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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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es.“
    Berringer nickte versonnen. „Manchmal erhält das Leben durch ein einschneidendes Erlebnis eine Wendung, mit der man nie gerechnet hätte. Auf einmal gibt es ein Davor und ein Danach, und nichts ist mehr, wie es war.“ Berringer machte ganz den Eindruck, als würde er zu sich selbst sprechen. „Man beurteilt alles neu und ganz anders als vorher und sieht die Dinge in einem angemessenen Verhältnis. Wichtiges wird unwichtig, Unscheinbares plötzlich herausragend.“ Bruder Andreas alias Klaus Flohe sah ihn erstaunt an. „Ich höre da eigene Erfahrung aus Ihren Worten.“
    „Na ja …“
    „Aber davon haben Sie sicher reichlich in Ihrem Job.“
    „Meine Familie starb durch eine Autobombe, die für mich bestimmt war.“ Berringer wandte sich an Frau Gerresheim. „Wenn ich Ihnen also mein Mitgefühl ausspreche und sage, ich weiß, was Sie durchmachen, ist das nicht nur so dahergesagt. Ich weiß es wirklich und kann Ihnen nur raten, früh genug professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.“
    „Hilfe?“, fragte Frau Gerresheim.
    „Wenn Ihre Gedanken nur noch um diesen einen Moment kreisen, in dem sich alles verändert hat … Wenn Sie davon nicht mehr loskommen … Wenn Sie plötzlich wie erstarrt dasitzen, weil irgendeine Kleinigkeit Sie an das erinnert, was geschehen ist …“
    „Ich war nicht dabei“, sagte sie tonlos. „Ich lag im Bett und habe schon geschlafen.
    Es ging mir gestern den ganzen Tag über nicht gut. Migräne, wissen Sie. Aber mein Mann war noch unten im Wohnzimmer. Er braucht abends oft etwas länger, um abzuschalten, denn er arbeitet in einem sehr stressigen Beruf …“ Sie schluckte. „Ich muss mich wohl noch daran gewöhnen, von ihm in der Vergangenheit zu sprechen.“
    „Das kann ich gut verstehen“, meinte Berringer.
    Sie sah ihn einige Augenblicke lang an. „Ich danke Ihnen, für das, was Sie gerade gesagt haben, Herr Berringer. Es tut mir natürlich auch für Sie leid, was mit Ihrer Familie passiert ist, aber für mich ist es ein Trost, dass es jemanden gibt, der weiß, was im Moment in mir vorgeht.“
    „Auf ihren Mann wurde vor Kurzem schon einmal ein ähnlicher Anschlag verübt“, versuchte Berringer das Gespräch behutsam auf eine konkretere Ebene zu bringen.
    „Ja – und ich verstehe nicht, wie er so unvorsichtig sein konnte, die Rollläden nicht herunterzulassen. Aber er hat immer gesagt: Wenn es mich trifft, dann trifft es mich.
    Ich kann mich nicht einigeln und hinter einem Schutzpanzer wie in einem Gefängnis leben. Ich bin Arzt, hat er gesagt, und das sei nun mal ein öffentlicher Beruf …“ Sie begann zu schluchzen, fasste sich aber recht schnell wieder.
    Berringer konnte sich nicht daran erinnern, schon mal gesehen zu haben, wie sich eine Frau auf ähnliche Weise die Augen wischte. Ihm fiel nur ein Wort ein, dass es umschrieb: Make-up-schonend. An der Echtheit ihrer tiefen Empfindungen zweifelte er jedoch nicht einen Moment. Sie bemühte sich nur, die Fassade aufrechtzuerhalten.
    Aber es blitzte genug von dem durch, was sich dahinter abspielte.
    Bruder Andreas hingegen hatte es offenbar aufgegeben, sich hinter irgendwelchen Fassaden zu verstecken. Er hatte sein Leben zu einem bestimmten Zeitpunkt radikal geändert. So etwas erweckte stets Berringers besonderes Interesse, ganz unabhängig davon, ob es mit irgendwelchen Ermittlungen in einem Zusammenhang stand oder nicht.
    „Ich weiß, dass es für Sie eine Zumutung sein muss, meine Fragen zu beantworten“, sagte Berringer an Frau Gerresheim gerichtet. Er hatte schon auf der Fahrt nach Schelsen in Erfahrung gebracht, dass ihr Vorname Ilka lautete. Ein Name, der so etwas wie ein Altersausweis war, denn man vernahm ihn fast nur bei Frauen ihrer Generation. „Seien Sie froh, dass Sie in dieser schweren Stunde so einfühlsamen Beistand haben wie Herrn Flohe. Oder besser gesagt: Bruder Andreas.“ Sie sah ihn an. „Fragen Sie ruhig weiter. Dieser Mörder soll nicht so einfach davonkommen. Dieser Mensch hat mutwillig unser Leben zerstört.“
    „Vor Kurzem wurde jemand anderes auf gleiche Weise ermordet. Ein gewisser Dr. Markus Degenhardt, ein Anwalt hier aus Mönchengladbach. Kannten Sie Dr. Degenhardt?“
    Frau Gerresheim nickte. „Er war ein guter Freund meines Mannes und hat uns in rechtlichen Belangen das eine oder andere Mal sehr geholfen. Mein Mann war völlig konsterniert, als er hörte, dass Markus ermordet wurde.“
    „Ich kenne Markus Degenhardt ebenfalls“, sagte Klaus Flohe. „Er

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