.“
Berringer riss die Augen auf und starrte ihn an. „Wenn Sie einen
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