Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
gehörte zu unserer Clique, damals während des Studiums in Köln. Wir kamen alle aus Mönchengladbach, und das hat uns damals zusammengeführt.“
„Und Sie sind alle wieder hierher zurückgekehrt.“
„Ich nicht“, verneinte Klaus Flohe. „Ich habe lange in Köln, in München und dann in New York gearbeitet. Jetzt lebe ich allerdings wieder am Niederrhein. Unsere Gemeinschaft ist in Sonsbeck ansässig. Ich weiß nicht, ob Sie den Ort kennen: eine große Mühle und ein paar Häuser …“
„Nein“, gestand Berringer, „so weit bin ich noch nicht herumgekommen.“ Er sah Flohe noch einmal an, runzelte die Stirn, und dann wusste er, warum ihm dieses Gesicht so bekannt vorkam. „Kann es sein, dass ich Sie auf einem Foto gesehen habe? Es hängt in Dr. Degenhardts Büro und zeigt ein paar junge Leute, die auf einer Jacht herumalbern?“
„Ja, das kann sein“, murmelte Flohe. „Wusste gar nicht, dass Klaus das Foto in seinem Büro hängen hatte …“
„Mein Mann hatte auch einen Abzug“, sagte Ilka Gerresheim. „Und ihm war das Bild auch sehr wichtig. Er hat es manchmal lange angestarrt, und wenn ich ihn dann fragte, warum, dann hat er nicht geantwortet.“
„Wo ist das Bild?“
„Einen Moment, Herr Berringer.“
Ilka Gerresheim ging zum Schrank und holt ein Fotoalbum hervor. Dann kam sie zurück. Nach wenigen Augenblicken hatte sie das Foto gefunden.
Sie gab Berringer das Album. Klaus Flohe schnitt auf dem Foto eine Grimasse, vielleicht hatte sich Berringer deswegen mit Verspätung daran erinnert, woher er ihn kannte.
„Ja, das ist der Markus, und da bin ich. Und der Rainer natürlich“, murmelte Klaus Flohe, der aufgestanden war und Berringer über die Schulter blickte.
Und Berringer dachte: Wenn man ihn nicht ansieht und nur seiner Stimme lauscht, klingt er wie ein alter Mann, der sich an die gute alte Zeit erinnert. Dann berichtigte er sich in Gedanken: Nein, falsch. Nicht die gute alte Zeit. Die schlimme …
Denn da war irgendeine Nuance in Klaus Flohes Stimme, die Berringer hellhörig werden ließ. Da waren nicht nur Erinnerungen an Freundschaft und ausgelassenes Vergnügen, die er mit diesem Foto verband, da war auch noch etwas anderes. Etwas Düsteres. Etwas, das lange nicht ausgesprochen worden war oder vielleicht auch noch nie. Für solche Sachen hatte Berringer einen sechsten Sinn. Er konnte so etwas manchmal förmlich riechen.
„Wer sind die anderen Personen auf dem Foto?“, wollte er wissen.
„Meinen Sie, das ist wichtig?“, fragte Klaus Flohe.
„Zwei Menschen auf diesem Bild sind tot“, sagte Berringer.
„ Drei Menschen auf diesem Foto sind tot“, korrigierte Klaus Flohe und wirkte dabei sehr abwesend. „Aber das gehört nicht hierher.“
„Wer?“, fragte Berringer.
„Der ganz links. Das ist Björn Mader. Er starb schon damals …“
„Markus hat mir davon mal erzählt. Der war wohl drogensüchtig“, sagte Ilka Gerresheim.
„Ja …“, murmelte Klaus Flohe. Er sah Ilka Gerresheim auf eine sehr seltsame Weise an, so als hätte er noch etwas äußern wollen, sich aber im letzten Moment anders entschieden.
„Können Sie mehr dazu sagen?“, hakte Berringer nach. Aber noch ehe Flohe antwortete, wusste er schon, dass das Tor in die Vergangenheit, das sich für einen kurzen Augenblick geöffnet hatte, wieder verschlossen war. Weshalb auch immer.
„Das gehört nicht hierher“, wiederholte Klaus Flohe tonlos. „Björn hat seinen Frieden, und so soll es bleiben. Wir haben oft an ihn gedacht …“ Auf wen will er Rücksicht nehmen?, fragte sich Berringer. Auf Ilka Gerresheim?
Wahrscheinlich. Es war vielleicht besser, wenn er Flohe ein andermal befragte.
Allein. Vielleicht bestand dann die Chance, dass sich das Tor der Pforte noch einmal öffnete. So wie eben, dachte Berringer, denn er hatte durchaus den Eindruck gehabt, dass der Ordensbruder unter anderen Umständen bereit gewesen wäre weiterzusprechen.
„Dies hier ist Frederike Runge“, sagte Berringer und deutete auf das Foto.
„Ja“, sagte Flohe. „Frederike …“
„Und wer ist die junge Frau links von ihr?“
Klaus Flohe alias Bruder Andreas schwieg, und Berringer hatte den Eindruck, dass er für ein paar Augenblicke völlig in seinen eigenen Gedanken gefangen war und Berringers Frage gar nicht mitbekommen hatte.
„Petra Römer“, antwortete Ilka Gerresheim. „Ich kannte meinen Mann damals noch nicht, aber ich weiß das so genau, weil Petra Römer die Ex-Freundin von Rainer ist.
Ich
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